Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)
ob sie wohl alle, wie er, Kochbücher schrieben, doch als er die Frage laut an sie richtete, bekam er keine Antwort. Die Erwachsenen lächelten nur geheimnisvoll und schüttelten den Kopf, während die beiden Kinder ihn wie einen Verrückten anstarrten.
Bald darauf öffnete sich die Tür. Ein Mann mit einem lustigen roten Gesicht stand auf der Schwelle und sagte: «Die Nächsten, bitte.» Die Mutter erhob sich und ging mit den beiden Jungen hinaus. Nach zehn Minuten kam der Mann zurück. «Die Nächsten, bitte», sagte er, und die Jungvermählten sprangen auf.
Zwei neue Besucher traten ein und setzten sich – ein Mann in mittleren Jahren und seine ungefähr gleichaltrige Frau, die einen Einkaufskorb mit Lebensmitteln bei sich hatte.
«Die Nächsten, bitte», sagte der Führer wieder, und die Frau mit den langen weißen Handschuhen stand auf.
Mehrere Leute kamen herein und nahmen auf den steiflehnigen Holzstühlen Platz.
Bald erschien der Führer zum vierten Mal, und nun war Lexington an der Reihe.
«Folgen Sie mir bitte», sagte der Mann und ging mit dem Jüngling über den Hof auf das Hauptgebäude zu.
«Wie aufregend das ist!» Lexington hüpfte von einem Fuß auf den anderen. «Ich wollte nur, meine liebe Tante Glosspan könnte das alles mit mir zusammen erleben.»
«Ich mache nur den ersten Teil der Führung», erklärte sein Begleiter. «Danach reiche ich Sie weiter.»
«Ganz wie Sie meinen», rief der begeisterte Jüngling.
Sie gelangten zu einem großen eingezäunten Platz hinter dem Hauptgebäude, wo einige hundert Schweine herumliefen. «Hier fängt’s an», sagte der Führer, «und dann werden sie da drüben hineingetrieben.»
«Wo?»
«Dort.» Der Mann deutete auf einen langen Holzschuppen an der Außenwand des Gebäudes. «Wir nennen es den Kettenpferch. Kommen Sie bitte.»
Als Lexington und der Führer sich näherten, waren drei Männer in hohen Gummistiefeln gerade dabei, ein Dutzend Schweine in den Pferch zu treiben, und so gingen die beiden gleich mit hinein.
«Passen Sie auf», sagte der Führer, «jetzt werden die Tiere angekettet.»
Der Schuppen hatte Holzwände und kein Dach. An der einen Wand, parallel zum Fußboden, war in etwa drei Fuß Höhe ein Stahlkabel mit Haken angebracht, das in ständiger langsamer Bewegung war. Am Ende des Schuppens wechselte es die Richtung, stieg senkrecht zur Dachöffnung hinauf und weiter zum obersten Stockwerk des Hauptgebäudes.
Die zwölf Schweine, die sich in der Nähe des Eingangs zusammendrängten, standen unbeweglich und blickten furchtsam umher. Einer der Männer in Gummistiefeln nahm eine Eisenkette von der Wand, ging damit von hinten auf eines der Schweine zu, bückte sich und schlang ihm rasch ein Ende der Kette ums Hinterbein. Das andere Kettenende befestigte er an einem Haken des vorbeilaufenden Kabels. Die Kette straffte sich. Das Bein des Tieres wurde hochgezerrt und nach hinten gezogen, und das Schwein kam ins Rutschen. Es fiel jedoch nicht hin, denn es war ein ziemlich gelenkiges Schwein und brachte es irgendwie fertig, im Gleichgewicht zu bleiben, während es auf drei Beinen hüpfte und sich gegen die ziehende Kette wehrte. Aber das Tier glitt immer weiter rückwärts, bis es am Ende des Schuppens, wo das Kabel die Richtung änderte und senkrecht nach oben führte, plötzlich den Boden unter den Füßen verlor und aufwärts schwebte. Schrilles Protestgequieke erschallte.
«Das ist wirklich faszinierend», sagte Lexington. «Aber was hat da so merkwürdig gekracht, als es in die Luft gezogen wurde?»
«Wahrscheinlich das Bein», antwortete der Führer. «Oder das Becken.»
«Macht das nichts aus?»
«Was soll es ausmachen?», meinte der andere. «Die Knochen isst man ja nicht.»
Die Männer in Gummistiefeln beeilten sich, auch die übrigen Schweine anzuketten; eines nach dem anderen wurde an das laufende Kabel gehakt und schwebte unter lautem Protestgeschrei himmelwärts.
«Zu diesem Rezept gehört ein gut Teil mehr als Kräuterpflücken», sagte Lexington. «Tante Glosspan hätte das nie geschafft.»
Während Lexington nach oben schaute, wo soeben das letzte Schwein entschwand, näherte sich ihm von hinten ein Mann in Gummistiefeln, schlang eine Kette um das Fußgelenk des Jünglings und hakte das andere Ende an das laufende Kabel. Bevor unser Held wusste, wie ihm geschah, fiel er um und wurde über den Betonboden des Kettenpferchs geschleift.
«Halt!», schrie er. «Alles anhalten! Mein Bein ist in die Kette
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