Küss mich, wenn Du kannst
meinte Eddie gekränkt.
Mit einer besänftigenden Geste streichelte Dean ihre Schulter. »Ihr Jungs wisst ja, wie unvernünftig schwangere Frauen reagieren.«
Mehrere Köpfe begannen zu nicken.
»Hast du den Test gemacht, so wie ich‘s dir gesagt habe, Babydoll?« Dean legte wieder einen Arm um ihre Taille. »Weißt du schon, ob du das Kind meiner Liebe unter deinem Herzen trägst?«
Offenbar war das zu viel für Annabelle, denn sie brach in Gelächter aus. »Nun brauche ich ein Bier.« Sie riss Tremaine die Flasche aus der Hand und trank den Rest.
»Wenn du schwanger bist, darfst du nicht trinken«, warnte Eddie Skinner, und Leandro schlug ihn auf den Kopf.
So gut hatte sich Heath schon seit Wochen nicht mehr amüsiert.
Dieser Gedanke erinnerte ihn an Delaney.
Annabelle war zu beschäftigt gewesen, um ihre Freundin im Getümmel zu entdecken. Und Delaney hatte sich nicht von ihrem Platz neben der Haustür entfernt. Da stand sie, mit dem Rücken zur Wand, das stets höfliche Lächeln auf ihrem Gesicht gefroren. Aber in ihren Augen flackerte ein wildes Licht. Soeben hatte Delaney Lightfield - Reiterin, Meisterin im Tontaubenschießen, Golferin und hervorragende Schiläuferin - in ihre Zukunft geschaut. Und die gefiel ihr ganz und gar nicht.
»Erlaubt mir bloß nicht, mehr als eine Frühlingsrolle zu essen.« Annabelle stellte die leere Bierflasche auf einen Stapel Zeitschriften. »Schon jetzt fällt es mir schwer genug, meine Jeans zu schließen.« Als sie Eddies fürsorglichen Blick auffing, stöhnte sie: »Übrigens, ich bin nicht schwanger.«
Davon ließ sich Robillard nicht beirren. »Nur weil ich mich zu wenig bemüht habe. Heute Nacht holen wir‘s nach, Babydoll.«
Annabelle verdrehte die Augen und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Aber alle Sessel und das Sofa waren okkupiert, und so landete sie auf Seans Schoß. Dort saß sie in züchtiger Pose, aber sehr bequem. »Und ich esse nur ein Achtel Pizza.«
Nun musste sich Heath endlich um Delaney kümmern, und so eilte er zu ihr. »Tut mir ehrlich Leid.«
»Ich sollte mich unters Volk mischen«, erklärte sie entschlossen.
»Nur wenn du willst.«
»Es ist nur - das alles überwältigt mich ein bisschen. Ein so kleines Haus und so viele Leute...«
»Gehen wir hinaus.«
»Ja, wahrscheinlich ist das eine gute Idee.«
Heath nahm ihre Hand und zog sie auf die Veranda. Eine Zeit lang schwiegen sie. Delaney starrte das gegenüberliegende Haus an und verschränkte die Arme vor der Brust. Als er sich an einen Pfosten lehnte, spürte er das Etui mit dem Verlobungsring an seiner Hüfte. »Ich kann Annabelle nicht im Stich lassen.«
»Natürlich nicht, das würde ich auch niemals von dir erwarten.«
Die Hände in den Hosentaschen vergraben, suchte er nach Worten. »Irgendwann musstest du doch mitkriegen, was für ein Leben ich führe. Das hier ist ein aufschlussreiches Beispiel.«
»Ja, es war dumm von mir, ich dachte nicht...« Mit einem gequälten, selbstironischen Lächeln fügte sie hinzu: »Auf der Ehrentribüne fühle ich mich wohler.«
Verständnisvoll nickte er. »Dort wahrt man gebührenden Abstand von der Realität.«
»Verzeih mir, das alles hatte ich mir ganz anders vorgestellt.«
»Das weiß ich.«
Irgendjemand stellte die Musik wieder lauter. Unbehaglich zupfte Delaney am Kragen ihres Blazers und sah sich um. »Ich fürchte, es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Nachbar die Polizei ruft.«
Wenn sich die Chicagoer Spitzensportler daneben benahmen, drückten die Bullen meistens ein Auge zu. Aber dieser Hinweis würde Delaney nicht beruhigen.
Zitternd glitten ihre Finger zu den Perlen. »Wie Annabelle in diesem Chaos die Nerven behält, ist mir rätselhaft.«
Heath entschied sich für die einfachste Erklärung. »Weil sie Brüder hat.«
»Die habe ich auch.«
»Annabelle gehört zu den Menschen, die sich leicht langweilen. Deshalb sorgt sie immer wieder für ein bisschen Aufregung.« Genau wie er selbst.
Skeptisch schüttelte sie den Kopf. »Aber das ist so - kontraproduktiv.«
Genau aus diesem Grund brachte sich Annabelle immer wieder in solche Situationen.
»Auch mein Alltag ist ziemlich stressig«, betonte er.
»Gewiss, das habe ich heute Abend herausgefunden.«
Wieder entstand ein kurzes Schweigen. »Soll ich dir ein Taxi bestellen?«, fragte er leise.
Bevor sie nickte, zögerte sie nur ein paar Sekunden lang. »Vielleicht wäre das am besten.«
Während sie warteten, entschuldigte sich der eine beim anderen. Im
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