Kuess mich ueber den Wolken
angeblickt. Heiß, glutvoll, mit unverhohlenem Verlangen. Wohlig erschauernd hatte Amber sich vorgestellt, wie er sich über sie beugen würde, um seine Lippen auf ihre zu legen, sie leidenschaftlich an sich zu reißen und ins Paradies zu entführen.
Aber dann hatte er sich zurückgezogen, und sie hatte nicht den Mut aufgebracht, etwas dagegen zu tun.
Seufzend klickte sie mit der Maus die Live-Reportage eines Senders aus Chicago an. Der Reporter berichtete über Reparaturarbeiten an einer Brücke.
Amber drehte sich wieder zum Schreibtisch um und nahm den Stapel mit der heutigen Post an sich. Barry Brewster war noch nicht eingetroffen, um den Kontostand zu bestätigen, also konnte sie die überfälligen Rechnungen nicht begleichen.
Offen gesagt graute ihr vor der Begegnung mit diesem Mann. Royce schien zu glauben, dass sie Wert auf eine Entschuldigung legte, aber da täuschte er sich. Amber hatte einen Großteil ihres Lebens mit Leuten verbracht, die aus Furcht vor Hargrove oder ihrem Vater höflich zu ihr waren. Dasselbe wollte sie heute nicht mit Barry erleben.
„Der Gouverneur kann der Frage nach Chicagos Wettbewerbsfähigkeit nicht länger ausweichen.“ Die vertraute Stimme ließ Amber aufschrecken. Sie wirbelte herum, und auf dem Bildschirm des Computers sah sie Hargrove. Von Reportern umringt, stand er vor dem Greenwood Financial Tower und sprach in die Mikrofone. „Sein Auftritt auf der Gouverneurskonferenz war einfach blamabel.“
Schuldgefühle keimten in Amber auf, und sie schaltete schnell den Ton ab. Ein paar Sekunden betrachtete sie noch Hargroves Gesicht. Dann sagte sie sich, dass sie richtig gehandelt hatte. Wenn sie bei ihm geblieben wäre, würde sie jetzt vor den Kameras seine Hand halten. Die tapfere kleine Verlobte, die sich bemühte, die Rolle der Frau an seiner Seite auszufüllen.
Zugegeben, er machte sich gut vor der Kamera. Schon immer hatte er mit Reportern umzugehen gewusst, war ihren bohrenden Fragen ausgewichen, ohne unhöflich zu wirken. Und genau deshalb baute die Partei bei der Wahl auf ihn.
Ein Geräusch von draußen, das Rufen eines Kindes, lenkte ihre Konzentration in eine andere Richtung. Amber gab sich einen Ruck, zwang sich, nicht mehr an Hargrove zu denken. Plötzlich erklangen Jubelschreie. Neugierig ging sie zum Fenster und blickte hinaus.
Zu ihrer Linken war auf einer ausgedehnten Rasenfläche ein Baseballspiel im Gang. Es spielten überwiegend Kinder von Mitarbeitern der Ranch, aber auch ein paar Erwachsene befanden sich auf dem Feld. In der Mitte stand Royce und schlug den Baseball. Amber beobachtete lächelnd, wie er vorstürmte und den Ball sanft einem Mädchen zuspielte, das höchstens acht Jahre alt war.
Das Mädchen schwang den Schläger und verpasste den Ball, doch dann reckte es trotzig das Kinn und stellte sich an der Home Plate auf. Es klopfte mit dem Schläger leicht auf das weiße Dreieck vor sich. Royce trat noch einen Schritt vor.
Amber warf einen Blick auf Hargrove, dessen Bild noch immer über den Bildschirm flimmerte … ihr altes Leben.
Immer stärker wuchs in ihr die Überzeugung, dass sie richtig gehandelt hatte. Sie wollte nicht in ihr altes Leben zurückkehren. Aber sie schuldete Hargrove eine Erklärung.
Unter den Papierstapeln auf dem Schreibtisch suchte sie nach ihrem Handy, schaltete es ein und wählte seine Nummer.
„Hargrove Alston.“
„Hier ist Amber.“
Er schwieg.
„Ich wollte sicher sein, dass du dir keine Sorgen um mich machst“, erklärte sie.
„Ich mache mir keine Sorgen“, sagte er spröde.
„Oh. Ja … das ist gut.“
„Deine Eltern haben mir erzählt, dass es dir gut geht und du so aufmerksam warst, sie anzurufen.“
Der unausgesprochene Vorwurf, dass sie es nicht für nötig gehalten hatte, auch ihn anzurufen, war nicht zu überhören.
„Hast du deinen Trotzanfall jetzt überwunden?“, fragte er.
Was bildet dieser Kerl sich eigentlich ein? „Du glaubst, ich handle aus Trotz?“, fauchte sie verärgert.
„Jedenfalls benimmst du dich wie ein Kind.“
Mühsam beherrscht biss sie die Zähne zusammen.
„Du hast meine Rede vor der Handelskammer verpasst“, warf Hargrove ihr vor.
„Du nicht, wie ich höre“, gab sie bissig zurück.
Wieder schwieg er, bevor er fragte: „Was willst du mir damit sagen?“
„Nichts.“
„Also wirklich, Amber.“
„Vergiss es. Natürlich hast du die Rede gehalten. Sie war wichtig.“
Ihre Worte schienen ihn zu besänftigen. „Bist du dann bitte rechtzeitig zum
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