Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuess mich toedlich

Kuess mich toedlich

Titel: Kuess mich toedlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
Vom Netzwerk:
Ankunft warteten. Bens Plan war einfach. Da raus gehen, sich erschießen lassen und so viele von ihnen dabei erledigen, wie er schaffte. Kaum hatte er seine Deckung verlassen, traf ihn der erste Schuss. Das war es also. Sein Ende.

Kapitel 12
    Fast ein Jahr später
    Innenstadt, am Rande des Stadtparks, 15:30
     
     
     
    E r stand am Rande eines Hochhausdaches. Die Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen, rauchte er langsam seine Zigarette fertig, ehe er sie in den Abgrund schnippte. Seine Kleidung war warm und schmutzig, doch sie hielt den rauen Wind und den immer wieder einsetzenden Nieselregen kaum von ihm fern. Träge schweifte sein Blick in die Büros gegenüber, zu den Frauen und Männern, die sich dort am warmen Büroplatz ihr Brot verdienten und die ihn nicht kümmerten. Sein Vorarbeiter brüllte ihm etwas zu, aber bei dem pfeifenden Wind hier oben verstand er ihn nicht. Es war auch egal, er wusste sowieso, dass es nur ein Befehl sein konnte oder eine Beschimpfung. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Provokant langsam holte er sich Werkzeug und Eimer zurück, um noch mehr Dreck der Stadt aus den Dachrinnen zu kratzen. Schließlich machte er das schon den ganzen Tag. Aber egal wie oft er angebrüllt wurde, wie mies und dreckig die Arbeit war, wie sehr er fror und ihm alles wehtat, er machte weiter, wie immer. Während er eine neue Ladung aus schwarzer Schmiere und Laub in den Eimer kratzte, erhaschte er im Büroraum gegenüber einen roten Haarschopf. Sofort schnellte sein Puls in die Höhe und er hielt die Luft an. Als er den sonnengebräunten Teint der Frau erkannte, als sie sich umdrehte, stieß er die angehaltene Luft aus und schüttelte über seine Blödheit den Kopf. Seine Kopfhaut juckte vom Dreck und der Witterung, doch weder nahm er die Kappe ab noch kratzte er sich. Denn jeder von den Jungen, die mit ihm hier oben ackerten, könnte dann die Platzwunde an seinem Haaransatz sehen. Und eines wusste er, würde es auch der Vorarbeiter sehen, wäre der Lohn für einen ganzen Tag im Arsch. Es wäre nicht das erste Mal, dass es passieren würde, doch langsam wurde das Geld knapp. Er hatte schon seit Tagen nichts Richtiges zwischen die Zähne bekommen. Und das Startgeld für die Kämpfe war fast mehr, als ihm seine Gelegenheitsjobs einbrachten. Eigentlich wollte er morgen das erste Mal seit einem Monat frühstücken, aber was er wollte, zählte nicht. Morgen hieß es ab fünf Uhr bereitstehen am Arbeiterstrich, wo er nicht gerade beliebt war. Denn er war jung und zäh und bereit, sich für ein paar Mäuse halb tot zu schuften. Manchmal hatte er sogar ein schlechtes Gewissen, oder eher ein Überbleibsel dessen, weil viele der Ausländer, die hier warteten, eine Familie ernähren mussten, während er nur hier war, um zu büßen und seine Zeit abzusitzen. Aus seinen Racheplänen war nie etwas geworden und sich aufzugeben, war sowieso viel leichter und trieb seine Selbstzerstörung schneller voran. Aber an einem Tag, an dem keine Kämpfe stattfanden, fand er, ging es nicht schnell genug. Er war es leid und wartete darauf, dass ihm endlich jemand den endgültigen Schlag verpasste. Noch war es nicht geschehen. Bitterkeit kam ihm hoch.
    Da legte man das wertlose Leben in die Hand des Schicksals und dann das! Nichts. Kein Ende. Keine Erlösung. Und das seit Monaten!
     
    Stadtpark, 23:30
     
    Der Park war nachts ein gefährliches Pflaster, besonders in dieser Stadt. Ab einer gewissen Uhrzeit mieden Frauen den Park generell, abgesehen von ein paar Betrunkenen und den Prostituierten im Südteil. Daher waren sie sich einig, dass die junge Hübsche, die gerade den Park betrat, genau richtig war, um ihr ein paar Scheine, und was sie sonst noch dabeihatte, abzunehmen. Die Auswahl hatte er getroffen. Sein Begleiter war gerade erst fünfzehn und lief ihm ständig nach und brauchte dringend wieder einen Schuss. Er würde sich danach eine Flasche von etwas gönnen, ehe er versuchen würde, einen Platz im Obdachlosenheim zu bekommen. Er sah der Hübschen nach und lächelte. Er war es auch, der ein Messer hatte und sich die ängstlichen jungen Frauen ausgesucht hatte, von denen er sich sicher war, sie würden sich vor Angst ins Höschen pissen und brav das Geld rausrücken. Bisher hatte er immer gut gewählt. Der Junge stand eigentlich nur nutzlos rum, ging ihm auf den Sack und versuchte, das Zittern einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Er musste ihn bald loswerden, diesen Fixer, der nicht zu retten war, und der sich an

Weitere Kostenlose Bücher