Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)
was Sie herführt«, sagte sie.
Ihre Stimme klang etwas belegt und ungeduldig. »Ich kann nicht recht glauben, dass Sie mich extra aufgesucht haben, bloß, um sich bei mir zu entschuldigen.«
»Da haben Sie recht«, gab er zu.
»Obwohl es mir nichts ausmacht, mich zu entschuldigen, wenn es angebracht ist. Unglücklicherweise bin ich jedoch sozusagen geschäftlich hier.«
»Und was für Geschäfte wären das?«
Gott, sie konnte es einem aber auch schwer machen.
»Das, was wir gestern Abend diskutiert haben. Die Sache, bei der uns der Oberste Ihres Rates um unsere Unterstützung gebeten hat.«
Das schien sie kaum zu beeindrucken, aber immerhin hielt sie nicht mehr länger die Arme vor der Brust ver schränkt, und ihr misstrauischer Blick wich einem fragenden Stirnrunzeln.
»Hat sich denn etwas Neues ergeben?«
»Wir haben heute Vormittag mit Gregor Kasminikov telefoniert.«
Augenblicklich schoss Cassidy von ihrem Stuhl hoch und wäre fast vornübergefallen. »Hat er seine Geliebte gefunden? Ist sie wohlauf?«
»Das wissen wir nicht. Sie haben sie bisher noch nicht lokalisieren können, aber es haben sich Informationen ergeben, die zu der amerikanischen Zelle dieser Sekte führen, der Zelle, von der man annimmt, dass von ihr ursprünglich der Befehl für Ysabels Entführung ausgegangen ist.«
»Und wo befindet sich diese Zelle?«
»Hier in New York.«
Cassidy fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen – nein, noch schlimmer, wie durch die Mangel gedreht, wie einmal um die Erdachse geschleudert. Sie war sich nicht ganz sicher, wie die Erdachse funktionierte, aber sie hörte sich nach etwas an, das die Welt mühelos im Gleichgewicht hielt – mit einem Gleichmut wie dem, mit dem Quinn soeben ihre Frage beantwortet hatte.
Meinte er das ernst?
»Wie wollen Kasminikovs Leute das denn herausgefunden haben?«, verlangte sie zu wissen, als sie endlich die Sprache wiedergefunden hatte.
Ihre Stimme klang zwar immer noch abgewürgt und heiser, aber immerhin bekam sie die Worte klar heraus.
»Was bringt sie auf den Gedanken, das Licht der Wahrheit hätte ein Standbein in New York? Ich dachte, diese Gruppe operiert von Deutschland aus oder von sonst woher.«
»Das tun die auch. Aber die Mormonen zum Beispiel stammen ursprünglich aus Utah, was jedoch nicht bedeutet, dass es in Des Moines keine gibt. Gregors Männer sind bloß einer Beweiskette nachgegangen, und die hat sie nach New York geführt.«
»Was war das denn für eine Beweiskette?«
»Man hat eines der Sektenmitglieder gefangen genommen, einschließlich seines Mobiltelefons nebst Unterlagen.«
Danach fasste er für Cassidy die Konferenzschaltung nach Russland zusammen, wobei er so tat, als koste es ihn einige Anstrengung, alles noch einmal wiederzukäuen.
Cassidy brauchte einen Moment, bis sie alle Zusammenhänge verstanden hatte.
»Und sie sind sich sicher, dass es die hiesige Untergruppe war, die die Entführung angeordnet hat? Nicht eine von den europäischen?«
»Todsicher. Alle Spuren führen nach New York.«
»Wenn also der Befehl von hier kam, geht man auch davon aus, dass man sie hierher verschleppt hat?«
Quinn schüttelte den Kopf.
»Nein. Wohin man sie gebracht hat, ist eine ganz andere Geschichte. Man hat sich sehr viel mehr Mühe gegeben, diese Spur zu verwischen. Gregor und seine Männer sind noch auf der Suche, aber je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es. Ich glaube nicht, dass die Funzelköpfe sich darüber Sorgen machen, jemand könne hinter ihre Expansionsbestrebungen kommen. Ich habe eher das Gefühl, dass wir davon wissen sollen .«
»Warum?«
»Damit wir nervös werden. Denn je nervöser wir werden, umso mehr wächst die Chance, dass irgendein Anderer irgendwo sich gezwungen sieht zu handeln und etwas gegen die Sekte unternimmt.«
»Etwas … Unüberlegtes?«
Er nickte.
»Und falls dieser eine zuschlägt, könnten die Kerle das als Beweis vorbringen, dass wir eine Gefahr für die Gesellschaft im Allgemeinen sind – ganz zu schweigen davon, dass wir damit unsere Existenz verraten haben, die sie dann in die Welt hinausposaunen können.«
Cassidy seufzte.
»Sie brauchen mich gar nicht so anzugucken. Das leuchtet mir alles ein. Ich kann’s bloß nicht ganz so schwarz und weiß sehen, wie Sie die Situation darstellen. Ich hab’s so verstanden, dass wir uns im Moment in einer ziemlich prekären Lage befinden, die durch das Verschwinden von Ysabel Mirenow nicht leichter für uns wird. Nicht so sicher bin ich
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