Küss mich wie damals
kurzer Pause hinzu: „Glauben Sie mir, Euer Gnaden, dass ich weiß, wovon ich rede.“
„Das, Madam, war ebenfalls ein Schlag unter die Gürtellinie.“
Sie lächelte wider Willen.„Dann bitte ich um Entschuldigung. Beim nächsten Mal ziele ich höher.“
Marcus seufzte. „Das Problem ist, dass Vinny glaubt, bereits alles zu wissen.“
„Das ist ein Irrtum, dem die meisten jungen Leute erliegen, wie Ihnen bekannt sein dürfte. Erinnern Sie sich nicht an die Zeit, in der Sie jung waren?“
„Nur zu gut. Ich möchte nicht, dass meine Kinder die gleichen Fehler begehen wie ich.“
Frances lachte. „Sie haben Ihre Fehler gemacht. Die jüngere Generation begeht ihre und lernt auch aus ihnen, wie wir alle das tun mussten.“
Marcus wollte Frances fragen, ob das auch für sie galt, aber er unterließ es, weil er sich keine scharfe Antwort einhandeln wollte. „Das ist eine sehr liberale Auffassung, Madam. Ich bin nicht sicher, ob ich sie mir zu eigen machen kann. Lavinia wird ohnehin schon anmaßend. Sie meint, ich müsste ihr erlauben, an Lady Willoughbys Maskenball teilzunehmen. Haben Sie ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt?“
„Nein. Ein Maskenball ist noch nicht das Richtige für eine junge Dame von sechzehn Jahren.
Ich nehme an, dass Lady Willoughby das genauso sieht.“
„Sie hat mir eine Karte geschickt, und Vinny meint, ich sollte Ihre Ladyschaft dazu überreden, auch sie einzuladen. Das werde ich natürlich nicht tun.“
Ein Anflug von Unbehagen oder Vorfreude überkam Frances bei dem Gedanken, dass Marcus zu dem Ball kommen würde. Sie hatte eine Einladung erhalten und wusste, Lady Willoughby rechnete mit ihrem Erscheinen. Aber würde Marcus auch da sein? „Sie haben recht, Euer Gnaden. Ihre Tochter muss warten, bis sie ihr gesellschaftliches Debüt gegeben hat, ehe sie an einem solchen Fest teilnehmen kann. Ich kann mir jedoch ihre Enttäuschung gut vorstellen und mache Ihnen darum einen Vorschlag. Ich gebe demnächst bei mir ein Soirée mit Musik und Tanz, zu der ich nur wenige Freunde bitten will, alte und junge. Würden Sie Ihrer Tochter gestatten, daran teilzunehmen? Vielleicht tröstet sie das etwas.“
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, Madam.“
„Ach, nicht der Rede wert. Ich habe Ihre Tochter sehr gern.“
„Das ist mir auch schon aufgefallen“, erwiderte der Duke lakonisch. „Ich glaube, dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.“
„Also sind Sie einverstanden?“
„Ja.“ Marcus lächelte, und auch sein Blick wurde herzlicher. Wenn er Frances so ansah, machte ihr Herz einen Sprung, und sie musste sich daran erinnern, dass er, falls die Gerüchte über ihn zutrafen, immer ein Lebemann gewesen war, eine Mätresse und ein Kind mit ihr hatte. Jedenfalls hatte Sir Percival ihr bei einem Austritt anvertraut, Marcus’ Geliebte hieße Mrs. Poole, und sie habe ein Kind von ihm. Sie durfte nicht zulassen, dass sie ein zweites Mal von ihm betört wurde.
„Ich werde die entsprechenden Vorbereitungen in die Wege leiten. Vielleicht erlauben Sie Ihrer Tochter, mir dabei zu helfen, das heißt, wenn sie das möchte.“
„Ja, natürlich.“
Das junge Paar ritt viel zu nah beieinander. Daher beeilten sich Marcus und Lady Frances, es einzuholen. Einige Minuten später erreichte man das Parktor, wo man sich trennte. James verabschiedete sich mit größter Höflichkeit von Lady Lavinia, die leicht errötete und sich dann dem Vater anschloss. Frances schaute dem Duke of Loscoe und seiner Tochter hinterher und lenkte dann das Pferd nach Hause zurück. Ihr war klar, dass sie mehr und mehr Kontakt zu Marcus bekam, und das seiner hübschen Tochter wegen.
Sie war in einem Zwiespalt der Gefühle, denn Marcus’ Gesellschaft erfreute und belastete sie zugleich. Dennoch mochte sie nicht auf sie verzichten. Es war ihr Schicksal, ihn bis zu ihrem Tod zu lieben, doch das würde sie für sich behalten.
7. KAPITEL
Nach einem Besuch bei den Waisen, bei dem Frances Lady Lavinia mitgenommen hatte, brachte sie das Mädchen nach Hause. Sie wurden bereits von einem wütenden Duke of Loscoe erwartet, der von Frances eine Erklärung verlangte, wo sie so lange mit seiner Tochter gewesen sei. Sie erwiderte, er habe keinen Anlass, sie so anzuschreien, und erklärte ihm, man sei aufgehalten worden, weil eines der Waisenkinder angeblich etwas gestohlen hatte.
„Ich fand den Besuch sehr interessant“, warf Lavinia ein. „Einer der Jungen, die dort leben, hat mich an jemanden erinnert, aber ich komme
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