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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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Hieb von allen, denn auch ich hatte Angst vor meinem Vater. Er war oft grausam, und nach jedem Verstoß gegen seine Regeln wurde ich gezüchtigt. Ich nehme an, das ist nichts Ungewöhnliches, aber er schien es zu genießen, mich verprügeln zu können. Ich habe nie Hand an meine Tochter gelegt, und trotzdem haben Sie mir gesagt, sie ängstige sich vor mir.“
    „Das tut sie, weil sie Sie nicht kennt. Sie hat nie die weiche Seite Ihres Wesens erlebt. Sie ist ein hübsches Mädchen, muss jedoch wissen, dass Sie sie lieben und zu ihr stehen, ganz gleich, was sie tut.“
    „Sie haben gut reden.“
    „Nein, so einfach war das auch für mich nicht. Das war es nie. Ich musste mir das Vertrauen meiner Stiefkinder erwerben. Sie dachten, ich sei gekommen, um den Platz ihrer Mutter einzunehmen. Ich musste sehr viel Geduld aufbringen, um sie davon zu überzeugen, dass ich nicht die Absicht hatte, ihnen die Mutter zu ersetzen. Ich habe sie ermutigt, mir von ihr zu erzählen, und sie gefragt, was sie in bestimmten Fällen getan hätte. Nach und nach fingen sie dann an, Vertrauen zu mir zu haben.“
    „Das ist unübersehbar. Ich war neidisch, als ich sah, wie herzlich Ihr Verhältnis zu ihnen ist.“ Marcus lachte etwas zittrig auf. Er hatte nicht vorgehabt, Frances so viel zu erzählen und darüber zu reden, wie unsicher er in manchen Dingen war. „Und meine Tochter frisst Ihnen jetzt aus der Hand.“
    „Oh, ich würde nicht so weit gehen, das zu sagen. Wir verstehen uns nur recht gut.“
    „Können auch wir beide zu einem guten Einvernehmen gelangen, meine Liebe?“
    Die Kutsche hatte vor der Haustür angehalten, und Frances schickte sich an, auszusteigen. Die Vertraulichkeit brachte sie fast aus der Fassung, doch sie zwang sich, leichthin zu antworten: „Wir verstehen uns doch sehr gut, Euer Gnaden.“
    Marcus sprang auf die Straße, hielt Frances den Wagenschlag auf und bot ihr die Hand. „Wenn dem so ist, dann wüsste ich gern, warum Sie jetzt wieder so förmlich sind.“
    „Wir sind wieder in unserer Welt, Euer Gnaden“, erwiderte Frances lächelnd und zwinkerte. „Ich bin nicht mehr nur Mrs. Randall, sondern die Countess of Corringham, und Sie sind nicht mehr nur Mr. Stanmore, sondern der Duke of Loscoe.“
    „Dann hofft Seine Gnaden, Ihre Ladyschaft am nächsten Mittwoch bei Lady Willoughbys Maskenball zu sehen.“
    „Wie soll ich wissen, wer Sie dann sind?“, erkundigte Frances sich schmunzelnd. „Was werden Sie sein, ein Aristokrat oder ein Vagabund?“
    Marcus lachte und kletterte in die Kutsche. „Warten Sie es ab.“ Er schlug den Pferden die Zügel auf die Rücken und fuhr ab.
    Langsam ging sie ins Haus, und ihr Lächeln schwand. Nach der Erkenntnis, dass er verwundbar war, liebte sie ihn mehr denn je. Und nachdem sie jetzt etwas mehr darüber wusste, was damals geschehen war, fühlte sie sich der verlorenen Jahre wegen den Tränen nahe. Dann jedoch fragte sie sich, ob die Jahre wirklich verloren waren.
    Sie hatte nicht Trübsal geblasen, sondern ein erfülltes Leben mit einem Mann gehabt, der großzügig und zuneigungsvoll gewesen war. Sie liebte ihre Stiefkinder, selbst James, auch wenn er manchmal ihre Nerven sehr strapazierte, und ihre Enkelkinder waren entzückend. Sie hatte eine Begabung, die sie zum Wohl anderer Menschen nutzen konnte, und wurde durch deren Glück belohnt. Und sie hatte viele Freunde. Wenn sie Marcus zu ihnen zählen durfte, konnte sie zufrieden sein.
    Nachdem sie das Schlafzimmer betreten hatte, sank sie erschöpft aufs Bett und merkte, dass Marcus kein Wort über Mrs. Poole oder das Kind verloren hatte. Sie wusste jetzt mehr von ihm, aber beileibe nicht alles. Es gab noch immer Einzelheiten, die er ihr offensichtlich nicht anvertrauen wollte.

8. KAPITEL

    „Eine Königin“, schlug Rose vor. „Vielleicht Königin Elizabeth? Oder eine griechische Göttin. Ich kann mich nur nicht erinnern, wie sie alle hießen.“
    „Nein, Rose. Alle Damen verkleiden sich so. Ich möchte etwas anderes.“
    Frances hatte fast den ganzen Vormittag hindurch Unterricht erteilt, doch nun, da die Schülerinnen gegangen waren, versuchte sie, sich für ein Kostüm zu entscheiden. Sobald sie einen Beschluss gefasst hatte, würde sie mit der Zofe die für das Kostüm notwenigen Materialien besorgen gehen.
    „Wie wäre es mit einem Tier?“ Rose ließ sich nicht so schnell entmutigen. „Ich glaube, man kann sehr natürlich aussehende Kostüme kaufen.“
    „Das mag sein, aber ich würde ersticken,

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