Küss mich, wenn Du kannst
Vielleicht in einer Tasche der Shorts, die sie unter dem festlichen Kleidchen trug...
Plötzlich erinnerte sich Heath, auf welche Weise er das Gerät programmiert hatte. Bei einem Anruf vibrierte es. Er legte die Kamera beiseite, dann ging er um das Haus herum und holte den BlackBerry mit dem eingebauten Telefon aus seinem Auto. In den Garten zurückgekehrt, tippte er die Nummer des verschwundenen Handys ein und wartete ab, ob Pippi reagieren würde.
Nichts. Offenbar befand sich das Handy nicht in der Tasche ihrer Shorts.
Verdammt. Er brauchte Annabelle. Leider hatte er sie aus seinem Leben gestrichen.
Alle kleinen Mädchen kämpften lauthals um ihre Aufmerksamkeit. Statt sich genervt zu fühlen, schien sie das zu genießen. Abrupt kehrte er ihr den Rücken. Okay, sie sah so unschuldig aus wie eine Disneyfigur. Und wenn schon? Er würde weder vergeben noch vergessen.
Seufzend betrat er die schattige Terrasse. Noch waren die Kinder nicht bereit für die Fotos, und er würde Zeit für ein paar Telefonate finden. Aber Phoebe würde ihn zweifellos ertappen und mit einem ätzenden Kommentar bestrafen. Wieder einmal dröhnte das Leitmotiv aus dem »Weißen Hai« in seinem Kopf, und er spähte nach unten.
Pippi stand mit blauem Lidschatten vor ihm. Auf dem Rosenknospenmund glänzte knallroter Lippenstift. Hastig schob er den BlackBerry in seine Hosentasche.
»Siehst du meinen Zauberstab?«
»He, das ist tatsächlich ein Zauberstab.« Er ging in die Knie und tat so, als würde er ihr Kunstwerk inspizieren. In Wirklichkeit nahm er sein Problem in Angriff. »Zeigst du Onkel Heath, wo du sein Handy hingebracht hast, Pippi?«
Mit einem mörderischen Lächeln entblößte sie ihre Vorderzähne, die etwas schief geraten waren. Vermutlich vom Daumenlutschen. »Ich will das Telefon.«
»Großartig! Ich auch. Suchen wir es zusammen.«
Ohne den Vorschlag zu beachten, zeigte sie auf seine Hosentasche. »Ich will dieses Telefon!«
»O nein, das willst du nicht.« Er sprang auf und eilte davon, um sich aus Pippis Nähe zu entfernen, falls sie zu heulen anfing. »Wer lässt sich fotografieren?«, rief er in fröhlichem Ton und grinste dämonisch.
»Prinzessin Rose, du bist bereit«, entschied Molly. »Setz dich auf den Thron, und dann macht Prinz Heath ein Bild von dir.«
Aus der Richtung der guten Hexe Glinda drang ein Schnaufen heran.
»Ich fürchte mich«, wisperte das kleine Mädchen an Molly gewandt.
»Mit gutem Grund«, murmelte Glinda.
Über diese Bemerkung müsste er sich eigentlich ärgern. Doch er hatte ihren Kampfgeist nicht vernichten, sondern ihr nur eine Lektion in professioneller Verhaltensweise erteilen wollen, die ihr letzten Endes nur nützen würde.
»Soll ich mitkommen?«, fragte Molly das Kind.
Aber das kleine Mädchen starrte Glinda hingerissen an. »Auf meinem Bild will ich sie haben.«
Molly lächelte Annabelle zu. »Offensichtlich wird dein Typ bei einer Fotosession verlangt, Märchenfee.«
»Klar.« Annabelle umfasste Prinzessin Roses Hand und führte sie zum Thron. Als sie bei Heath ankam, reckte sie die Nase in die Luft und rauschte an ihm vorbei. An dieser Nasenspitze funkelte rosa Flitter, was ihm nicht entging.
Danach wollte jede Prinzessin mit der Märchenfee geknipst werden, die keineswegs zufällig vorgab, der königliche Fotograf würde gar nicht existieren. An diesem Spiel beteiligte er sich nur zu gern, und so richtete er seine Anweisungen ausschließlich an die Kinder. »Schenk mir ein Lächeln, Prinzessin. Ja, so ist‘s gut.«
Während Annabelle ihn ignorierte, kicherte sie mit den kleinen Mädchen, verzauberte sie, schlichtete Streitigkeiten und zeigte Prinzessin Pilar, was Märchenfeen unter ihren Kleidern trugen. Bedauerlicherweise hatte diese Fee graue Shorts mit Tunnelzug statt des roten Tangas an, den er vorziehen würde.
Allmählich vergaß er die dringlichen Telefongespräche und konzentrierte sich darauf, möglichst gute Fotos von den Mädchen zu machen. Wie er zugeben musste, waren sie wirklich süß. Ein paar Schüchterne brauchten eine Ermutigung, andere schwatzten pausenlos. Energisch verlangten manche Vierjährige, Annabelle sollte auf dem Thron sitzen und sie auf den Schoß nehmen, einige forderten sie auf, neben ihnen zu stehen. Alle brachte sie zum Lachen - und ihn zum Lächeln. Am Ende der Fotosession beschloss er, ihr zu verzeihen. Zum Teufel damit. Jeder verdiente eine zweite Chance. Erst mal würde er ihr gründlich die Leviten lesen und sie dann in Gnaden
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