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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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warf sie Martins Brief ins Feuer.
    Amanda schaute zu, wie die Flammen aufloderten und seine Vorladung in Asche verwandelten. Dann stand sie auf und ging zu Bett.

    Als die Turmuhren der Stadt fünf schlugen, wartete Martin - diesmal allerdings ohne Reitknecht - an der gewohnten Straßenecke. Er saß auf seinem unruhig tänzelnden Rotschimmel, während er Amandas Stute fertig gesattelt und aufgezäumt am Zügel hielt.
    Amanda beobachtete ihn von dem alten, verlassenen Kinderzimmer ihres Elternhauses aus. Es war ein kalter, grauer Morgen, und die Sonne war noch nicht aufgegangen. Sie sah, wie Martin geduldig wartete, während die Schatten langsam immer kürzer wurden, schließlich verblassten. Beobachtete, wie er sich ein Stückchen zur Seite wandte, als die Sonne sich über die Dächer erhob.
    Schließlich zog er die Pferde wieder in jene Richtung herum, aus der er gekommen war und ritt davon.
    Amanda schlich die Treppe hinunter und legte sich wieder zu Bett.

    Sie würde jetzt sehr hart sein müssen. Sie durfte einfach nicht schwach werden und nachgeben - durfte sich nicht noch einmal mit ihm in den Schatten treffen. Sie durfte seine Höhle nicht noch einmal betreten, geschweige denn jene Unterwelt, durch die er seine Streifzüge zu machen pflegte.
    Denn wenn er sie wirklich wollte...
    Wenn er sie wirklich wollte, wenn er auch nur halb so viel für sie empfand wie sie für ihn - obgleich Amanda in dieser Hinsicht mittlerweile durchaus verwirrt und emotional sehr uneins war -, dann war jetzt der Augenblick gekommen, in dem er ihr folgen, sich ihr anschließen müsste. Und zwar müsste er ihr bis in ihre Welt hinein folgen, jene Welt, der er vor geraumer Zeit den Rücken gekehrt hatte.
    Wenn er sie wirklich …
    »Bist du fertig?«
    Amanda setzte ihr heiterstes Lächeln auf und wandte sich auf dem Hocker vor ihrer Frisierkommode um. Amelia stand in der Tür. »Ja.« Damit legte sie die Bürste beiseite, die sie zuvor reglos minutenlang in der Hand gehalten hatte, und griff nach ihrem Sonnenschirm. »Ist Reggie schon da?«
    »Gerade angekommen.«

    Martin zog die Eingangstür hinter sich zu. Auf der Türschwelle blieb er einen kurzen Augenblick stehen und ließ den Blick über den Park schweifen. Auf der parallel zur Grünanlage verlaufenden Paradestraße drängten sich die Kutschen, und über den Rasen flanierte die bessere Gesellschaft. Die Roben der Damen glichen einem wahren Farbbouquet, das sich langsam changierend vor dem grünen Hintergrund bewegte, während die Gentlemen in ihrer eher schlichten Kleidung den Kontrast dazu bildeten.
    Ein gelegentlicher nachmittäglicher Parkspaziergang war für die meisten Mitglieder der gehobenen Londoner Kreise noch immer geradezu ein Pflichtprogramm. Zumindest für die weiblichen Mitglieder dieser Schicht.
    Aber es war ja auch in der Tat ein weibliches Mitglied, das Martin zu sehen wünschte.
    Gelassen schritt er die Stufen hinab, marschierte auf das Haupttor seines Anwesens zu und überquerte schließlich die Park Lane. Er betrat die Grünanlagen durch eines der Nebentore und wich zunächst instinktiv in die Schatten der Bäume aus. Amanda dagegen, dessen war er sich sicher, war irgendwo mitten in der Menge, lachend, sich lebhaft unterhaltend, freundlich lächelnd.
    Er wollte sie nur sehen - das war alles. Und dennoch wollte er lieber nicht zu genau darüber nachdenken, warum er sie eigentlich sehen wollte. Es war wirklich lachhaft, dass ein Mann von seiner Erfahrung das plötzliche Verschwinden Amandas aus seinem Leben nicht irgendwie zu kompensieren wusste, dass er nicht in der Lage war, das Ende ihrer kurzen Episode zu akzeptieren, vielleicht noch ein leises Bedauern zu verspüren, aber dann einfach die Schultern zu zucken und fortzufahren mit seinem Dasein wie bisher. Doch trotz des hartnäckigen »Nein«, mit dem sie seinen Antrag quittiert hatte, konnte er nicht von ihr lassen, konnte er sie einfach nicht vergessen.
    Und genau dies, dieses Nichtvergessenkönnen, war nun auch der Grund, weshalb er hier war. Er konnte das Gefühl des Einsseins nicht vergessen, das sie miteinander geteilt hatten, konnte die sinnlichen Erinnerungen an sie einfach nicht aus seinem Bewusstsein auslöschen, wenngleich der eher von der Ratio geprägte Teil seines Ichs die ganze Geschichte im Grunde nie so richtig hatte nachvollziehen können. Martin wusste nicht mehr, wie das alles überhaupt hatte passieren können, wie es hatte geschehen können, dass die ganze Geschichte seiner Kontrolle

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