Küss mich, wenn Du kannst
würde.
»Ihre Freundin wird wohl kaum bei einer Akademikerfete den Käsedip mitbringen«, bemerkte Heath, nachdem Barrie das Lokal verlassen hatte.
»Vielleicht nicht.« Annabelle widerstand dem Impuls, ihr grünes Phantom in einem Zug leer zu trinken. »Aber sie ist wunderschön, das müssen Sie zugeben, Heath.«
»Sehr süß. Aber von Ihnen hätte ich was Besseres erwartet. Vor allem, weil ich gestern all diese dummen Fragen beantwortet habe.«
»Die waren nicht dumm. Außerdem - was ein Mann über seine Traumfrau sagt, muss nicht immer mit seinen wirklichen Wünschen übereinstimmen.«
»Dann war das ein Test?«
»So ungefähr.«
»Tun Sie das nie wieder.« Heaths harter Blick drohte Annabelle zu durchbohren. »Was ich will, habe ich unmissverständlich erklärt. Barrie passt - trotz ihrer verlockenden Reize nicht in diese Kategorie.«
Schmerzlich spähte Annabelle zur Tür. »Könnte ich mein Gehirn in ihren Körper pflanzen, würde ich die ganze Welt erobern.«
»Entspannen Sie sich. In fünf Minuten ist die nächste Kandidatin fällig. Vorher muss ich noch telefonieren. Würden Sie sich mit ihr unterhalten, bis ich zurückkomme?«
»Die Nächste? Ich habe keine...«
Doch er war bereits in einem Nebenraum verschwunden. Sie sprang auf, wollte ihm nachlaufen, und da entdeckte sie eine elegante Blondine, die soeben eintrat. Mit ihrem Escada-Kostüm und der Chanel-Tasche trug die Frau gleichsam einen Power-Matches-Stempel auf der Stirn. Meinte er das ernst?
Erwartete er tatsächlich, sie würde sich um eine Kandidatin ihrer gefährlichsten Konkurrenz kümmern?
Die Frau schaute sich in der Bar um. Trotz ihres Designer-Outfits wirkte sie unsicher, und Annabelles Guter-Samariter-Instinkt reckte sein törichtes Köpfchen empor. Fast dreißig Sekunden lang kämpfte sie mit sich. Schließlich kapitulierte sie, weil die Frau so hilflos aussah, und ging zu ihr. »Suchen Sie Heath Champion?«
»Ja.«
»Soeben wurde er für ein paar Minuten zu einer Besprechung gerufen, und er bat mich, nach Ihnen Ausschau zu halten. Ich bin Annabelle Granger, seine...« Zögernd verstummte sie. Natürlich durfte sie nicht ausplaudern, sie sei seine Hilfsheiratsvermittlerin, und es widerstrebte ihr, sich als seine Assistentin auszugeben. Also sagte sie das Nächstbeste, was ihr einfiel. »Ich bin sein Boss.«
»Melanie Richter.« Die Frau beäugte Annabelles Khakirock und die enge dattelpflaumenfarbene Jacke - nicht besonders aufregend, verglichen mit Escada, Trotzdem schien sie diesen Look nicht zu verdammen, und sie lächelte freundlich. »Was für eine Herausforderung muss es sein, in einer Welt zu arbeiten, die von Männern beherrscht wird...«
»Ach, Sie haben ja keine Ahnung...«, seufzte Annabelle.
Melanie folgte ihr zum Tisch. Da Annabelle ihre Karriere im Sportmanagement nicht erörtern wollte, fragte sie die junge Frau aus. Dabei erfuhr sie, Melanie sei geschieden und Mutter eines Kindes. Früher hatte sie in der Modebranche gearbeitet. Sie war von ihrem widerlichen Ex angeschrien worden, weil sie nicht jeden Tag die Türklinken desinfiziert hatte. Nach einer Weile gesellte sich Heath hinzu. Annabelle machte ihn mit Portia Powers‘ Kandidatin bekannt und wollte sich erheben, wurde aber von seiner harten Hand auf ihrem nackten Schenkel daran gehindert.
Was ärgerte sie am meisten? Der erotische Stromstoß, der ihren Körper durchfuhr? Oder die Erkenntnis, dass er sie hier festnageln wollte? Aber der Druck auf ihrem Schenkel ließ nicht nach. Melanie fummelte an ihrer Handtasche herum und schien sich wieder unbehaglich zu fühlen. An dieser peinlichen Situation war sie nicht schuld, deshalb gab Annabelle klein bei.
»Melanie hat so eine interessante Vergangenheit.« Im Geist des selbstlosen Fairplay hob sie hervor, die Blondine habe während der High-School-Zeit für eine Wohltätigkeitsorganisation und später in der Modeszene gearbeitet. Obwohl sie Melanies Sohn erwähnte, verschwieg sie den widerwärtigen Ex. Kaum hatte sie ihren Bericht beendet, läutete Heaths Handy schon wieder. Höflich entschuldigte er sich und verschwand.
Annabelle starrte seinen Rücken an. »So hart wie er arbeitet keiner meiner Angestellten. Unglaublich gewissenhaft.«
»Das sehe ich.«
Annabelle beschloss, Melanies modische Fachkenntnisse zu nutzen und ihr zu entlocken, welche Jeans sich am besten für kleine Frauen mit einer Neigung zu vollen Hüften eignen würden. Bereitwillig antwortete die Blondine - gemäßigter
Weitere Kostenlose Bücher