Küsse, Baby und das Familienglück
Augen. „Glauben Sie wirklich, das es so einfach ist, wie es sich anhört?“, fragte er schroff. „Sie machen sich doch nur etwas vor.“
„Was hast du mit ihr angestellt, dass sie so wütend ist?“, fragte Eli anderthalb Stunden später.
Rafferty merkte, dass die Arthritis seines Vaters mit dem Nachlassen des Regens besser geworden war. Eli bewegte sich schon wieder viel lockerer. Doch trotz seines körperlichen Gebrechens waren sein Verstand und die Fähigkeit, seine Umgebung genau zu beobachten, noch völlig intakt.
Rafferty machte sich daher innerlich auf eine Strafpredigt gefasst und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. „Was meinst du damit?“
„Ich habe Jaceys Gesicht gesehen, als sie reinkam. Gestern im Krankenhaus wirkte sie noch ganz glücklich, aber jetzt sieht sie aus, als wolle sie jemanden schlagen. Wen, wenn nicht dich?“
Rafferty sah die Post durch, warf die Werbung weg und legte den Rest auf einen Stapel. „Sie hat mir erzählt, dass sie ihr Baby durch eine Samenspende bekommen hat.“
Eli setzte sich. „Wie um alles in der Welt hast du das aus ihr rausgekriegt?“
Das war nicht leicht, dachte Rafferty. „Ich habe sie gefragt.“
Eli schnaubte verächtlich. „Seit wann interessierst du dich für das Privatleben anderer Menschen?“
Eigentlich nie, dachte Rafferty. „Ich wollte doch nur Konversation machen“, log er. Doch in Wirklichkeit hatte er die Wahrheit herausfinden wollen. Warum, wusste er selbst nicht so genau. Eigentlich sollte es ihm egal sein, wer Caitlins Vater war, oder ob der Typ Jacey etwas bedeutete.
„Du musst dich bei ihr entschuldigen“, befahl Eli.
Rafferty sah keinen Grund dafür. „Sie hätte es mir ja nicht zu erzählen brauchen“, entgegnete er.
„Aber sie hat es getan.“ Eli schlug mit der flachen Hand auf die Armlehne. „Solange sie hier arbeitet und in diesem Haus wohnt …“
„Das war übrigens deine zweite schlechte Idee“, unterbrach ihn Rafferty.
Eli zog die Augenbrauen zusammen. „Und die erste?“
„Sie anzuheuern“, sagte Rafferty. Es würde ihm auch so schon schwer genug fallen, Jacey Lambert zu vergessen. Aber wie sollte er jetzt bitte schön so tun, als sei sie nur die neue Köchin, nachdem er etwas so Persönliches und Emotionales getan hatte, wie ihr Baby zur Welt zu bringen?
„Sie ist eine ausgezeichnete Köchin, und die Männer mögen sie. Wir können von Glück sagen, dass sie bei uns ist. Und was ihre Unterbringung angeht …“ Eli hob drohend den Zeigefinger. „Auf keinen Fall werde ich eine Frau und ihr Baby in der Arbeiterbaracke wohnen lassen, und damit basta! Du wirst dich also an ihre Gegenwart gewöhnen müssen.“
Rafferty grunzte. „Na schön. Ich werde mich bei ihr dafür entschuldigen, dass ich sie verletzt habe.“
Und das, so schwor er sich, würde vorerst das letzte Mal sein, dass er etwas mit der dunkelhaarigen Schönheit zu tun hatte.
Froh, dass sein Vater wenigstens genug Verstand besessen hatte, Jacey und ihr Baby im entgegengesetzten Flügel von ihm und Eli unterzubringen, begab er sich direkt zu Jaceys Zimmer.
Die Tür war geschlossen.
In der Hoffnung, dass Jacey schon schlief und nicht reagieren würde, klopfte er leise.
„Herein. Die Tür ist nicht abgeschlossen!“, rief sie.
Widerstrebend öffnete Rafferty die Tür … und blieb wie erstarrt stehen.
Jacey saß mit hochgelegten Beinen in einem Schaukelstuhl, den Reißverschluss ihres modischen rosa-grauen Kapuzenshirts weit offen. Das enge T-Shirt darunter war bis zu den Rippen hochgeschoben und enthüllte ein großes Stück heller Haut. Trotz der rosa Babydecke über ihren Schultern war nicht zu übersehen, dass sie stillte.
„Entschuldigung.“ Rafferty ermahnte sich, sofort das Zimmer zu verlassen, stand jedoch wie angewurzelt da. „Ich wollte nicht stören.“
„Kein Problem.“ Jacey wurde neugierig. „Was wollen Sie?“, fragte sie.
Willst du das wirklich wissen?, dachte Rafferty. Dich! Dieser spontane Gedanke schockierte ihn genauso wie ihr Anblick. Schon lange hatte er keine Frau mehr so begehrt, wenn überhaupt jemals. Er schluckte. „Ich wollte mich entschuldigen, falls ich Sie verletzt haben sollte.“
Sie lächelte glücklich und zufrieden, was mit Sicherheit nur an dem Baby in ihrem Arm lag.
Ein Baby, das genauso schön und weiblich, zart und süß war wie sie. Ein Baby, das Rafferty am liebsten sofort auf den Arm genommen hätte. Was ihn ebenfalls verwirrte, denn eigentlich war er vor zwei
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