Küss mich, wenn Du kannst
damit zu tun - alle in gemäßigt obszönem Rahmen. Eine ähnliche Wirkung übten alle Teile von Annabelles Körper auf ihn aus. Allein schon das hätte ihm zu denken geben müssen. Energisch riss er seinen Blick von ihren Zehen los und ging in die Küche.
Mit vereinten Kräften hatten Heath und Dean ihr Bestes getan, um sauber zu machen. Doch das Morgenlicht enthüllte immer noch chinesische Essensreste auf der Theke. Während der Kaffee gefiltert wurde, ergriff er ein paar Papiertücher und wischte die Platte ab. Nach einer Weile spähte er wieder ins Wohnzimmer. Inzwischen hatte sich Annabelle aufgesetzt. Ihr Haar verbarg ihr Gesicht bis auf die Nasenspitze und eine Wange.
»Wo sind meine Jeans?«, murmelte sie. »Schon gut. Darüber reden wir später.« In die Decke gewickelt, taumelte sie zur Treppe.
Heath kehrte in die Küche zurück und schenkte sich Kaffee ein. Beim ersten Schluck entdeckte er einen großen Topf mit Usambaraveilchen, den jemand unter den Tisch gerückt hatte. Von Pflanzen verstand er nicht viel. Aber diese Blätter sahen ziemlich mitgenommen aus. Dass irgendjemand drauf gepinkelt hatte, ließ sich nicht beweisen. Aber warum sollte er irgendwas riskieren? Zur Sicherheit trug er den Blumentopf hinaus und versteckte ihn unter der Hintertreppe.
Soeben hatte er den motivierenden Text an der Kühlschranktür zu Ende gelesen, als er etwas rascheln hörte. Er drehte sich um und genoss den Anblick Annabelles, die in die Küche schlurfte. Für eine Dusche hatten ihre Kräfte nicht gereicht. Aber ihr Haar war hochgesteckt, das Gesicht gewaschen. Die Wimpern klebten zusammen, ein rosiger Hauch färbte die Wangen. Unter einem übergroßen violetten Sweatshirt ragte eine kurze karierte Pyjamahose hervor. Heaths Blick folgte den nackten Beinen bis zu den Füßen hinab, die in schäbigen hellgrünen Sneakers steckten. Alles in allem sah sie verschlafen, derangiert und total sexy aus.
Er reichte ihr eine Tasse Kaffee. Erst nach dem ersten Schluck nahm sie Heath zur Kenntnis. Ihre Stimme klang leicht verrostet. »Will ich wissen, wer mir die Jeans ausgezogen hat?«
Ein paar Sekunden lang dachte er nach. »Robillard, dieser elende Wüstling.«
Mit schmalen Augen starrte sie ihn an. »So k. o. war ich nun auch wieder nicht. Du hast den Reißverschluss geöffnet und dabei herumgefingert.«
Selbst wenn er es versucht hätte, wäre es ihm misslungen, Reue zu zeigen. »Weil mir die Hand ausgerutscht ist.«
Annabelle sank auf einen Küchenstuhl. »Habe ich mir das nur eingebildet? Oder war Delaney letzte Nacht da?«
»Ja.«
»Warum ist sie nicht hier geblieben und hat mir geholfen?«
Jetzt stand ihm der schwierige Teil des Gesprächs bevor. Um Zeit zu gewinnen, suchte er im Schrank nach irgendetwas Essbarem, obwohl er wusste, dass die Jungs fast nichts übrig gelassen hatten. Nachdem er an ein paar Tomatendosen vorbeigegriffen hatte, schloss er die Tür. »Für Delaney war das alles ein bisschen zu viel.«
Annabelle setzte sich etwas gerader auf. »Was meinst du?«
Zu spät erkannte er sein Versäumnis. Statt die Usambaraveilchen zu verstecken und Oprah Winfreys inspirierende Ratschläge an der Kühlschranktür zu studieren, hätte er überlegen sollen, wie er sich aus der Affäre ziehen sollte. Vielleicht würde ihm ein Achselzucken helfen, diese spezielle Diskussion zu verschieben, bis Annabelle vollends erwacht war. Auf gut Glück versuchte er es.
Ohne Erfolg.
»Das verstehe ich nicht.« Sie zog ein Bein hervor, das sie unter ihre Hüfte geklemmt hatte, und runzelte besorgt die Stirn. »Bei unserem letzten Treffen erzählte sie mir, allmählich möge sie Football.«
»Wie sich herausgestellt hat, nur von der Ehrentribüne aus. Wenn diese Szenerie direkt auf sie einstürmt, ist sie nicht so begeistert.«
Die Falten auf Annabelles Stirn vertieften sich. »Okay, ich werde ihr beibringen, wie man damit umgeht. Vor diesen Jungs muss man sich nur fürchten, wenn man ihnen zu viel Spielraum lässt.«
Eigentlich dürfte er nicht lächeln. Aber ihre Reaktion bewies ihm, dass sein neuer Plan viel besser funktionieren würde als der alte. Von Anfang an hatte Annabelle ihn fröhlich gestimmt. Was das bedeutete, hatte er in seiner sturen Konzentration aufs falsche Terrain nicht erkannt. Natürlich personifizierte sie nicht die Frau seiner Träume. Weit gefehlt. Seine Träume waren das Produkt seiner Unsicherheit und Unreife gewesen, seiner fehlgeleiteten Ambitionen. Nein, Annabelle ist die Frau meiner
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