Kuesse - drei Mal taeglich
„Ich möchte Sie in drei Wochen wieder sehen. An der Rezeption wird man Ihnen eine Informationsbroschüre zum Thema Zwillinge geben. Und bitten Sie Ihren Mann, mich anzurufen. So wie ich Brendan kenne, wird er Hunderte von Fragen haben."
Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Cassie lächelte schwach. „Mach ich."
Cassie kehrte ins Krankenhaus zurück, aber statt sich sofort an die Arbeit zu machen, ging sie an ihrem Büro vorbei und den Flur hinunter, um bei Michelle hineinzuschauen. Im Moment brauchte sie unbedingt den Beistand einer Freundin. Früher wäre Brendan ihr Beistand gewesen, aber jetzt nicht mehr. Eine Entwicklung, die sie traurig machte.
Sie klopfte an die Tür zu Michelles Büro und wurde hereinge rufen. Cassie trat ein und schloss die Tür hinter sich.
Michelle sah von ihrem Mittagessen auf und lächelte strahlend. „Na, du? Ich habe dich gerade angerufen, um zu sehen, ob du etwas brauchst."
Cassie warf einen Blick auf Michelles Sandwich, und ihr Magen knurrte laut.
Michelle wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und wies auf die unberührte Hälfte ihres Sandwiches. „Kannst du gern haben, wenn du möchtest. Ich bin schon fast satt."
Plötzliche Übelkeit überkam Cassie. Sie setzte sich schnell auf den Stuhl vor Michelles Schreibtisch, holte ein paar Mal tief Luft und wartete, bis es vorüber war. „Nein, danke."
„Bist du sicher? Jetzt musst du für zwei essen, vergiss das nicht."
„Für drei."
Michelle hörte auf zu kauen und ließ ihr Sandwich auf den Pappteller vor sich fallen. „Wie bitte?"
Cassie hatte ihr eigentlich nichts sagen wollen, bevor Brendan es erfuhr, aber jetzt war es ihr herausgerutscht. „Ich komme ge rade vom Arzt. Wir bekommen Zwillinge."
Michelle war begeistert. „Das ist ja herrlich! Einige würden vielleicht sagen, Ärger hoch zwei, aber ich finde, es ist eine doppelte Freude."
Unter normalen Umständen würde Cassie ihr da zustimmen. Aber die Situation war nicht normal. Sie hatte einen Mann, der sowieso schon übertrieben besorgt war. Jetzt würde seine Sorge sich genauso verdoppeln wie ihr Nachwuchs.
„Ich bin noch dabei, mich an den Gedanken zu gewöhnen", antwortete sie seufzend.
„Und was sagte der stolze Daddy dazu?"
„Er weiß es noch nicht."
„Warum nicht?"
„Weil er nicht zum Arzt gekommen ist. Obwohl er sich dort mit mir treffen wollte, ist er nicht aufgetaucht."
Michelle wischte sich die Hände ab und warf die Serviette in den Papierkorb. „Was machst du dann hier bei mir? Fahr zu ihm hoch."
„Er ist nicht auf der Station. Ein, zwei Wochen arbeitet er Nachtschicht. Soweit ich weiß, liegt er zu Hause im Bett und schläft tief und fest."
„Dann geh nach Hause."
„Ich kann nicht. Ich habe tonnenweise Arbeit zu erledigen." Doch die Wahrheit war, dass sie Brendan aus mehreren Gründen noch nichts sagen wollte. Der wichtigste Grund war, dass sie wütend auf ihn war, weil er nicht beim Arzt aufgetaucht war, und dann hatte sie Angst vor seiner Reaktion.
Michelle sah sie ernst an. „Du hast doch vor, es ihm zu sagen, Cassie, oder?"
„Natürlich. Ich muss nur sehen, wann."
„Warum zögerst zu damit? Ich stellte mir vor, dass er begeistert sein wird. Nick wäre es bestimmt."
Cassie unterdrückte einen Anflug von Neid. „Ich bin nicht sicher, wie Brendan es aufnehmen wird. Er benimmt sich sowieso schon wie eine Glucke. Wenn er weiß, dass es Zwillinge werden, wird er womöglich völlig durchdrehen. Er hat täglich mit proble matischen Mehrlingsgeburten zu tun und wird wahrscheinlich die schlimmsten Befürchtungen hegen."
Michelle nickte verständnisvoll. „Das gehört dazu, wenn man mit einem Arzt verheiratet ist. Zu wissen, was geschehen könnte, macht es ihnen nicht leichter. Nick versucht wirklich, bei Kelsey nicht überfürsorglich zu sein, aber manchmal kommt er nicht dagegen an. Neulich durfte sie nicht ohne Helm auf ihrem Dreirad fahren. Man hätte denken können, sie würde auf dem Highway auf einer Harley Davidson dahinsausen."
Cassie fühlte sich ein wenig erleichtert. „Du hast sicher Recht. Wir werden beide lernen müssen, mit der Neuigkeit fertig zu werden." Sie stand auf. „Ich muss in mein Büro gehen.
Ich habe schon den ganzen Vormittag verloren."
Michelle ging mit Cassie zur Tür. „Cassie, ihr werdet beide Zeit brauchen, euch an die Ehe und die Neuigkeit mit den Babys zu gewöhnen. Du wirst Geduld zeigen müssen."
Cassie nickte seufzend. Sie war nicht sehr geduldig, aber sie würde
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