Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
allein.
»So, hinsetzen«, befahl Sam. Sein strenger Tonfall ließ nicht darauf schließen, dass er der Jüngere war und in einem Krankenhausbett lag.
Mike kam der Aufforderung nach, weil er seinem gesundheitlich angeschlagenen Bruder keinen Grund liefern wollte, sich aufzuregen. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was gibt’s?«
»Was läuft da zwischen dir und Cara?«, erkundigte sich Sam.
»Nichts.«
»Du hast noch nicht mit ihr geredet, oder? Über das, was zwischen euch passiert ist, meine ich.« Sams Stimme klang heiser, seine Kehle war wie ausgetrocknet.
Mike reichte ihm ein Glas Wasser, das auf einem Tablett stand. »Es hat sich noch keine Gelegenheit dazu ergeben.«
Sam trank und ließ das Glas sinken. »Du meinst wohl, sie hat es noch nicht aufs Tapet gebracht, und du wirst dich hüten, es zu tun.«
»Warum zum Geier müssen wir das ausgerechnet jetzt diskutieren, wo du im Krankenhaus liegst? Du hättest das Thema doch schon vor Wochen anschneiden können.« Oder am besten gar nicht , dachte Mike.
»Weil du jetzt gezwungen bist, mir zuzuhören.« Sam grinste, wohl wissend, dass er recht hatte.
»Die ganze Sache geht dich einen feuchten Kehricht an«, erwiderte Mike abwehrend, den Blick stur auf die weiß getünchte Krankenhauswand gerichtet. Aber was, wenn … »Hat Cara irgendetwas zu dir gesagt … wegen uns ?« Das Wort kam ihm nur schwer über die Lippen.
»Nein. Sie weiß, dass sie von dir nichts zu erwarten hat«, brummte Sam.
»Gut.« Mike atmete erleichtert auf.
Das hätte ihm noch gefehlt, dass sich eine Frau, mit der er geschlafen hatte und deren Chef er nun war, irgendwelche Hoffnungen machte. Er schauderte allein bei der Vorstellung. Es kostete ihn auch so bereits genügend Überwindung, hierzubleiben und sich auf seine Tätigkeit zu konzentrieren. Und dann noch die Sorge um seinen alten Herrn …
»Gut?«, wiederholte Sam und ballte unwillkürlich die Fäuste.
Wenn es um Cara ging, war sein Beschützerinstinkt unheimlich ausgeprägt. Auch deshalb war es ein Fehler gewesen, mit ihr zu schlafen, das war Mike mittlerweile klar.
Und doch hätte er nichts dagegen gehabt, denselben Fehler noch einmal zu machen. Wobei es sich damals ganz und gar nicht wie ein Fehler angefühlt hatte.
»Hör zu, Mike. Nur weil sie das weiß, bedeutet das noch lange nicht, dass sie es okay findet, wenn du die Angelegenheit einfach totschweigst. War es denn wirklich so verdammt schlimm, Herrgott nochmal?«
»Nein, es war so verdammt gut. Können wir es dabei belassen?«, blaffte Mike seinen Bruder an.
Sam grinste und sagte: »Gestatte mir noch eine Frage, ja? Was würdest du tun, wenn jemand mit Erin so umspringen würde wie du mit Cara?«
»Ich würde ihm ordentlich den Arsch versohlen«, antwortete Mike, für den seine Schwester immer noch ein unschuldiges junges Ding war, ihren siebenundzwanzig Jahren zum Trotz.
Der vielsagende und auch enttäuschte Blick seines Bruders versetzte Mike einen Stich. Er lief feuerrot an vor Verlegenheit. Okay, dachte er beschämt, ich sollte wohl doch mit Cara reden .
»Der Punkt geht an dich«, räumte er ein. »Aber ich werde trotzdem nicht mit dir über Cara reden.«
»Gut so, ich will nämlich gar keine Details hören. Ich wollte nur sichergehen, dass du auch den richtigen Blickwinkel hast.« Sam deutete auf das Glas, und Mike schenkte ihm Wasser nach. »Außerdem gehe ich mal davon aus, dass es ohnehin nicht lange dauern wird, bis ihr zwei euren Trieben nachgebt und wieder miteinander im Bett landet.«
Damit hatte er vermutlich recht und erinnerte Mike an das, was ihm vorhin schon durch den Kopf gegangen war: Sosehr er auch versuchte, es zu ignorieren oder zu überspielen, Cara reizte ihn wie keine andere Frau, und das machte sie zu einer Gefahr, gegen die jeder Kriminalfall und jeder mögliche Verdächtige harmlos war. Er konnte die Tatsachen nicht länger unter den Teppich kehren, so viel war klar. Dass Gefühle aber auch gleich so konkret werden mussten, wenn man erst einmal darüber gesprochen hatte!
Nein, keine Gefühle , dachte Mike und schüttelte heftig den Kopf. Es waren keine Gefühle im Spiel. Das mit Cara war lediglich Sex gewesen. Leidenschaftlicher, heißer Sex. Viel heißer, als er es je bis zu jener Nacht erlebt hatte …
Höchste Zeit für einen Themenwechsel. »Wie fühlst du dich denn heute?«, fragte er seinen Bruder.
Sam verzog das Gesicht. »Als müsste mein Schädel jeden Moment explodieren. Und mein
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