Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
haben. Diese Burschen ließen sich was einfallen.
Sie landete mit den Schultern zuerst auf dem Boden und kam schließlich auf dem Bauch zu liegen. Aus dieser Position gelang es ihr, sich auf die Knie zu stemmen und sich umzublicken.
Quinn lag bewegungslos neben ihr. Der Golem schien ihren Kampf im Krankenhaus nicht vergessen zu haben, denn er hatte den Wolf noch einmal mit seinem Zauberstab bearbeitet, bevor er ihn fesselte und dann ihn und Cassidy aus dem Kellergewölbe nach oben trug. Dann hatte er sie in diesem Raum abgelegt und sich an die Wand gelehnt.
Der Raum erinnerte Cassidy mit seiner ausgedehnten Parkettbodenfläche zwischen mit Schnitzereien verzierten, eierschalenfarbenen und an der einen Seite alle paar Meter durch bis zum Boden reichende, hohe Fenster unterbrochenen Wand fast an einen Ballsaal; an dem einen Ende dieser Wand befand sich eine ebenfalls mit Schnitzereien verzierte Doppeltür und ihr gegenüber ein kleines Podium wie für eine Band, zu deren Klängen sich auf der Tanzfläche Paare amüsierten. Aber auf diesem Podium standen nun mehrere Stühle, auf denen Leute saßen – oder zumindest Figuren in der Gestalt von Menschen, die Cassidy augenblicklich erkannte.
Fast wünschte sie, das wäre nicht der Fall gewesen.
An dem einen Ende der Sitzreihe lümmelte sich der bläulich schwarze Dämon, dem sie ihren schmerzenden Rücken verdankte. Nun, wo sie ihn klar und deutlich und von oben nach unten ansehen konnte, sah sie auch den ellenlangen Schwanz, mit dem er nervös herumspielte, und hörte das gedämpfte Rascheln von Flügeln, wenn er sich bewegte. Er erwiderte ihren neugierigen Blick aus Augen, in denen nach wie vor eine Flamme brannte, und sein Mund formte das grausame Zerrbild eines Lächelns. Zu seinen Füßen erkannte sie die schrumpelige Form eines in ein dunkles Gewand gekleideten Körpers, der einen Rosenkranz wie den Ryans um den Hals trug. Der Dämon gab dem Körper einen Schubs mit dem Fuß und grinste.
Cassidy wurde speiübel, aber sie schluckte den Brechreiz hinunter und ließ es sich nicht nehmen, dem Blick dieser Kreatur mindestens drei Herzschläge lang standzuhalten, bevor sie ihren Blick der nächsten Gestalt zuwandte.
Auf diesem Stuhl saß Francis Leonard ganz friedlich und bequem zwischen dem Dämonen und zwei weiteren Leuten, von denen Cassidy gehofft hatte, sie nie wiedersehen zu müssen – die beiden übrigen Mitglieder des Trio Infernale.
»Ich denke, es ist uns gelungen, Sie zu überraschen, Miss Poe«, sagte Leonard in beinahe neckischem Ton und erhob sich von seinem Platz.
Er erweckte ganz und gar den Eindruck, als hieße er sie auf einer schicken Party willkommen – und dabei hatte er doch wahrscheinlich vor, sie umzubringen und sie in kleinen Häppchen an einen Dämonen zu verfüttern.
»Mir tut das alles unendlich leid, aber ich muss leider betonen, dass wir dieses ganze Ärgernis hätten vermeiden können, wenn Sie sich nur bereiterklärt hätten, sich ein bisschen kooperativer zu zeigen.«
Cassidy schnaubte verächtlich.
»Der Zug, denke ich, ist inzwischen wohl abgefahren. Ich tendiere nicht mehr zu Edelmut, nachdem ich bewusstlos geschlagen, gekidnappt, eingesperrt, bewegungsunfähig gemacht und wie ein Sack Schmutzwäsche auf den Boden fallen gelassen worden bin.«
»Cassidy, meine Liebe – hatten Sie mir nicht angeboten, ich dürfe Sie Cassidy nennen?«
Sein Lächeln war gleichzeitig schmeichlerisch und voller Niedertracht und rief bei Cassidy eine leichte Übelkeit hervor. Sie achtete darauf, ob sich sein Gesichtsausdruck auch in seinen Augen widerspiegelte, was aber nicht der Fall war. In diesen Augen schien sich überhaupt nichts abzubilden, höchstens ein Nichtvorhandensein von moralischen Werten hinter der glasig-blauen Oberfläche.
»Cassidy, ich möchte, dass Sie wissen, dass ich Ihnen nie wehtun wollte. Niemand von uns hat das gewollt.«
Leonard erhob sich aus seinem Stuhl und trat von dem Podest herunter, um mit einem breiten Lächeln und weit ausgebreiteten Armen auf sie zuzugehen.
Sie schoss hoch und trat instinktiv einen Schritt zurück.
»Trotzdem werden Sie verstehen, dass es mir nicht leichtfällt, das zu glauben, nachdem ich gefesselt und gegen meinen Willen an einem mir unbekannten Ort festgehalten worden bin, und zwar von jemandem, von dem ich geglaubt hatte, er würde auf meiner Seite stehen.«
»Ich fürchte, uns blieb da kaum eine andere Wahl. Wir haben Ihnen, Cassidy, jede Möglichkeit geboten, uns die Sache
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