Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
rauen Stimme ging erneut ein Schaudern durch Caras Körper – eines, das rein gar nichts mit dem Unfall zu tun hatte.
»Ja, die Sanitäter haben mir noch am Unfallort grünes Licht gegeben. Ich schätze, ich habe bloß einen leichten Schock.«
Mike legte die Stirn in Falten. »Setzen wir uns.« Er nahm sie am Ellbogen und führte sie zu einem Stuhl an der Wand, ohne ihre Einwilligung abzuwarten.
Cara, die noch ziemlich weiche Knie hatte, ließ es geschehen. Erin nahm auf der gegenüberliegenden Seite Platz, Mike ließ sich neben Cara nieder. Er war so nah, dass ihr der würzige Duft seines Rasierwassers in die Nase stieg und eine Hitzewelle durch ihren Körper sandte. Sie verdrängte den Gedanken daran.
»Was ist denn genau passiert?«, fragte Erin leise.
»Sam saß am Steuer, alles war bestens, und dann hat er sich plötzlich aus heiterem Himmel vor Schmerz gekrümmt.« Seltsamerweise tat es Cara gut, über den Vorfall zu sprechen und ihn auf diese Weise ein wenig zu verarbeiten. »Ich habe noch versucht, das Lenkrad herumzureißen, aber ich hab’s nicht geschafft – und dann sind wir auch schon gegen den Baum gekracht.«
Sie atmete tief durch, um sich ein wenig zu sammeln, ehe sie fortfuhr. »Auf meiner Seite hat sich der Airbag geöffnet, bei Sam nicht. Sein Kopf ist auf das Lenkrad geknallt …« Cara verzog das Gesicht, hatte sie doch das grauenhafte Geräusch noch allzu gut im Ohr. »Bei der Kollision mit dem Baum wurde vor allem die Fahrerseite in Mitleidenschaft gezogen. Ich konnte mich selbst befreien und die Rettung rufen. Tja, und hier sind wir jetzt.«
Sie ballte die Fäuste so fest, dass sich ihre Fingernägel ins Fleisch bohrten.
»Nicht.« Mike ergriff ihre Hände und öffnete sie sanft.
Sie zuckte bei der Berührung zusammen, als hätte man ihr einen Stromstoß verpasst, den sie in ihrem gesamten Körper spüren konnte. Erstaunt hob sie den Kopf und sah in seinen Augen, dass er genauso verblüfft war wie sie.
Mike zog hastig die Hände zurück und stand auf. »Wo bleiben denn die verdammten Ärzte? Ich will wissen, wie es Sam geht!«
Erin erhob sich ebenfalls und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es kommt bestimmt gleich jemand.« Wie auf ein Stichwort sagte jemand hinter ihnen: »Hallo, Cara!«
»Alexa!« Cara sprang auf und drehte sich zu einer bildhübschen jungen Frau um, deren rotbraunes Haar zu einem Knoten zusammengebunden war. Dr. Alexa Collins war eine ihrer engsten Freundinnen und die diensthabende Ärztin.
»Wie geht es ihm?«, fragten Sams Geschwister wie aus einem Mund.
»Sein Zustand ist stabil. Sams Schmerzen während der Fahrt waren auf eine akute Appendizitis zurückzuführen.« Sie sah zu Cara. »Hat er heute nicht über Bauchweh geklagt?«
Cara überlegte und schüttelte dann den Kopf.
Alexa runzelte die Stirn. »Dann hat dieser Sturschädel es wohl einfach ignoriert oder dir bewusst verschwiegen. Eine Blinddarmentzündung macht sich nämlich durch anhaltende Schmerzen bemerkbar.« Sie kannte Sam ganz augenscheinlich genauso gut wie Cara. »Tja, jedenfalls wird der Blinddarm jetzt entfernt, und sofern es bei der Operation keine Komplikationen gibt, sollte er bald wieder wohlauf sein. Zum Glück hat er bei dem Unfall keine lebensbedrohlichen Verletzungen davongetragen. Er hat lediglich eine Prellung vom Aufprall auf das Lenkrad.« Sie schenkte Erin, Mike und Cara ein beruhigendes Lächeln. »Ich geh dann mal wieder rein. Ich gebe Bescheid, wenn er im Aufwachraum ist und ihr zu ihm könnt.«
»Danke.« Erin atmete erleichtert auf. »Ich rufe gleich Mom und Dad an.« Sie eilte nach draußen, wo die Benutzung von Mobiltelefonen gestattet und der Empfang besser war.
»Danke, Alexa«, sagte auch Cara.
Alexa lächelte. »Ich bin selbst froh, dass ich einigermaßen gute Neuigkeiten für euch hatte. Und ich kann es kaum erwarten, Sam die Leviten zu lesen, weil er wegen der Schmerzen nichts gesagt hat. Er muss etwas gespürt haben.«
»Ich kann dir gern dabei behilflich sein«, brummte Mike. »Danke für alles.«
Alexa nickte. »Wie gesagt, ihr hört von mir.« Damit ließ sie Cara und Mike allein zurück.
Nun, da die Anspannung von ihr abgefallen war, fühlte sich Cara mit einem Mal erschöpft. »Ich hole mir einen Kaffee. Willst du auch einen?«, fragte sie die hünenhafte schweigsame Gestalt, die neben ihr stand.
»Nein danke.«
Sie zuckte die Achseln. »Dann eben nicht.« Der kurze Augenblick der Vertrautheit war verflogen, und sie fühlte sich unwohl in
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