Küss niemals deinen Ex (Top Deal) (German Edition)
aus dem Hörer.
„Ich überlege es mir, okay?“
„Ja, aber nicht zu lange. Morgen spätestens brauche ich dich hier.“
Ich legte auf und sah blicklos vor mich hin. Natürlich würde ich nicht nach Ibiza fliegen.
Meine Hand wanderte zu dem Kartendeck, das neben mir auf dem Tisch lag. Der Tarot, mein steter Begleiter, hatte mich wieder. Wie von selbst wickelte meine Hand die Karten aus ihrem seidenen Tuch. Das Deck fächerte sich vor mir auf der Tischplatte auf, alle Karten mit dem Rücken nach oben. Ich zögerte, sollte ich wirklich meine Abstinenz beenden und die Karten befragen?
„Nur eine, das kann nichts schaden“, murmelte ich.
Meine linke Hand zog eine Karte. Diejenige, die nach mir zu rufen schien.
Meine Gedanken wanderten zu Lex. Zu dem Ausdruck in seinen Augen, als er sagte, ich solle ihn allein lassen.
Als ich sah, was der Tarot zu sagen hatte, musste ich lachen. Ich klang hysterisch, aber ich konnte nicht damit aufhören. Ich lachte, bis mir Tränen in die Augen traten und das Lachen in ein abruptes Weinen überging.
„Der Narr“, die Karte, die ich gezogen hatte, verhöhnte mich. Immer und immer wieder tauchte das Bild in meinen Gedanken auf. Ich hatte mich wie ein Idiot benommen, deutlicher konnte eine Aussage nicht sein. Es war Zeit damit aufzuhören. Ich musste mein Leben wieder in den Griff bekommen, aus meinen Fehlern lernen und weitermachen.
Dumm nur, dass es mir so schwer fiel. Mit gläsernem Blick saß ich vor dem Bildschirm und starrte auf die Webseite der Münchner Universität. Teil meines Planes, war es, mein Studium der Betriebswirtschaftslehre zu beenden, dann könnte ich endlich einen Job ergattern, der mir Geld einbrachte. Viel fehlte mir nicht, denn ich hatte es kurz vor dem Examen abgebrochen. Trotzdem wollte sich keine Begeisterung einstellen. Ich brauchte nur die Namen der Hauptfächer zu lesen und das Verlangen nach Schlaf wurde übermächtig.
Accounting ! Finance! Wie war ich nur auf die dämliche Idee gekommen, die zwei langweiligsten Fächer zu meinen Hauptfächern zu wählen?
Mit einem Seufzen schloss ich die Seite und wechselte zu Facebook. Dort überflog ich die neuesten Meldungen, fand aber nichts Interessantes. Kurz überlegte ich, etwas auf meiner Facebook Seite zu posten. Aber was? Mit einer Grimasse drehte ich mich in meinem Stuhl vom Schreibtisch weg und sah zum Fenster hinaus. Unten rauschte der Verkehr auf der Grünwalder Straße vorbei. Für einen Moment versuchte ich, mir mein Leben als studierte Betriebswirtin vorzustellen. Mit den Fächern, die ich gewählt hatte, konnte ich Steuerberaterin oder Unternehmensberaterin werden.
Allein die Vorstellung jeden Morgen in einem Business Kostüm zur Arbeit zu gehen, ließ Übelkeit in mir hochsteigen.
„Egal. Zeit erwachsen zu werden und Geld zu verdienen“, murmelte ich und griff ich nach dem Telefon, um herauszufinden, wie ich mein abgebrochenes Studium wieder aufnehmen konnte.
Mit zusammengebissenen Zähnen quälte ich mich am nächsten Morgen durch den Berufsverkehr. Es war kurz vor neun Uhr, ich hatte mir vorgenommen, pünktlich zu meinem Termin in der Studentenkanzlei zu erscheinen. Es würde knapp werden, so viel war sicher. Auf der Balanstraße bewegte sich die Blechkolonne nur langsam vorwärts.
„ Du hättest die U-Bahn nehmen sollen, du Idiot“, murmelte ich und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Nach einer Ewigkeit kam ich bei der Universität an. Jetzt musste ich nur noch einen Parkplatz finden. Ich kurvte durch etliche Nebenstraßen, bis ich mich irgendwann auf der Walter-Gropius-Straße befand. Mein Auto schien ein Eigenleben zu entwickeln, denn es fuhr wie von selbst Richtung A9.
Plötzlich war ich auf der Autobahn nach Frankfurt. In meinem umnebelten Gehirn herrschte Leere. Ich hatte keine Ahnung, was ich in meiner Heimatstadt wollte.
Du hast deinen Termin verpasst ! Der Gedanke kreiste wie in einer Endlosschleife durch meinen Kopf.
21
„Guter Plan, Jana“, murmelte ich und schüttelte den Kopf. Ehrlich, ich wusste nicht, warum ich hier war. Außer, dass „Der Narr“ offensichtlich etwas in mir ausgelöst hatte. „Man muss nicht jede Tarot Karte leben“, argumentierte ich mit mir selbst, während ich dem Navi folgte, das mich durch Frankfurt lotste.
Es dauerte nicht lange und ich war am Ziel. In der Günthersburgallee, der Straße, die auf der Innenseite von Lex Kofferanhänger vermerkt war. Ein imposanter Altbau erhob sich vor mir. Mit einem
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