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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Grafen?« Für einen Grafen schien dieses Zimmer eigentlich nicht repräsentativ genug.
    »Nein, für den jungen Master, natürlich. Lord Martin. Sie hatten täglich mit seiner Rückkehr gerechnet.«
    Amanda ging zu dem mit Draperien geschmückten Bett hinüber. »Sie?«
    »Der alte Graf und Lady Rachel, meine ich. Jahrelang haben sie auf ihn gewartet, aber er ist nie zurückgekehrt.« Colly zog mit einem lauten Rattern der Holzringe die Bettvorhänge zurück und ignorierte geflissentlich die Staubwolken, die dabei aufstiegen. »Hab mich ganz schön erschrocken, wie ich ihn da vorhin so urplötzlich vor mir stehen sah, in Lebensgröße quasi. Für Seine Lordschaft - also seinen Vater, meine ich - und Ihre Ladyschaft ist er aber ja leider zu spät gekommen. Wirklich ein Jammer.«
    Colly machte sich daran, die Kissen und die Bettdecke aufzuschütteln. Amanda war verwirrt über das, was der alte Diener ihr da gerade erzählt hatte… doch rasch verdrängte sie ihre Verwunderung wieder, setzte ihren Kandelaber auf dem Nachttisch ab und half Colly dabei, das Bett wieder herzurichten. Sowohl das Zimmer als auch die Bettstelle würden Reggie sicherlich genügen. Schließlich wies sie Colly noch an, das Feuer im Kamin zu entzünden, und ging dann wieder zurück in die Küche.
    Zurück zu Reggie. Sie hatte ihn noch nie so bleich gesehen und so leblos, wie er da ausgestreckt auf dem Tisch vor dem Feuer lag. Sie dachte an ihren letzten Wortwechsel mit Reggie und schluckte krampfhaft. Dann rieb sie ihm, obwohl auch ihre eigenen Finger kalt wie Eisklumpen waren, die Hände, um sie ein klein wenig zu wärmen. Vorsichtig strich sie ihm eine Locke aus der Stirn, die sich über den Verband geschlängelt hatte, und ihr Herz krampfte sich regelrecht zusammen. Sie zwang sich, den Blick wieder von ihm abzuwenden und sich umzuschauen, nach einer Beschäftigung zu suchen, um sich abzulenken und die Gedanken an das Unerträgliche in Schach zu halten.
    Der Schock, der Blutverlust. Wie verarbeitete ein Körper so etwas? Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so hilflos gefühlt. Tee. Die Leute empfahlen einem doch immer, erst einmal eine Tasse Tee zu trinken. Amanda inspizierte die wenigen Blechdosen, die sich auf der Anrichte aneinander reihten - Collys spärliche Vorräte. Schließlich fand sie sogar etwas Tee.
    Martin kam zur Tür herein, als Amanda gerade über einen dampfenden Kessel gebeugt stand, einen Löffel in der einen Hand, die geöffnete Teedose in der anderen. Sie schaute ihn an und machte eine hilflose Geste. »Ich habe keine Ahnung, wie viel ich da jetzt hineintun soll.«
    Er hörte, wie ihre Stimme bebte, sah, wie die Panik in ihren Augen aufflackerte, und marschierte entschlossenen Schrittes zu ihr hinüber. »Lass nur, ich mach das.« Damit nahm er ihr die Dose und den Löffel ab und gab geschickt ein kleines Maß Tee in den Kessel. »Wie geht es ihm denn?«
    »Er ist eiskalt.« Amanda seufzte.
    »Hast du denn ein vernünftiges Bett gefunden?«
    »Ja, aber das steht in dem Zimmer, von dem Colly behauptet, dass es deines gewesen wäre.«
    Martin stellte die Teedose beiseite und setzte den Deckel wieder auf den Kessel. »Das ist egal - das Zimmer ist in jedem Fall eine gute Wahl. Es ist kleiner als so manch anderer Raum hier und sollte sich damit leichter heizen lassen.«
    Amanda fröstelte. Forschend sah Martin sie an, denn es war eigentlich nicht mehr kalt in der Küche. »Wie wäre es, wenn du uns ein paar Tassen holtest? Wir könnten jetzt wohl alle etwas Heißes gebrauchen.«
    Sie nickte und ging zum Küchenschrank hinüber.
    Beladen mit einem Stapel Decken kehrte Colly zurück. »Hier, bitte, die hab ich gefunden.« Er reichte eine der Decken an Onslow weiter, der auf einem Stuhl nahe beim Herdfeuer saß. Dankbar nickte Onslow dem alten Mann zu.
    Amanda hatte unterdessen ein paar Tassen hervorgeholt und setzte sie auf dem Tisch ab. Dann beeilte sie sich, Colly eine der Decken abzunehmen und sie über Reggie auszubreiten. Martin beobachtete sie, dann schaute er zu dem Diener hinüber. »Was hältst du davon, wenn du in dem Zimmer neben deinem auch ein Bett für Onslow herrichtest? Ich würde sagen, er trinkt jetzt erst einmal einen Schluck Tee, und dann legt er sich hin.«
    »Ist recht. Werd ich machen.« Colly verschwand über eine schmale Treppe, die zu den unmittelbar über der Küche gelegenen Räumen führte.
    Martin teilte den mittlerweile aufgebrühten Tee in vier Tassen auf. »Bitte sehr.« Damit reichte

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