Küss mich, wenn Du kannst
der Stars, dann mit Phil Tyree in New Orleans. Wenige Sekunden danach summte seine Armbanduhr. Punkt neun. Er blickte auf und sah Annabelle Granger auf sich zukommen. Doch es war das blonde Prachtexemplar an ihrer Seite, das seine Aufmerksamkeit erregte. Wow - wo kam denn diese Lady her? In einem schicken Pagenschnitt reichte ihr glattes blondes Haar bis zum Kinn. Sie besaß perfekte, ebenmäßige Züge, eine makellose Figur und endlos lange Beine.
Also hatte Peter Pans zänkische Fee Tinker Bell den Mund doch nicht zu voll genommen. Seine Heiratsvermittlerin war einen halben Kopf kleiner als die Frau, die sie ihm präsentieren wollte. Um ihr schmales Gesicht rankten sich schimmernde rotgoldene Locken. Mit ihrer kurzen weißen Jacke und dem lindgrünen Sommerkleid hatte sie das Outfit vom Vortag eindeutig verbessert. Aber sie glich immer noch einer zerstreuten Waldnymphe.
Während sie ihn mit ihrer Begleiterin bekannt machte, stand er auf. »Gwen, ich möchte Ihnen Heath Champion vorstellen. Heath, das ist Gwen Phelps.«
Gwen Phelps musterte ihn mit klugen braunen Augen, die sich an den äußeren Winkeln apart nach unten zogen. »Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte sie mit tiefer leiser Stimme. »Annabelle hat mir alles über Sie erzählt.«
»Wunderbar, dann können wir ja von Ihnen reden. Sicher ist das viel interessanter.«
Eine ziemlich abgedroschene Floskel, dachte er und glaubte ein Schnaufen zu hören. Aber als er Annabelle einen raschen Blick zuwarf, las er in ihrer Miene nur eifriges Bemühen um sein Wohlwollen.
»Daran zweifle ich irgendwie...« Anmutig sank Gwen auf den Stuhl, den er ihr zurechtrückte. In der Tat, die Frau versprühte geradezu Klasse. Annabelle zerrte am Stuhl gegenüber, der am Tischbein hängen blieb, und Heath befreite ihn, ohne seinen Ärger zu bekunden.
Wirklich, diese Frau war eine wandelnde Katastrophe, und er bereute, dass er ihr befohlen hatte, an diesem Treffen teilzunehmen. Aber bei ihrem Besuch in seinem Büro war ihm das wie eine gute Idee erschienen. Bei seinem Entschluss, eine Heiratsvermittlerin zu beauftragen, hatte er sich gelobt, die Prozedur möglichst bald abzuschließen. Power Matches hatte ihm bereits zwei Kandidatinnen offeriert. Noch vor den ersten Drinks hatte er gewusst, dass keine der Frauen zu ihm passte. Trotzdem hatte er jeweils zwei Stunden vergeuden müssen, um sie abzuwimmeln. Aber diesmal sah die Situation vielversprechend aus.
Ramon kam von der Bar herüber, um die Bestellungen entgegenzunehmen. Während Gwen um ein Sodawasser bat, entschied sich Annabelle für etwas namens »Grünes Phantom«. Viel zu erwartungsvoll schaute sie Heath mit der begierigen Miene einer Hundebesitzerin an, die hoffte, ihr kleiner Liebling würde endlich seine Kunststücke zeigen. Hatte er ihr nicht eingeschärft, sie sollte die Konversation bestreiten? »Sind Sie eine gebürtige Chicagoerin, Gwen?«, fragte er.
»Nein, ich bin in Rockford aufgewachsen. Aber ich lebe schon seit Jahren in der Stadt. In Bucktown.«
Bucktown, ein bei den jüngeren Leuten beliebter Stadtteil, lag im Norden. Eine Zeit lang hatte er selber dort gewohnt, und so tauschten sie Erinnerungen aus - genau die Art von Geschwätz, die zu nichts führte und die er vermeiden wollte. Bedeutungsvoll fixierte er seine Agentin. Weil sie nicht dumm war, verstand sie den Wink mit dem Zaunpfahl.
»Sicher interessieren Sie sich für Gwens Beruf, Heath. Sie ist Psychologin, sie gehört zu den besten Experten für das Thema Sexersatz.«
Damit faszinierte sie ihn tatsächlich. Im letzten Moment verkniff er sich den schlüpfrigen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag. »Was für ein ungewöhnliches Fachgebiet...«
»Leider wird Sexersatz häufig missverstanden«, erläuterte die schöne Psychologin. »Wenn man gewisse Geräte richtig benutzt, sind sie wundervolle therapeutische Hilfsmittel. Deshalb möchte ich sie aus ihrem Schattendasein ans Licht der Öffentlichkeit holen.« Angeregt berichtete Gwen von ihrer Arbeit. Sie war humorvoll, scharfsinnig und sexy. O Gott, war sie sexy...
Anscheinend hatte er Annabelle Grangers Fähigkeiten unterschätzt. Aber als er anfing, sich zu entspannen und die Unterhaltung zu genießen, schaute sie auf ihre Uhr. Abrupt stand sie auf. »Die Zeit ist abgelaufen«, verkündete sie in einem munteren Ton, der seine Ohren peinigte.
»War nett, Sie kennen zu lernen, Heath.« Die sexy Psychologin erhob sich graziös.
»Oh, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«,
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