Küss mich, wenn Du kannst
Arm, einen gewissen Daniel John Tucker, neun Monate alt. An der anderen Hand hing ein blond gelocktes kleines Mädchen. Heath freute sich, Molly zu sehen, musterte ihren kleinen Sohn mit neutralen Gefühlen und fand den Anblick ihrer dreijährigen Tochter ziemlich unangenehm. Glücklicherweise steuerte Victoria Phoebe Tucker ein viel wichtigeres Ziel an.
»Tante Phoebe!«, kreischte sie, ließ die Hand ihrer Mutter los und stürmte zur Stars-Besitzerin, so schnell sie die kleinen Füße in den grellroten Gummistiefeln trugen. Zu den violett gepunkteten Shorts und einem Top aus dem gleichen Stoff passten diese Stiefel wie die Faust aufs Auge. Außerdem hatte es zwei Wochen lang nicht geregnet. Aber Heath hatte schon persönliche Erfahrungen mit Pippi Tuckers unbeirrbarer Willenskraft gesammelt, und er verstand sehr gut, dass es Molly widerstrebte, auf verlorenem Posten zu kämpfen.
Gleich und Gleich gesellt sich nun mal gern, dachte er und beobachtete, wie Phoebe von der Bank aufsprang, um das blond gelockte kleine Monstrum zu begrüßen. »Hallo, Punker!«
»Weißt du was, Tante Phoebe...«
Als Molly vor ihm stehen blieb, achtete er nicht mehr auf das Kind. Lächelnd berührte sie seinen Hals. »Da sehe ich keine Stichwunden. Also muss die Besprechung gut gelaufen sein.«
»Zumindest lebe ich noch.«
Molly verlagerte das Baby von einem Arm auf den anderen. »Hast du Mrs. Champion schon gefunden? Annabelle klammert sich an diese seltsame und völlig überflüssige Idee, sie müsste ihren Klienten strengste Vertraulichkeit garantieren.«
»Ich bin noch auf der Suche«, erwiderte er grinsend. Um das Thema zu wechseln, packte er eine voll gesabberte Babyfaust. »He, Kumpel, was macht dieser Wurfarm?«
Mit Kindern konnte er nicht besonders gut umgehen, und der kleine Junge presste sofort das Gesichtchen an die mütterliche Schulter.
»Bloß kein Football«, protestierte Molly. »Der da wird mal Bücher schreiben so wie ich. Nicht wahr, Danny?« Sie küsste den Scheitel des Babys, dann runzelte sie die Stirn. »Hast du heute schon mit Annabelle geredet?«
»Nein, warum?« Aus den Augenwinkeln sah er, wie Phoebe ihre Nichte liebevoll anlächelte. Würde sie ihm doch ein einziges Mal ein solches Lächeln schenken - wenigstens eins, das nur halb so breit war...
»Schon den ganzen Tag versuche ich, sie zu erreichen«, fügte Molly hinzu. »Aber ihr Telefon zu Hause und ihr Handy funktionieren nicht. Wenn sie dich zufällig anruft, sag ihr, ich will mit ihr über die große Soiree morgen Nachmittag reden.«
»Um ein Uhr!«, rief Phoebe über Pippis Lockenkopf hinweg. »Weiß sie, dass wir den Termin geändert haben?«
Heath erstarrte. Eine Party? Genau die Chance, auf die er gewartet hatte...
»Wenn ich mich bloß erinnern könnte«, seufzte Molly. »Aber ich musste ein Manuskript abliefern, hatte alle Hände voll zu tun, und wahrscheinlich dachte ich nicht dran.«
Dauernd kamen die Tuckers und die Calebows zusammen. Heath erhielt nie eine Einladung, obwohl er Kevin oft genug erklärt hatte, wie dringend er eine brauchte. Er wollte sich endlich mal mit Phoebe unterhalten, ohne sie zu bekämpfen. Dazu würde ihm eine private Party die beste Gelegenheit bieten. Vielleicht - wenn sie nicht um einen Vertrag stritten würde sie merken, dass er im Großen und Ganzen ein anständiger Kerl war. Im Lauf der Jahre hatte er sie schon ein Dutzend Mal zu Lunches und Dinners eingeladen. Aber sie hatte sich stets mit albernen Witzeleien über vergiftete Sandwiches aus der Affäre gezogen. Jetzt gab Molly eine Party. Und sie hatte Annabelle eingeladen. Die Person, die sie nicht eingeladen hatte, war er.
Vielleicht würden sich auf dieser Fete nur Frauen treffen. Vielleicht aber auch nicht.
Um das herauszufinden, gab es nur einen einzigen Weg.
7
»Verdammt, diese Frau hat nicht die leiseste Ahnung, wie man ein Geschäft führt«, murrte Heath, als Bodie auf der York Road über die Überholspur raste und in den Eisenhower Expressway schlitterte. »Keine ihrer Telefonnummern funktioniert. Also müssen wir sie suchen.«
»Mit Vergnügen. Bis zu meinem Date heute Abend habe ich noch viel Zeit.«
Heath rief sein Büro an und ließ sich Annabelles WickerPark-Adresse geben. Fünfundvierzig Minuten später hielten sie vor einem winzigen taubenblauen Lebkuchenhaus zwischen zwei stattlichen Gebäuden.
»Sieht wie Bo Beeps romantisches Liebesnest aus«, meinte Heath.
»Da die Vordertür offen steht, muss sie daheim sein.« Bodie
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