Kuesse - drei Mal taeglich
wissen, dass zwischen euch was läuft. Ihr geht meistens zusammen weg. Ihr esst zusammen in der Cafeteria zu Mittag. Ich habe schon immer geahnt, dass da mehr ist. Ich bin nur ziemlich beleidigt, dass du mir nie gesagt hast, wie ernst es zwischen euch ist."
Wenn du wüsstest, Michelle, dachte Cassie.
Das Klappern von Töpfen und Pfannen zog Miche lles und Cassies Aufmerksamkeit auf den Küchenfußboden, wo Michelles fünfjährige Stieftochter die Schränke plünderte.
„Kelsey, Süße", sagte Michelle. „Möchtest du dir eine Videokassette angucken, bis Daddy nach Hause kommt?"
Kelsey gähnte und streckte sich und nickte dann. „Können wir die mit dem Bären sehn, der auf dem Eis läuft?"
Michelle stand auf, hob Kelsey hoch und wirbelte sie im Kreis herum, bis die Kleine begeistert lachte. „Okay, der Bär soll es also sein. Aber du wirst ihn dir für ein Weilchen allein angucken müssen. Ich habe etwas mit meiner Freundin zu besprechen."
Kelsey warf Cassie einen ungeduldigen Blick zu, schenkte Michelle dann aber doch ein engelhaftes Lächeln. „Na gut, Shelly. Du kannst ein bisschen mit ihr reden."
Michelle gab Kelsey einen Nasenstüber und lächelte. „Vielen Dank, kleines Fräulein, für die gnädige Erlaubnis." Sie nahm sie wieder in die Arme und sagte zu Cassie: „Ich bin in einer Minute wieder da. Sie wird wahrscheinlich ein Nickerchen machen."
„Ich bin nicht müde", beschwerte Kelsey sich entschieden, während sie aus der Küche getragen wurde.
Cassie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und nahm einen Schluck von ihrem Tee. Wie gern hätte sie ein kleines Mädchen wie Kelsey. Aber ein Junge wäre ihr ebenso recht. In jedem Fall würde sie ihr Kind lieben und ihm alles geben, was es brauchte. Ihr Kind würde niemals das Gefühl haben, es werde nicht geliebt.
Michelle kam zurück und setzte sich an den Tisch. „So, ich will Einzelheiten hören."
Cassie wich ihrem Blick aus. „Wir möchten die Trauung am nächsten Dienstag abhalten.
Im Standesamt." Sie lächelte Michelle an. „Ich möchte, dass du und Nick unsere Trauzeugen seid."
„Sehr gern, wenn du mir dir Eile erklärst."
Cassie holte tief Luft. „Ich bin schwanger."
„Du machst Witze."
„Nein, Michelle, natürlich nicht. Darüber würde ich keine Witze machen."
„Wie ist das geschehen?"
„Auf die übliche Art."
Michelle lachte. „Entschuldige, ich bin nur völlig überrascht. Aber keine Methode ist narrensicher, stimmt's?"
„Es ist nur ein Mal passiert."
„Ein einziges Mal?"
„Ja." Und seitdem war nichts mehr.
Michelle musterte Cassie aufmerksam. „Du klingst traurig. Was ist los?"
Cassie tat der Gedanke weh, dass Brendan sie nicht liebte, oder nicht mehr liebte als eine gute Freundin. Aber sie wusste nicht, ob es ihm gegenüber loyal wäre, Michelle das anzuvertrauen. „Nichts ist los. Es ist nur alles so plötzlich geschehen, und jetzt müssen wir auch noch an das Baby denken. Und ich weiß nicht, was er wirklich für mich ..." Sie brach ab.
„Du weißt nicht, was er für dich empfindet?" fragte Michelle verständnisvoll.
Cassie nickte erleichtert. „Bis jetzt waren wir nur gute Freunde. Aber an einem Abend ging es Brendan nicht besonders gut. Er hatte einen schwierigen Tag hinter sich, und dann führte eins zum anderen, und so ist es passiert."
Michelle legte Cassie die Hand auf den Arm. „Du bist in ihn verliebt", sagte sie unumwunden.
„Ja, das bin ich. Aber ich fürchte, er empfindet nicht das Gleiche für mich. Und wenn doch, so hat er es jedenfalls nie gesagt."
„Hast du ihm denn deine Gefühle verraten?"
„Nein, noch nicht. Ich möchte ihn nicht erschrecken. Er hatte in letzter Zeit genügend andere Sorgen."
„Lass ihm etwas Zeit, Cassie. Du weißt ja, wie Männer sind. Je weniger sie reden müssen, desto wohler fühlen sie sich. Es fällt ihnen schwer, ihre Gefühle einzugestehen."
„War Nick denn auch so?"
Michelle überlegte. „Nein, Nick sagte mir, dass er mich liebe, bevor ich den Mut fand, die Worte auszusprechen. Die Männer sind eben doch nicht alle gleich."
Cassie nickte zustimmend. Brendan war mit keinem Mann zu vergleichen, den sie je kennen gelernt hatte. Es war ihr jedenfalls unmöglich, seine Reaktionen vorauszuahnen. Sie würde einfach hoffen müssen, dass sich seine Gefühle für sie mit der Zeit änderten.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Aber was auch mit mir und Brendan geschieht, unser Baby werden wir beide lieben."
Michelle drückte ihr ermutigend die Hand.
Weitere Kostenlose Bücher