Küss mich, wenn Du kannst
versicherte er und sprang auf. Weil die zeitliche Begrenzung seine Idee gewesen war, musste er seinen Groll wohl oder übel verbergen. Natürlich hatte er nicht angenommen, eine Chaotin wie Annabelle würde ihm schon beim ersten Mal eine so fantastische Frau vor die Nase halten. Gwen umarmte sie, schenkte ihm ein allerletztes Lächeln und verließ das Lokal.
Nun setzten sich Annabelle und Heath wieder. Sie nippte an ihrem grünen Phantom, dann griff sie in ihren Shopper - diesmal in Türkisblau, mit Paillettenpalmen bestickt. Sekunden später starrte er einen Vertrag an, ähnlich dem Dokument, das sie gestern auf seinen Schreibtisch gelegt hatte. »Also, ich garantiere Ihnen mindestens zwei Rendezvous pro Monat.« Ein rotgoldenes Löckchen fiel ihr in die Stirn. »Für sechs Monate verlange ich - z-z-zehntausend Dollar.« Weder das Gestammel noch die Röte in den Backenhörnchenwangen entgingen ihm. Tinker Bell legte sich mächtig ins Zeug. »Normalerweise würde das Honorar auch eine Imageberatung einschließen...« Ihr Blick schweifte über seinen Haarschnitt, den er alle zwei Wochen für achtzig Dollar erneuern ließ, das schwarze Versace-Hemd, die hellgraue Joseph-Abboud-Hose. »Eh - ich glaube, darauf können wir verzichten.«
Allerdings. Heath litt an eklatanter Geschmacksverirrung, was seine Garderobe betraf. Aber in seiner Branche kam‘s auf den äußeren Schein an. Nur weil er nicht wusste, was er anziehen sollte, musste das keineswegs auf seine Klienten zutreffen. Alles, was er trug, kaufte ein sehr schwuler, sehr anspruchsvoller Modeberater, der ihm verboten hatte, Hemden, Hosen und Krawatten zu kombinieren, die nicht sorgfältig aufeinander abgestimmt in seinem Schrank hingen.
»Zehntausend?«, wiederholte er. »Ziemlich happig für eine Agentur ohne Erfolgsbilanz.«
»Genauso wie Sie finde ich es richtig, das zu verlangen, was ich wert bin.« Ihre Augen klebten an seinem Mund, und er unterdrückte ein Lächeln. Offensichtlich musste Tinker Bell ihr Pokergesicht noch ein bisschen üben.
»Für den Vertrag mit Portia Powers habe ich schon Unsummen gezahlt.«
Jetzt erblasste der winzige Amorbogen in der Mitte ihrer Oberlippe. Aber sie spielte ihre Trumpfkarte aus. »Wie viele Frauen hat sie Ihnen vorgestellt, die Gwen das Wasser reichen könnten?«
Damit nagelte sie ihn fest. Und diesmal bezwang er sein Lächeln nicht. Er ergriff den Vertrag und begann ihn zu lesen. Klar, das Honorar von zehntausend Dollar war ein Bluff, nur Annabelles Wunschdenken. Andererseits - da gab es Gwen Phelps. Er überflog die beiden Seiten. Selbstverständlich konnte er den Ball niedrig spielen. Wie weit würde er gehen?
Bei einem guten Deal sollten sich beide Seiten für den Gewinner halten. Sonst würde ein Geschäftsklima voller Antipathien entstehen. Er zog seinen Mont-Blanc-Füller hervor, trug Änderungen ein, strich da eine Klausel durch, verbesserte dort eine andere und fügte eigene hinzu. Schließlich schob er die Papiere zu Annabelle zurück. »Erst mal fünftausend. Ein bisschen mehr rücke ich nur raus, wenn Sie die Richtige für mich gefunden haben.«
Die goldenen Flecken in ihren braunen Augen blinkten wie die Glitzersteine in einem Kinder-Jo-Jo. »Nein, das ist inakzeptabel! Soll ich etwa umsonst für Sie arbeiten?«
»Fünftausend Dollar sind kein Pappenstiel. Außerdem einen Mann von meinem Kaliber haben Sie noch nicht in den Hafen der Ehe gelotst.«
»Immerhin verdanken Sie mir die Bekanntschaft mit Gwen.«
»Und wie soll ich wissen, ob Sie außer ihr noch was auf Lager haben? Über ein gutes Spiel zu reden und gut zu spielen das ist ein gewaltiger Unterschied.« Sein Daumen zeigte auf den Vertrag. »Okay, ich habe Ihnen den Ball zugeworfen.«
Annabelle schnappte sich die Papiere. Die Stirn gerunzelt, überflog sie die Änderungen, die er vorgenommen hatte. Letzten Endes unterschrieb sie den Vertrag, wie er es erwartet hatte. Das tat er auch, lehnte sich zurück und musterte sie.
»Geben Sie mir Gwen Phelps Telefonnummer. Unser nächstes Date arrangiere ich selber.«
Mit kleinen weißen Zähnen biss sie in ihre Unterlippe. »Darüber muss ich erst mal mit ihr reden. So ein Abkommen treffe ich mit allen Frauen, die ich meinen Klienten vorstelle.«
»Sehr vernünftig. Aber ich werde das Ding schon schaukeln.«
Während sie nach ihrem Handy griff, schaute er auf seine Uhr. Er war müde. Diesen Tag hatte er in Cleveland verbracht, und er musste noch kurz im Waterworks vorbeischauen, um sich die
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