Küsse, Baby und das Familienglück
streichelte sie so sanft und gekonnt, dass sie nach Luft schnappen musste. Vielleicht lag es ja an den Hormonen oder an all den langen Jahren aufgestauter Sehnsucht, aber als sie von einer Lustwelle nach der anderen überwältigt wurde, wusste sie nur, dass sie so etwas noch nie zuvor empfunden hatte.
Als es schließlich vorbei war, klammerte sie sich wie benommen an ihm fest. „Auch wenn du Weihnachten boykottierst, war das eben ein unglaubliches Geschenk“, sagte sie außer Atem.
„Nur eine Frage“, sagte Rafferty und küsste ihre Schläfe. „Wie um alles in der Welt kommst du auf die Idee, dass Sex nicht dein Ding ist?“
In diesem Augenblick fiel Jaceys Blick auf die Kartons mit Christbaumschmuck. Sie brachte ihre Kleidung in Ordnung und glitt von Raffertys Schoß. „Es ist einfach so.“
„Warum?“
„Ich mochte noch nicht einmal gern geküsst werden.“ Bei dir allerdings …
Rafferty reichte ihr zwei leichtere Kartons und nahm die schweren. „Bist du nie auf die Idee gekommen, dass es vielleicht an den Männern lag?“
„Na ja, jetzt natürlich schon“, antwortete Jacey. Sie wollte so schnell wie möglich raus aus dem Lager, um dieses peinliche Gespräch zu beenden. „Inzwischen weiß ich, dass mir gefällt, was wir gerade … getan haben“, murmelte sie verlegen. Sehr sogar! Mit ihm war es weder unangenehm noch so latent abstoßend wie früher. Damals hatte sie sich beim Sex immer irgendwie benutzt gefühlt.
Sie gingen ins Haus, und Rafferty setzte seine Kartons im Wohnzimmer neben dem Weihnachtsbaum ab. „Erzähl mir von deinen früheren Beziehungen.“
Jacey löste zwei ineinander verknotete Nussknackeranhänger voneinander. „Du bist ja ganz schön neugierig!“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich möchte alles über dich erfahren, Jacey.“
Ihre Blicke begegneten sich. Mit klopfendem Herzen wurde Jacey bewusst, dass auch sie alles über ihn wissen wollte.
„Ich hatte bisher nur zwei ernsthafte Beziehungen. Mit Andrew war ich während der Collegezeit zusammen. Wir waren drei Jahre ein Paar und haben erst gegen Ende miteinander geschlafen. Es war eine total peinliche Angelegenheit, und wir haben kurz darauf Schluss gemacht – er hat gesagt, er müsse sich erst noch die Hörner abstoßen, und ich war insgeheim sogar erleichtert darüber. Der nächste Mann kam zwei Jahre später. Patrick war nicht der Typ, der einen zum Sex drängte, was mir gefiel. Weniger gefiel mir, dass es ihm egal zu sein schien, ob wir zusammen schliefen oder nicht.“
Rafferty hob eine Augenbraue, unterbrach sie jedoch nicht.
„Wie dem auch sei, irgendwann haben wir es doch getan, aber es war leider auch nicht viel besser als das erste Mal. Doch da ich zum Schluss gekommen war, dass Sex mir wohl nicht so wichtig ist – genau wie ihm –, war das okay für mich. Er fand das auch, und da wir ansonsten gut harmonierten, blieben wir zusammen. Wir haben sogar darüber nachgedacht, irgendwann zu heiraten.“
Jacey schwieg, als der alte Schmerz wieder in ihr hochstieg. „Und dann hat er mir einfach so aus heiterem Himmel heraus gesagt, er habe nochmals über alles nachgedacht und beschlossen, dass er keine Kinder will. Da das für mich nicht infrage kam, haben wir Schluss gemacht. Mir wurde dadurch erst recht bewusst, wie gern ich ein Kind haben wollte. Ich hatte Angst, nicht mehr rechtzeitig den passenden Mann zu finden, und habe mich an eine Samenbank gewendet.“
„Und dann kam Cash ins Spiel“, riet Rafferty.
Jacey verschränkte die Arme vor der Brust. „Richtig. Er hatte von einem gemeinsamen Freund von meinen Plänen gehört und mir seine Hilfe angeboten. Also haben wir eine Praxis für künstliche Befruchtung aufgesucht, und nach einer einmaligen Behandlung war alles erledigt.“
„Das ging ja schnell.“
„Stimmt, wirklich ungewöhnlich schnell.“ Jacey war immer noch heilfroh darüber, dass nur ein einziger Praxisbesuch nötig gewesen war. „Wie dem auch sei, ich habe das als Zeichen betrachtet, dass Caitlin auf genau dem Weg empfangen werden sollte. Und ich bereue nichts.“
Plötzlich klingelte es an der Tür.
Jacey sah ihn fragend an. „Erwartest du jemanden?“
„Nein. Du?“
„Um neun Uhr abends?“
Irgendetwas über einen weiteren gestrandeten Touristen vor sich hinmurmelnd, ging Rafferty zur Tür.
Kurz darauf hörte Jacey gedämpfte männliche Stimmen. Vor Schreck ließ sie fast den Christbaumschmuck fallen.
Als sie bei der Haustür ankam, sprach Rafferty gerade mit einem
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