Küss mich, wenn Du kannst
Probe zu stellen. »Familie ist Familie«, hatte sie betont, »und Geschäft ist Geschäft. Klar, ich liebe den Jungen. Aber so sehr nun auch wieder nicht.«
»Wen hältst du zum Narren?«, hatte Heath erwidert. »Für Kevin würdest du über glühende Kohlen laufen.«
»O ja. Aber dabei würde ich mein Scheckbuch nicht mitnehmen.«
Nun schaute Heath zum Spielfeld hinüber. Obwohl das Trainingslager erst in einem Monat beginnen würde, absolvierten ein paar Spieler unter der Anleitung eines Co-Trainers einige Laufübungen. Heath wies mit dem Kinn auf einen Zagorski-Klienten, der seit vier Jahren bei den Stars unter Vertrag stand. »Wie ich feststelle, macht Keman einen guten Eindruck.«
»Sicher würde er noch viel besser aussehen, wenn er mehr Zeit im Fitnessraum verbringen würde, statt im Fernsehen gebrauchte Autos zu verkaufen. Aber Dan mag ihn nun mal.«
Dan Calebow war der Präsident der Stars und Phoebes Ehemann. Als Phoebe die Stars von ihrem Vater geerbt hatte, war sie Dan, dem damaligen Cheftrainer, zum ersten Mal begegnet. Sie hatte überhaupt nichts von Football verstanden, was man jetzt kaum glauben mochte. Die frühen Kämpfe zwischen den beiden waren fast ebenso legendär wie die daraus resultierende Lovestory. Letztes Jahr hatte ein privater TV-Sender einen Kitschfilm darüber gedreht. Dan wurde immer noch veralbert, weil ihn ein ehemaliger Boygroup-Sänger verkörpert hatte.
»Was Caleb Crenshaw betrifft«, begann Phoebe und kam zur Sache, »ich will einen Drei-Jahres-Vertrag.«
»Den würde ich an deiner Stelle auch vorziehen. Aber Caleb unterschreibt nur für zwei Jahre.«
»Drei. Darüber verhandle ich nicht.« Ohne irgendwelche Notizen zu konsultieren, vertrat sie ihren Standpunkt und zählte mit ihrer rauchig gehauchten Sexkätzchen-Stimme komplexe Statistiken auf.
Auch Heath hatte sich nichts notiert, da er ebenfalls ein ausgezeichnetes Gedächtnis besaß. Einen Fuß neben Phoebe auf die Bank gestützt, erwiderte er: »Ich kann Caleb unmöglich raten, dieses Angebot anzunehmen. Im dritten Jahr wird er Millionen mehr wert sein.« Aus diesem Grund bestand sie auf einem Drei-Jahres-Deal.
»Nur wenn er gesund bleibt«, konterte sie, was er vorausgesehen hatte. »Ich bin es, die das Risiko auf sich nimmt. Wenn im dritten Jahr sein Knie zu Bruch geht, muss ich ihn weiterhin bezahlen.« Wortreich betonte sie, wie großzügig und selbstlos sie sei und dass alle Spieler immer währende Dankbarkeit empfinden müssten, weil sie das Trikot von Footballlegenden wie Bobby Tom Denton, Cal Bonner, Darnell Pruitt und - ja - Kevin Tucker tragen durften.
Heath drohte ihr eine weitere Verzögerung des Vertragsabschlusses an, obwohl er nichts dergleichen beabsichtigte. Was er früher für einen raffinierten Trick bei schwierigen Verhandlungen gehalten hatte, erschien ihm jetzt wie eine Verzweiflungstat, die ihm eher schaden als nützen würde.
Gnadenlos stauchte Phoebe ihn zusammen, attackierte ihn mit weiteren hingehauchten Statistiken und bombardierte ihn mit Anspielungen auf undankbare Spieler und Blutsauger, die sich Agenten nannten.
Dann ging er zum Gegenangriff über, mit eigenen Statistiken, die alle auf eine unbestreitbare Tatsache hinwiesen: Sämtliche Geizkrägen, die Footballteams besaßen, würden irgendwann mit hasserfüllten Spielern und schmerzlichen Niederlagen gestraft.
Letzten Endes trafen sie sich an dem Punkt, mit dem sie beide gerechnet hatten. Phoebe bekam einen Drei-Jahres-Vertrag, und Caleb Crenshaw - zum Trost für diese Beleidigung einen Anderthalb-Millionen-Dollar-Bonus. Eine Gewinnerin und ein Gewinner. Allerdings hätten sie dieses Abkommen schon vor drei Monaten erzielen können, wäre Phoebe nicht so versessen darauf gewesen, ihm das Leben schwer zu machen.
»He, Heath!«
Er drehte sich um und sah Molly Somerville Tucker auf sich zukommen - das schiere Gegenteil vom hinreißenden blonden NFL-Star. Ihre Figur war topfit und robust, aber kaum spektakulär. Abgesehen von den schräg gestellten blaugrauen Augen glichen sich die Schwestern kein bisschen. Kevins Ehefrau mochte er viel lieber. Molly war intelligent, amüsant und eine angenehme Gesprächspartnerin.
In mancher Hinsicht erinnerte sie ihn an Annabelle, die aber kleiner war, und ihre wilden roten Locken bildeten einen krassen Gegensatz zu Mollys glattem braunem Pagenkopf. Jedenfalls waren beide kampflustige Klugscheißerinnen. Bei keiner von ihnen würde er seine Deckung vernachlässigen.
Molly hielt ein Baby im
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