Küss mich, wenn Du kannst
statt auf die Ideen seiner künftigen Ehefrau zu warten - einen Innenarchitekten engagieren sollen. Doch das hatte er bei seinem früheren Zuhause getan, ein Vermögen dafür gezahlt, und mit dem Resultat war er ebenso unzufrieden gewesen. Gewiss, die Ausstattung mochte imposant gewirkt haben. Aber er hatte sich in den eigenen vier Wänden so unbehaglich wie im Haus eines Fremden gefühlt. Als er in den Lincoln Park gezogen war, hatte er sein einstiges Heim mit der gesamten Einrichtung verkauft, um ganz neu anzufangen. Nun bereute er, dass er keine Möbel mitgenommen hatte, die das hohle Echo in den leeren Räumen dämpfen würden.
Bodie ergriff eine Wasserflasche. »Angeblich ist sie eine harte Nuss.«
»Gwen?«, fragte Heath und stieg auf das Lauf band.
»Nein, diese Powers. Dauernd wechselt sie das Personal.«
»Ich finde, sie ist eine gute Geschäftsfrau. Und sie bemüht sich ehrenamtlich um die berufliche Förderung anderer Frauen.«
»Wenn sie so tüchtig ist - warum hast du ihr nicht gesagt, sie soll bei deinen Dates mit ihren Kandidatinnen dabei sein? So wie Annabelle letzte Woche?«
»Das habe ich ausprobiert. Aber es hat nicht geklappt. Portia ist ziemlich überdreht. In höherer Dosis erträgt man sie nicht. Immerhin hat sie mir ein paar nette Frauen geschickt. Sie versteht was von ihrem Job.«
»Womit du natürlich einleuchtend erklärst, warum du keine Einzige um ein zweites Treffen gebeten hast...«
»Früher oder später werde ich mich dazu entschließen.«
Seufzend wanderte Bodie in die Küche. Er besaß eine Wohnung in Wrigleyville. Aber manchmal kam er hierher, um gemeinsam mit dem »Boss« zu trainieren.
Heath erhöhte das Tempo des Laufbands. Seit fast sechs Jahren arbeitete Bodie für ihn. Der jüngere Mann war nach seinem Motorradunfall in Drogen und Selbstmitleid versunken. Weil Heath ihn auf dem Footballfeld bewundert hatte, stellte er ihn als Kundenwerber ein. Solche Jobs wurden von vielen ehemaligen Spitzenathleten übernommen. Die College-Spieler kannten ihren guten Ruf und vertrauten ihnen. So knüpften sie Kontakte zwischen Agenten und potenziellen Klienten.
Ohne von Heath ermahnt zu werden, hatte Bodie gewusst, er müsste erst einmal clean werden. Das hatte er geschafft. Bald entwickelte er einen ruhigen, sachlichen Stil — »Bloß keine Sprüche klopfen!« mit dem er zu einem der Besten in der Branche avancierte.
Nur zufällig hatte er begonnen, den »Boss« herumzukutschieren. Heath verbrachte viele Stunden auf den Chicagoer Hauptverkehrsstraßen - unterwegs zur Halas Hall hinaus zum Trainingsgelände der Stars. Oder er unternahm endlose Trips nach O‘Hare und zurück. Er hasste es, in Staus festzusitzen und Zeit zu verschwenden. Und Bodie saß gern am Steuer. Also erklärte er sich dazu bereit, wann immer es beiden angenehm war. Während er fuhr, telefonierte Heath, beantwortete E-Mails und erledigte den Papierkram. Oder sie nutzten die Gelegenheit, um Strategien zu planen. Bodie verdiente jeden Cent des sechsstelligen Gehalts, das der Boss ihm zahlte. Hinter der einschüchternden äußeren Erscheinung des Kundenwerbers verbarg sich ein analytisches Gehirn - cool, konzentriert und unsentimental. Im Lauf der Jahre war er Heaths engster Freund geworden, der einzige Mensch, dem er rückhaltlos vertraute.
Eine Dose Bier in der Hand, kehrte Bodie aus der Küche zurück. »Deine neue Heiratsvermittlerin mag dich nicht.«
»Wie mich das kränkt...«
»Aber ich glaube, du amüsierst sie.«
»Ich amüsiere sie?«, fauchte Heath und kam auf seinem Laufband aus dem Rhythmus. »Was zum Teufel soll das heißen ?«
»Frag sie , nicht mich.«
»Gar nichts werde ich sie fragen, verdammt noch mal!«
»Mal sehen, wen sie dir als Nächstes anbietet. Von der Brünetten, die dir die Powers letzte Woche ans Herz gelegt hat, warst du nicht sonderlich begeistert.«
»Zu viel Parfüm, und ich konnte sie kaum wieder loswerden.« Heath drückte auf das Display und brachte das Laufband in Schräglage. »Wahrscheinlich müsste ich nicht nur Annabelle, sondern auch Portia Powers veranlassen, an den Dates teilzunehmen. Aber diese Frau dominiert jede Konversation, und deshalb würde es mir schwer fallen, ihre Kandidatinnen zu beurteilen.«
»Am besten lädst du Annabelle zu allen Dates ein. Offenbar nervt sie dich nicht.«
»Wovon redest du? Heute Nachmittag ist sie mir mit ihrem Fragebogen ganz gewaltig auf den Geist gegangen...« Ein Handy klingelte, und Bodie warf es seinem Boss zu. Heath
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