Kuesse - drei Mal taeglich
Brendan. Das hier würde ihn bestimmt wieder auf die Palme bringen, wenn er es erführ.
„Ich habe Ihrem Mann Bescheid sagen lassen ..."
„Nein!" Eine Begegnung mit Brendan wäre jetzt zu viel für sie. Sie brauchte nur einen Hauch von Angst in seinen grünblauen Augen zu sehen, um ihre Worte von vorhin wieder zurückzunehmen. Aber das wollte sie auf keinen Fall, nicht, bevor sie nicht noch einmal über alles nachgedacht hatte. „Ich meine, er soll sich doch keine Sorgen machen."
„Er ist schon auf dem Weg hierher."
„Ich will ihn nicht sehen."
Dr. Madrid sah sie nachdenklich an. „Probleme?"
„Ja, das kann man wohl sagen."
Er stand auf. „Okay, Sie sind der Boss. Wenn es Sie eher aufregt als beruhigt, wenn er hier ist, werde ich ihn fortschicken, bis Sie es sich anders überlegt haben."
Cassie fuhr sich mit der Hand über die tränenfeuchten Wangen und nickte. „Danke."
„Inzwischen entspannen Sie sich aber. Ich schicke eine Schwester zum Blutabnehmen."
In diesem Moment steckte eine Schwester den Kopf durch die Tür. „Dr. O'Connor ist hier, Dr. Madrid. Ich glaube, Sie sprechen besser mit ihm."
„Ich komme sofort." Dr. Madrid nickte Cassie zu. „Ruhen Sie sich aus. Ich kümmere mich um Ihren Mann."
„Viel Glück."
Cassie hatte das ungute Gefühl, dass er sehr viel Glück brauchen würde. Genau wie sie.
Wenn ihren Babys etwas zustoßen sollte ... Sie wollte den fürchterlichen Gedanken nicht zu Ende führen. Es konnte unmöglich am selben Tag noch etwas Schreckliches geschehen. Ihre Zwillinge waren bestimmt gesund. Sie würde sich ganz fest an diese Hoffnung klammern, selbst wenn sie jede Hoffnung aufgegeben hatte, jemals Brendans Liebe zu gewinnen.
Brendan suchte voller Panik in der Notaufnahme nach Cassie. Als er die dritte Kabine erreichte, stellte sich ihm ein Mann ent gegen, den er nicht kannte.
„Sind Sie Brendan O'Connor?"
„Ja."
Der Mann war nicht so groß wie er, machte aber nicht den Eindruck, als ob er ihn leicht loswerden könne.
„Ich bin Rio Madrid", stellte er sich vor.
Brendan war nicht danach zu Mute, Höflichkeiten auszutauschen, aber er nahm die ihm dargebotene Hand trotzdem an. „Ich suche meine Frau."
„Ich kümmere mich um sie."
„Sind Sie der Dienst habende Arzt in der Notaufnahme?"
„Nein, ich gehöre zur gynäkologischen Abteilung."
„Jim Anderson ist der Gynäkologe meiner Frau."
„Und ich bin Jim Andersons neuer Partner. Allerdings bin ich erst seit gestern dabei. Heute Abend vertrete ich ihn."
Brendan fand nicht, dass der Mann wie ein Arzt aussah, eher wie ein Motorradfahrer. Und was war Rio Madrid überhaupt für ein Name? Klang wie ein verflixter Urlaubsort. „Anderson kennt sich mit ihrer Geschichte aus. Wenn etwas mit ihr nicht stimmen sollte..."
„Ihr Blutdruck ist leicht erhöht, aber sie weis t keine Gesichtsschwellung auf und auch sonst nichts, was auf eine Eklampsie hinweisen könnte. Ich warte auf einige Testergebnisse und möchte sie in den folgenden Stunden unter Beobachtung hier behalten. Wenn alles gut geht, kann sie morgen nach Hause ge hen."
Brendan war ein wenig erleichtert, aber er wollte Cassie sehen, um sich wirklich entspannen zu können. „Wo ist sie?"
Rio Madrid wies mit dem Daumen über die Schulter. „In einem der Untersuchungsräume.
Ich lasse sie aber bald zur Gynäkologie hinaufbringen."
„Ich will sie sehen."
„Ich fürchte, das geht nicht. Sie ist im Moment sehr aufgebracht."
„Natürlich ist sie das. Ihr Vater wird gerade operiert."
„Und sie hat außerdem darum gebeten, Sie nicht zu sehen."
Brendan schluckte mühsam. „Sie wird ihre Meinung schon ändern."
„Wenn ja, lass ich es Sie wissen."
„Sie können mich nicht davon abhalten, bei ihr zu sein."
„Doch, das kann ich." Rio Madrid fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Hören Sie zu, Amigo. Hier sind Sie in meinem Revier, also werden Sie tun, was ich Ihnen sage. Ihre Frau möchte Sie im Moment nicht sehen, also können Sie entweder wieder an die Arbeit gehen oder im Warteraum warten, bis sie ihr Einverständnis gibt. Falls sie ihr Einverständnis gibt.
Alles klar?"
Zum Teufel mit dem unverschämten Kerl. „Ich muss zu ihr."
Rio Madrids Miene war mitfühlend. „Ich verstehe Sie, aber ich möchte nicht, dass sie sich noch mehr aufregt. Glauben Sie mir, ich kümmere mich gut um sie."
Brendan fand sich damit ab, dass er Cassie heute nicht mehr zu sehen bekommen würde, und wandte sich ab. Er war niedergeschlagen und bedrückt und
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