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Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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stark geschminkte junge Hispanoamerikanerin würde nicht begreifen, dass man Menschen in gewissen Situationen nicht helfen konnte. Wortlos schüttelte Portia den Kopf, das Mädchen verschwand, und sie wollte sich zu den Schlaftabletten umdrehen. Aber der Drahtkorb fesselte ihren Blick. Seit Ostern waren fünf Monate verstrichen, jetzt würden die Marshmallow-Hühner wie Gummi schmecken.
    Draußen heulte die Sirene eines Streifenwagens. Am liebsten hätte Portia ihre Finger in die Ohren gesteckt. Einige der roten Osterhühner-Kartons waren eingedrückt, mehrere Zellophanfensterchen zerrissen. Widerlich. Warum wurde das Zeug nicht weggeworfen? Über ihrem Kopf surrte das Neonlicht, die übertrieben geschminkte Verkäuferin starrte sie an. Wenn Portia eine Nacht lang geschlafen hatte, würde sie sich besser fühlen. Nun musste sie möglichst rasch etwas aussuchen. Aber was?
    Das Geräusch des Neonlichts hämmerte in ihren Schläfen, ihr Puls raste. Hier durfte sie nicht länger stehen bleiben. Ihre Füße begannen sich zu bewegen, der Riemen von ihrer Handtasche rutschte an ihrem Arm hinab. Statt nach Schlaftabletten zu greifen, glitt ihre Hand in den Drahtkorb mit den Marshmallow-Hühnern. Zwischen ihren Brüsten rannen Schweißtropfen hinab. Sie nahm eine Schachtel heraus. Dann noch eine - und noch eine. Auf der Straße hupte ein Taxi. Ihre Schulter stieß gegen ein Regal voller Reinigungsmittel. Ein paar Schwämme fielen herab. Taumelnd ging sie zur Kasse.
    Hinter der Theke stand ein Junge mit Pickeln und fliehendem Kinn. Er nahm einen Marshmallow-Karton in die Hand. »Die esse ich auch gern.«
    Während er die Schachtel über den Scanner schob, fixierte Portia das Gestell mit den Boulevardzeitungen. Jeder, der in ihrem Apartmenthaus wohnte, kaufte in diesem Drugstore ein. Viele Leute führten nachts ihre Hunde spazieren. Wenn jemand hereinkam und sie sah...
    Der Junge hielt eine Schachtel mit einem beschädigten Zellophanfenster hoch. »Schauen Sie, das ist zerrissen.«
    Verwirrt zuckte sie zusammen. »Oh - diese Marshmallows sind für den Kindergarten meiner Nichte.«
    »Soll ich eine andere Packung holen?«
    »Nein, das ist schon okay.«
    »Aber die da ist zerrissen.«
    »Es ist okay, habe ich gesagt!«, schrie sie, und der Junge blinzelte erschrocken. Hastig zwang sie ihre Lippen zur Farce eines Lächelns. »Daraus machen die Kinder - Halsketten.«
    Unsicher musterte er ihr Gesicht, als würde er an ihrem Verstand zweifeln. Ihr Herz pochte immer schneller. Dann begann er wieder, Marshmallow-Kartons zu scannen. Die Tür öffnete sich, und ein älteres Paar trat ein. Die beiden kannte Portia nicht, hatte sie aber schon einmal gesehen. Endlich scannte er die letzte Schachtel. Sie gab ihm einen Zwanziger, den er wie ein Finanzbeamter inspizierte. Auf der Theke lag das Zeug verstreut - alle Leute konnten es sehen. Acht Kartons, in jedem sechs Hühner. Der Teenager reichte ihr das Wechselgeld. Ohne ihre Börse hervorzusuchen, warf sie es einfach in ihre Tasche.
    Neben der Kasse klingelte das Telefon, und der Junge meldete sich. »Hi, Mark, was ist los? Nein, vor Mitternacht komme ich hier nicht weg... Klar, das ist Scheiße...«
    Portia entriss ihm die Einkaufstüte, stopfte die restlichen Schachteln hinein. Dabei fiel eine zu Boden. Sie ließ sie liegen.
    »He, Lady, wollen Sie Ihre Quittung?«
    Sie rannte auf die Straße. Inzwischen hatte es wieder zu regnen begonnen. Die Tüte an die Brust gepresst, wich sie einer jungen Frau mit rosigen Wangen aus, die immer noch an das ewige Glück glaubte. Der Regen durchnässte ihr Haar. Als sie zu Hause ankam, zitterte sie am ganzen Körper. Sie warf die Tüte auf den Esstisch, ein paar Kartons rutschten heraus.
    Behutsam schlüpfte sie aus dem Trenchcoat und versuchte, normal zu atmen. Sie sollte eine Tasse Tee aufbrühen, Musik hören, vielleicht fernsehen. Nichts davon tat sie. Stattdessen saß sie am Couchtisch und stellte methodisch die Schachteln nebeneinander.
    Sieben Stück. In jeder Packung sechs Hühner.
    Mit bebenden Fingern begann sie, das Zellophan zu entfernen, die Pappe aufzureißen. Rote Fetzen flatterten zu Boden, Hühner quollen mit körnigem Schnee aus gelbem Kristallzucker heraus.
    Endlich waren alle Schachteln geöffnet. Sie warf die restlichen Zellophan- und Papierfetzen auf den Teppich. Nur die Hühner blieben übrig. Bei diesem Anblick gab sie Bodie Rechtjahrelang war sie von der Angst getrieben worden, ihr Ziel nicht zu erreichen. Darüber hatte sie zu

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