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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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hätten, sich schlecht zu benehmen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Er grübelte darüber nach, warum er nicht mehr Courage aufgebracht, sich gegen die Eltern aufgelehnt und darauf bestanden hatte, Frances heiraten zu können.
    Aber er kannte den Grund. Er war durch seinen Vater eingeschüchtert gewesen, genau so, wie seine Tochter jetzt laut Frances’ Worten durch ihn. Man hatte ihm gesagt, es würde seine geliebte kranke Mutter umbringen, wenn er sich aufsässig benahm. Das war Erpressung der schlimmsten Art gewesen. Seine Mutter hatte sowohl ihren Gatten als auch seine Frau überlebt und war erst im vergangenen Jahr friedlich entschlafen. Er fragte sich, ob er den gleichen Druck auf Lavinia ausüben wolle. Er hätte es nicht ertragen, dass sie so unglücklich wurde, wie er das gewesen war. Aber er konnte auch nicht tatenlos zusehen, wie sie in Ermangelung väterlichen Einflusses in Schwierigkeiten geriet. Er überlegte, warum es so kompliziert sein mochte, einen guten Vater abzugeben. Er würde froh sein, wenn seine Schwester in London war und die Erziehung Lavinias übernahm. Vielleicht war es aber auch alles andere als ein Anlass zur Freude, weil er dann Frances weniger häufig sehen konnte.
    Marcus ritt mit der Tochter durch den Hyde Park, als er Lady Frances begegnete, die von ihrem Stiefsohn begleitet wurde. Die Countess of Corringham saß auf einem Apfelschimmel, den sie gut zu lenken vermochte, und sah sehr elegant aus.
    Auf gleicher Höhe angekommen, hielt man an. „Guten Morgen, Euer Gnaden.“ Lady Frances war wie immer die Höflichkeit in Person, aber auch nicht mehr. Ihr Lächeln wirkte nicht warmherzig. Erst als sie sich Lavinia zuwandte, erhellte sich ihre Miene. „Wie hübsch Sie sind, Lady Lavinia. Die Farbe Ihres Kleides steht Ihnen ausgezeichnet. Vielleicht hätte ich Sie hoch zu Ross porträtieren sollen.“
    „Das können Sie immer noch tun, Madam“, erwiderte Lavinia lachend. Dann schaute sie den Earl of Corringham an, der von ihrem Anblick wie gebannt wirkte. „Wie geht es Ihnen, Sir?“
    „Jetzt viel besser als vorher, weil ich Sie getroffen habe, Lady Lavinia.“
    Marcus furchte die Stirn und schaute Lady Frances an, die, ohne mit der Wimper zu zucken, seinem Blick standhielt. James hatte dem Mädchen nur ein nettes Kompliment gemacht und der Stiefmutter bereits versichert, dass er keine Absichten auf Lady Lavinia habe. Daher war Frances nicht bereit, sich von Marcus’ offenkundigem Missfallen beirren zu lassen.
    „Können wir nicht zu viert weiterreiten, Papa?“, fragte Lavinia. „Das heißt, falls Ihnen das recht ist, Madam.“
    „Ja, gern.“ Frances lenkte das Pferd in die Gegenrichtung und wollte neben Lady Lavinia reiten, doch der Stiefsohn kam ihr zuvor. Widerstrebend ritt sie an der Seite des mürrischen Duke of Loscoe hinter den beiden jungen Leuten her.
    „Wohnt Ihr Stiefsohn bei Ihnen?“, erkundigte Marcus sich leise.
    Sie wusste genau, warum er sie das gefragt hatte. Ihm gefiel der Gedanke nicht, Lavinia könne sich in James verlieben. Ihrer Meinung nach war das sehr unvernünftig von ihm. Gewiss, seine Tochter war noch sehr jung und James ein rechter Draufgänger, aber er war eine gute Partie. Und wer hätte behaupten können, dass er nicht zur Vernunft kommen und einen ordentlichen Ehemann abgeben würde, erst recht, wenn er die Verfügungsgewalt über sein Erbe hatte? „Nein, Euer Gnaden. Wenn James in der Stadt ist, wohnt er in Albany.“
    „Aber er besucht Sie?“
    „Natürlich! Ich wäre traurig, täte er das nicht. Falls Sie sich Lady Lavinias wegen Sorgen machen, kann ich Ihnen versichern, dass sie unnötig sind. Ihre Tochter wird stets gut beaufsichtigt.“
    „Danke. Sie ist noch zu jung, um in der Lage zu sein, mit jungen Heißspornen umgehen zu können.“
    „James ist kein Heißsporn“, entgegnete Frances scharf. „Und meinen Sie nicht, es sei besser, ihr zu erlauben, einige junge Herren kennenzulernen, damit sie mit ihnen umzugehen lernt?“
    „Dafür ist im nächsten Jahr noch Zeit genug.“
    „Dann wird sie zweifellos mit allen Arten von Männern zusammentreffen, mit alten und jungen, mit solchen, die eine gute Partie wären, und anderen, die überhaupt nicht infrage kommen. Und von ihr wird erwartet, dass sie sich einen Gatten erwählt. Für ein junges Mädchen von siebzehn Jahren ist es nicht einfach, ehrbare von unehrenhaften Männern zu unterscheiden. Schmeichler könnten sie sehr leicht umgarnen.“ Frances hielt inne und fügte nach

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