Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
Mittelpunkt ihres Lebens gestellt und dafür mit ihrem Leben bezahlt. Sie waren im Rahmen des Auftrags ermordet worden, die Vermittler zwischen zwei mächtigen Vampirclans zu spielen, denen gar nicht so sehr an einer friedlichen Beilegung ihres Disputs gelegen war. Doch wenn ihnen diese Mission nicht den Hals gebrochen hätte, dann wäre es eine andere gewesen. Es brachte eben eine Gefahr für Leib und Leben mit sich, wenn man seine Nase in die Angelegenheiten von Kreaturen steckte, die sich nicht in die Karten schauen lassen wollten und die die Kraft besaßen, einem ebenjene Nase einfach so aus dem Gesicht zu reißen.
Nachdem Cassidy bei Adele eingezogen war, hatte auch ihre Großmutter weit mehr Zeit bei Unterredungen mit Delegierten der Anderen verbracht als bei Elternabenden. Es war wie ein Fluch, der auf der Familie lastete. Es gab Tage – gestern, als sie sich widerwillig in die Rolle der Schlichterin gedrängt sah, war so einer gewesen –, an denen Cassidy fühlte, wie sich die klebrigen Tentakel der Diplomatie um ihre Gelenke schlangen. Aber sie wollte nicht kampflos untergehen, auch wenn Sullivan Quinn sie sehr an einen Abhang erinnerte, auf dem man nur gar zu leicht den Halt verlieren konnte …
Sie erhob sich vom Sofa, überlegte gelangweilt, ob sie mal mit dem Staubwedel durch ihr Schlafzimmer toben oder ihre Garderobe spaßeshalber mit farbigen Aufklebern versehen sollte. Aber sie hatte gerade das Wohnzimmer zur Hälfte durchquert, als es an der Tür läutete. Da sie davon ausging, dass es sich entweder um Randy oder um ihre Großmutter handeln musste, erwog sie, gar nicht erst aufzumachen. Aber den beiden war es glatt zuzutrauen, dass sie es auch bei den Nachbarn versuchten, um herauszufinden, ob Cassidy nicht doch zu Hause war. Es war ihr heute noch peinlich, wenn sie daran dachte, wie sie das letzte Mal einen der anderen Mieter herausgeklingelt hatten. Der Satyr ein paar Türen weiter, der einzige Andere , von dem sie hier im Haus wusste, hatte sich nur deshalb nicht beim Vermieter beschwert, weil sie ihm versprochen hatte, ihn gelegentlich mal zu besuchen, um seine Kupferstiche zu bewundern.
Also machte sie auf dem Absatz kehrt, ging zur Tür und drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage.
»Bitte?«
»Ich bin’s, Miss Poe. Sullivan Quinn. Sind Sie so weit? Können wir uns an die Arbeit machen?«
Auf einen langen Augenblick des entsetzten Schweigens folgte ein glasklar artikuliertes »Öööh …«
»Ich möchte nicht aufdringlich wirken, Miss Poe, aber ich habe meinen Pelzmantel nicht dabei, und es ist momentan ein bisschen frostig hier draußen. Meinen Sie, Sie könnten mich hereinbitten, damit wir uns unterhalten können?«
Aber als was kam diese Bitte bei ihr an? Darf ich mir oben bei Ihnen kurz mein Rotkäppchen überziehen? Und was erwiderte sie darauf?
»Aber gewiss doch, Mr. Quinn. Ich bin in Apartment fünf-siebzehn.«
»Ich weiß.«
Sie öffnete ihm die Haustür, warf dann einen Blick auf die Putzklamotten, in denen sie immer noch steckte, und machte sich blitzschnell über ihren Kleiderschrank her.
Dreieinhalb Minuten später klingelte es schon oben an ihrer Tür, als Cassidy gerade in den Flur zurücksprintete und noch dabei war, sich ein baumwollenes Sweatshirt über den Kopf zu ziehen. Zu ihrem Glück kannte sie jeden Zentimeter ihres Apartments in- und auswendig und brauchte nichts zu sehen, um von einem Raum in den nächsten zu finden. Sie blieb abrupt vor der Flurtür stehen, strich ihr Sweatshirt glatt und überprüfte, ob auch der Reißverschluss ihrer Jeans, in die hineinzuschlüpfen sie nur fünf Sekunden gebraucht hatte, hochgezogen war. Dann holte sie tief Luft, sprach ein kurzes Stoßgebet mit der Bitte um Schutz vor Selbsterniedrigung und öffnete die Tür.
Sie hätte sich die Augen verbinden sollen. Vielleicht hätte das ihre Pupillen vor der Ausdehnung und ihre Schweißdrüsen vor dem Überlaufen bewahrt. Sullivan Quinn sah sogar noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte, und sie erinnerte sich verdammt gut an ihn. Er trug seine Jacke trotz der Kälte offen, was sie auf die Wölfen wohl zu eigene innere Hitze zurückführte, und darunter nur einen burgunderfarbenen Kaschmir-Pulli. Seine Jeans saßen gerade eng genug, um einen Blick wert zu sein, und sein Haar war vom Wind zerzaust. Ihr lief der Speichel im Munde zusammen, und sie musste ziemlich heftig schlucken.
Und dann bekam sie einen Anflug von seinem Duft in die Nase, dunkel, moschusartig
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