Kuess mich toedlich
Zöllner saß, der ihre Papiere kontrollierte. Sie benutzten Pässe einer gewissen Miriam Lehnert und eines Herrn Peter Burkhart, ebenso zwei Presseausweise, die Ben erst gestern mit einem Farbdrucker, Laminiergerät und diversen Stiften zusammengebastelt hatte. Der dunkle Ägypter mit Vollbart warf einen kurzen Blick darauf.
»Welche Arbeit bringt sie nach Ägypten ?« Sein gebrochenes Englisch war schwer zu verstehen.
»Wir sind Journalisten und wollen Fotos von der Wüste machen .«
Der Kerl nickte, schien offensichtlich alles zu seiner Zufriedenheit verstanden zu haben und gab ihnen die Papiere zurück. Sie gingen in der Schlange vorwärts und nach ein paar Minuten wurde ihr Gepäck auf silbernen Korbwagen in die Halle gefahren. Ben schnappte sich ihre beiden Taschen. Von einer richtigen Gepäckausgabe konnte man hier nicht sprechen. Alles an diesem Flughafen wirkte reichlich improvisiert. Sarah war dankbar dafür, dass sie nur ihren Rucksack tragen musste, da sie gegen das Gefühl ankämpfte, jeden Moment einfach umzufallen. Sie fand es grässlich. Wieso war es hier drin so heiß und stickig?
»Warum muss es ausgerechnet Ägypten sein ?« Sie konnte sich ein Stöhnen nicht verkneifen.
»Weil die Wüste mörderisch ist. Niemand würde hier ein geheimes Archiv vermuten. Und nur wenige tun sich die Strapazen einer solchen Reise an. An jedem anderen Ort der Welt müsste die Familie aufwendige Sicherheitsvorkehrungen und Wachposten benutzen. So etwas ist schwer zu tarnen. Aber ein geheimer Außenposten in Afrika ist so ziemlich der letzte Platz, an dem europäische Daten der Familie vermutet werden .« Sie musste einfach den Kopf schütteln. »Diese Kerle sind nicht ganz richtig im Kopf. Wieso kann es nicht ein Küstenort mit angenehmer Brise sein? Am Rande vom Nirgendwo, von mir aus.«
Als sie endlich im Hotel ankamen, stürmte Sarah sofort ins Bad und übergab sich. Mit zittrigen Fingern schloss sie den Toilettendeckel, setzte sich darauf und versuchte, zu ignorieren, dass sich das verdammte Bad weiter drehte.
Ben kam mit besorgtem Blick zu ihr und kniete sich vor sie. »Das ist die Hitze. Daran gewöhnst du dich. Es ist nur so schlimm, weil du direkt vom unterkühlten Flieger in diese Affenhitze bist. Und das verdammte Taxi hatte auch keine Klimaanlage .« Liebevoll drückte er ihren Unterarm.
Sie nickte, weil sie ihm glauben wollte, nicht weil sie sich besser fühlte. »Ich bin nur eine Belastung für dich .« Sie jammerte. Na, das fing ja gut an.
»Nein. Ich brauche dich. Ohne dich bin ich nur ein Kerl, der sich in der Wüste herumtreibt und keine Ahnung hat, wonach er eigentlich sucht. Ohne deinen Verstand bin ich aufgeschmissen .« Er lächelte ihr zu und tippte auf ihre Schläfe. So war Ben nur zu ihr. Zärtlich, besorgt und geduldig. Sarah war sicher, dass niemand außer ihr diese Seite an ihm kannte und das gefiel ihr sehr. Etwas an ihm war nur für sie reserviert. Schon fühlte sie sich etwas besser. Sie ließ sich von Ben hochhelfen, wusch sich das Gesicht und duschte kalt, während er ihr mit verschleierten Augen zusah. Sie liebte es, seinen Blick auf sich zu spüren, selbst wenn er sie nicht berührte.
»Brauchst du nicht auch eine Dusche? Auch wenn der Wasserdruck bescheiden ist, kühlt es herrlich ab .«
»Das sehe ich«, sagte er mit belegter Stimme, während seine Augen auf ihrer Gänsehaut und vor allem an ihren Brüsten klebten. Lange ließ er sich nicht bitten, schlüpfte aus seinen Klamotten und genoss das kühle Nass genauso sehr wie sie. »Ich erinnere mich an ein anderes Mal, als ich es nicht geschafft hab, dich zu waschen. Aber diesmal bin ich ganz zuversichtlich, und du scheinst dich darauf zu freuen«, neckte er sie, als er schon längst dabei war, sie einzuseifen und ihren Körper zu erforschen. Sarah ließ es nur zu gern geschehen und drehte den Spieß nach einer Weile um. Erst jetzt schien ihr dieses brütend heiße Fleckchen Erde gar nicht mehr so furchtbar. Mit Ben unter der Dusche wurde es einfach nur herrlich.
Der nächste Tag war die reinste Hölle und die kalte Dusche vom Vorabend längst vergessen. Schweiß und Sand hatten alles wieder zurückerobert. Ben hatte zu Geschäftsbeginn das Geld in der Bank abgehoben und konnte in der Autovermietung einen Landrover für ein paar Tage besorgen. Gerade, als sie auf dem Weg in die alte Siedlung Kurna , in dem altem Grabräuberdorf nahe des Tals der Könige, ankamen, brannte die Sonne mit der ganzen Gewalt der Mittagshitze
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