Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
auf unsere Weise erledigen zu lassen, aber Sie scheinen mit dem gleichen dünkelhaften Gefühl der Unabhängigkeit verflucht zu sein, das auch Ihrer Großmutter das Leben schwer macht.«
Cassidy war wie erstarrt; ihr stockte der Atem.
»Wenn Sie auch nur das Kleid meiner Großmutter zerknittert haben, schwöre ich bei allem, was mir heilig ist –«
Leonard schnitt ihr mit einem verächtlichen Lächeln das Wort ab.
»Aber ehrlich, Cassidy, Sie befinden sich wohl kaum in der Position, Drohungen auszustoßen, doch ich habe Verständnis dafür, wie manche Menschen in Stresssituationen reagieren.«
Cassidy verkniff sich jeden weiteren höhnischen Kommentar und sah ihn stattdessen nur hasserfüllt an. Indem er ihr auf seine kriecherische Art und Weise weismachen wollte, dass sie sich unter lauter guten Freunden befand, stieß er sie gleichzeitig ab und verunsicherte sie.
»Ich bedaure die Notwendigkeit, Sie herzubringen«, fuhr Leonard fort.
»Aber Sie beide haben sich vernünftigen Argumenten verschlossen. Sie und ich wissen, wie dumm dieses Gerede davon ist, sich zu entschleiern. Wir sind es, die die Oberherrschaft über die Menschen übernehmen sollten, anstatt Mittel und Wege zu suchen, wie wir sie überreden könnten, uns zu akzeptieren.«
Seine Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen, das die ganze Breite seines Maules offenbarte.
»Die Europäer, wie dieser Hund, mit dem Sie sich da zusammengetan haben, werden uns noch auf Knien anflehen, ihnen alles nachzusehen und die Menschen bitten, uns in Ruhe zu lassen. Ich bin nicht Hunderte von Jahren alt geworden, um mich derart demütigen zu lassen.«
Leonards Verachtung für Quinn war offensichtlich; aber es schien kaum jemanden zu geben, dem Leonard nicht mit Verachtung gegenübertrat. Er verzog keine Miene, und sein Lächeln wirkte wie auf seinem Gesicht festgebrannt, als er Quinn einen heftigen Tritt in die Rippen versetzte. Nun schien er endgültig sein wahres Gesicht zu zeigen.
Cassidy biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien, als sie Quinn aufstöhnen hörte und sah, wie er sich auf dem harten Fußboden krümmte. Fast wünschte sie sich, er würde ohnmächtig bleiben, dann bräuchte sie sich wenigstens keine Sorgen zu machen, dass sie ihn in noch weitere Scherereien hineinzog.
Um die Aufmerksamkeit des Vampirs von dem ausgestreckt daliegenden Quinn abzulenken, sagte sie zu Leonard:
»Da ich mich nun also, wie Sie es ausdrücken, mit diesem Hund zusammengetan habe, sollten Sie sich vielleicht überlegen, ob ich mich nicht kooperativer zeigen würde, wenn Sie davon Abstand nähmen, ihn vor meinen Augen zu treten?«
Leonards Grinsen wurde immer breiter.
»Aber Sie entstammen doch einer Politikerfamilie mit langer Tradition, Cassidy. Und in der Politik nennt man das, glaube ich, ein wenig nachhelfen .«
Sie musste hilflos mit ansehen, wie er Quinn bei den Haaren packte, seinen Kopf vom Boden hochhob und ihn wie einen unartigen Welpen schüttelte.
»Falls dies aber noch nicht reichen sollte, um Sie zu überzeugen, ließe sich auch dem abhelfen, Cassidy«, meldete sich Madame Touleine mit ihrem schleppenden Bayou-Tonfall von ihrem Platz auf dem Podest zu Wort. Cassidy folgte mit dem Blick ihrer Handbewegung, die auf eine kleine Tür am Ende des Raumes wies und die in diesem Augenblick gerade geöffnet wurde. Der Golem trat ein. Er trug etwas vor sich her. Dieses Etwas wirkte zierlich, zerbrechlich, und war in rosafarbene Seide gehüllt.
Nana.
Cassidy ignorierte ihre Fesseln, ihre Häscher und die Entfernung und schoss vor, wollte nichts als zu ihrer Großmutter, um sie vor diesen Rohlingen zu beschützen.
Aber sie war keine drei Schritte weit gekommen, als sie sich auch schon von einer unsichtbaren Kraft zurückgehalten fühlte, die sie auf die Knie zwang.
»Tzz, tzz«, schnalzte Madame Touleine vorwurfsvoll mit der Zunge.
Sie hielt eine kleine Puppe – mit gelb-grünen Stickperlen als Augen und rostfarbenem Garn für die Haare – am Hals in die Höhe. Cassidy entging nicht, dass aber auch noch ein paar wesentlich feinere, glänzendere Fäden sorgfältig in den Kopf der Puppe eingenäht waren, und spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Die Knöpfe an dem Sessel in Leonards Kaminzimmer! Sie erinnerte sich, wie sie sich ein paar Haare ausgezupft hatte, die sich an diesen Knöpfen verfangen hatten, doch es war ihr beim besten Willen nicht in den Sinn gekommen, diese Haare einzusammeln und mitzunehmen; dazu war sie viel zu
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