Kuess mich ueber den Wolken
Sie Ambers Fragen beantwortet oder nicht?“, fragte Royce noch einmal. Er konnte beinahe hören, wie es in Barrys Kopf arbeitete.
„Ich glaube nicht, dass Sie das getan haben“, sagte Royce in das Schweigen hinein. „Weil ich nämlich während des Gesprächs neben ihr gesessen habe. Sie haben ihr nicht die geringste Chance gelassen, Fragen zu stellen.“ Wieder wartete er darauf, dass Barry etwas erwiderte.
Nur zögernd begann der zu sprechen. „War sie … also … ist sie da?“
„Nein. Sie ist nicht hier. Es ist elf Uhr. Um diese Zeit arbeitet die Frau nicht.“
Wieder Schweigen.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag“, fuhr Royce fort. „Morgen früh steigen Sie ins Flugzeug. Der Firmenjet steht nicht zur Verfügung, also müssen Sie sich irgendwo einen Flug buchen. Und jetzt hören Sie mir gut zu.“
Geistesabwesend nahm er einen ungeöffneten Umschlag von Schreibtisch und schlug damit auf die Platte aus polierter Eiche. Jetzt gab er sich keine Mühe mehr, freundlich zu sein. „Sie bewegen Ihren Hintern hierher. Sie entschuldigen sich bei Ms Hutton. Und Sie werden all ihre Fragen beantworten.“
„Aber … ich … Sagten Sie Hutton?“
„David Huttons Tochter. Aber darum geht es nicht.“
„Royce. Es tut mir leid. Ich wusste nicht …“
„Entschuldigen Sie sich bei ihr .“
„Natürlich.“
„Sie sind also morgen hier?“
„So früh wie möglich.“
Zufrieden legte Royce auf. Amber musste sich lediglich vergewissern, dass noch Geld auf dem Konto war, doch das war inzwischen nicht mehr die Hauptsache.
Er blickte auf den Brief in seiner Hand. Von North Path Feed. So sahen die meisten Rechnungen aus.
Ambers Besorgnis, was seine Kreditwürdigkeit betraf, hatte ihn hellhörig gemacht. Also schlitzte er den Brief auf. Anschließend nahm er die anderen Rechnungsstapel unter die Lupe.
Eine halbe Stunde später hatte er sich einen Überblick über die Verbindlichkeiten verschafft und gesellte sich wieder zu Amber und Stephanie in die Eingangshalle.
Stephanie war gerade auf dem Weg zur Tür. Winkend warf sie ihrem Bruder eine Kusshand zu, bevor sie in ihren Pick-up stieg, um nach Hause zu fahren.
Nachdem Royce die Tür hinter ihr geschlossen hatte, herrschte erst mal erwartungsvolles Schweigen.
Amber sah so nervös aus, wie er sich fühlte.
„Willst du über Barry reden?“ Amber ging in das große Wohnzimmer zurück.
„Hat sich erledigt“, antwortete er und folgte ihr mit wenigen Schritten Abstand. Bewundernd ließ er den Blick von ihren Schultern zu ihrer schmalen Taille wandern, dann zu ihrem sexy Po und den wohlgeformten Schenkeln, die von ihrer hautengen Jeans betont wurden.
In diesem Moment drehte sie sich zu ihm um. „Wie meinst du das?“
„Er kommt morgen hierher, um sich zu entschuldigen. Und um deine Fragen persönlich zu beantworten.“
Erschrocken riss sie die Augen auf. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Er hat darauf bestanden.“
„Hat er nicht.“
Royce kam näher. „Vermutlich hat er kapiert, was für ihn auf dem Spiel steht.“
„Ich will aber nicht, dass jemand tausend Meilen weit reist, um mich um Entschuldigung zu bitten, obwohl er es nicht ehrlich meint.“
„Aber ich will es.“
Damit hatte er ihr wohl den Wind aus den Segeln genommen. Am liebsten hätte er sie jetzt geküsst, nur mit Mühe konnte er sich zurückhalten. Die vollen Lippen, ihre großen Augen, der leicht nach vorn geneigte Körper …
Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort … vielleicht hätte dann etwas zwischen ihnen sein können.
Doch sie hatte ihren Standpunkt deutlich gemacht.
Und das würde er respektieren.
Es sei denn, sie überlegte es sich anders.
Die Mittagssonne fiel durch das Fenster in das Büro, als Amber sich am Computer durch die Schlagzeilen eines nationalen Nachrichtendienstes klickte. Sie war froh, dass sie den Kontakt zum Rest der Welt nicht verloren hatte.
Nachdem sie ihr Studium beendet hatte, war sie süchtig nach Nachrichten. Ständig war sie auf der Suche nach neuen Themen, die für ihre Recherchen von Bedeutung sein konnten. Seit ihrer Ankunft in Montana befand sie sich sozusagen auf kaltem Entzug und bekam nicht mehr mit, was auf der Welt vor sich ging.
Natürlich war sie etwas abgelenkt … na ja … sehr abgelenkt durch diesen sexy Cowboy, der sie schnell vergessen ließ, dass es noch eine Welt außerhalb der Ranch gab.
Gestern Abend hatte sie ganz fest damit gerechnet, dass er sie küssen würde.
Aus dunklen blauen Augen hatte er sie
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