Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
Vom Netzwerk:
Stallknecht mit dem Pferd auf ihn wartete, und fragte sich, ob er eifersüchtig sei. Er saß auf und schüttelte über sich selbst den Kopf, während er dem Tier die Sporen gab und es dann zu einem Galopp über die Wiese antrieb. Der Hengst war kraftvoll und hatte in der letzten Zeit nicht viel Bewegung gehabt. Da Marcus sich mit Major Greenaway die Nächte um die Ohren geschlagen hatte, war er am folgenden Tag oft spät aufgestanden. Zudem hatte er viele gesellschaftliche Verpflichtungen gehabt und Lavinia dauernd zu Lady Frances bringen und sie dort abholen müssen. Und dieser Gedanke führte dazu, dass er wieder über Frances nachgrübelte.
    Er überlegte, was er ihr sagen solle. Vielleicht reichte es, ihr mitzuteilen, das Ganze täte ihm leid. Major Greenaway hatte ihm nahegelegt, ihr reinen Wein über die Sache mit Mrs. Poole einzuschenken, und er war fast so weit gewesen, den Rat zu beherzigen. Die Eskapade seines Sohnes hatte ihn jedoch daran gehindert.
    Er fragte sich, ob er wieder die Beziehung zu Frances haben könne, die nach der so unterhaltsamen Zusammenarbeit im Waisenhaus entstanden war. Er ließ das Pferd langsamer laufen und bog auf einen Pfad ein.
    „Guten Tag, Euer Gnaden. Wie geht es Ihnen?“
    Er schaute auf und sah Major Greenaway auf sich zukommen. „Guten Tag, Sir.“
    Donald hielt das Pferd neben seinem an und erkundigte sich: „Wieso machen Sie ein so niedergeschlagenes Gesicht, Euer Gnaden? Haben Sie gespielt und ein Vermögen verloren?“
    „Nein, meine schlechte Stimmung hat nichts mit Geld zu tun.“
    „Hat die Dame Sie abgewiesen?“
    „Welche Dame?“
    „Die Countess of Corringham natürlich.“
    „Ich habe mich ihr nicht erklärt.“
    „Sie erstaunen mich, Euer Gnaden. Hätte mir jemand erzählt, dass Sie in Bezug auf eine Frau plötzlich Hemmungen haben und die Sprache verlieren, wäre er von mir ausgelacht worden.“
    „Ich habe nicht die Sprache verloren. Im Gegenteil! Ich habe zu viel gesagt.“
    „Oh! Vermutlich haben Sie ihr von dem Bankert erzählt, und sie ist nicht in der Stimmung, Ihnen zu verzeihen.“
    „So weit bin ich gar nicht gekommen.“
    „Oh! Ich begreife.“ Das hatte sehr verständnisvoll geklungen. „Haben Sie schon das neueste Gerücht vernommen?“
    „Welches? Meinen Sie das, ich würde dauernd vor Lady Frances’ Haustür herumlungern?“
    „Das meinte ich nicht. Die Geschichte ist viel schlimmer.“
    „Dann erzählen Sie sie mir“, erwiderte Marcus grimmig. „Früher oder später kommt sie mir doch zu Ohren.“
    „Vor ein paar Tagen stand ich vor einem Geschäft in der Bond Street, als plötzlich Lady Barbour und Mrs. Harcourt in einer offenen Kutsche vorfuhren. Sie unterhielten sich sehr laut, zweifellos, damit ich sie hören konnte, denn sie hatten mich gesehen. Ich wollte mich zu ihnen umdrehen und schon den Hut ziehen, habe es jedoch unterlassen, als ich vernahm, was sie redeten.“
    „Was haben sie gesagt?“
    „Sie wissen von Mrs. Pooles Kind. Mrs. Harcourts Worten zufolge ist es Ihres und …“ Donald hielt inne, weil er das aufbrausende Naturell Seiner Gnaden kannte. „… und das der Countess of Corringham“, setzte er schließlich hinzu. „Angeblich sind Sie beide seit Jahren ein Liebespaar und waren das schon, bevor Sie heirateten. Das Kind war zwar zur Adoption freigegeben worden, doch da Sie jetzt wieder ungebunden sind, versuchen Sie, es zu finden, und haben vor, mit Ihrer Ladyschaft zu leben.“
    „Mein Gott! Kennt Mrs. Harcourt in ihrer Boshaftigkeit keine Grenzen?“ Marcus hatte die Frage ruhig geäußert, doch das bedeutete nicht, dass er innerlich gelassen war. Er befand sich auf dem Weg zu Frances, um Frieden mit ihr zu schließen, fragte sich nun jedoch, wie er ihr jetzt noch unter die Augen treten und was er ihr sagen solle. Er konnte ihr nicht anvertrauen, dass die böswilligen Klatschweiber seinetwegen ihren guten Ruf in den Schmutz zogen. Er überlegte, wie lange es dauern mochte, bis sie dieses Gerücht gehört hatte, und wie es ihr damit ginge. Sie würde nicht mehr spöttisch lachen, sondern elend sein. Die Tatsache, dass es sich bei dieser Sache nur um ein Lügengeflecht handelte, machte keinen Unterschied. Der Schaden war bereits angerichtet worden. Marcus begriff, dass man ihm den Plan, Frances zu sagen, er liebe sie, habe sie immer geliebt und wolle sie zu seiner Gattin machen, vereitelt hatte.
    Aber irgendwie musste er ihr zu verstehen geben, wie leid ihm alles tat – die Gerüchte, die

Weitere Kostenlose Bücher