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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Während sie die gedrungene Kirche passierte, spürte Amanda, wie ein leichter Wind aufkam. Sie sah auf, ahnte eine schwache Veränderung in der Landschaft - und erkannte, dass die sie umgebende Landschaft sich plötzlich geradezu geöffnet hatte und nun in weitläufigen Höhenzügen vor ihr erstreckte. Hoch stiegen die Felder um sie herum auf. Amanda wandte sich auf dem kleinen Sitz der Karriole in sämtliche Richtungen um und genoss den Anblick der schroffen dunklen, geradezu über dem Tal thronenden Felsen, des bunten Musters von Feldern und Wäldchen und des wunderschönen Flusses, der sanft neben der Landstraße herplätscherte und auf dessen kleinen gekräuselten Wellen das Mondlicht glitzerte.
    So eindrucksvoll und dramatisch die Szenerie bereits bei Dunkelheit war, so überwältigend würde sie zweifellos bei Tage sein, wenn man auch die Farben und die wahre Pracht und Großartigkeit dieser wilden Landschaft entdecken konnte, um die sich die schroffen Felsklippen schlossen.
    Langsam rumpelte die Kutsche immer weiter. Die Straße führte durch kleine Bodensenken, wand sich um sanfte Kurven - bis eine Art sechster Sinn Amanda abermals aufschauen und suchend den Blick über den vor ihr liegenden Weg schweifen ließ. Und dann sah sie es: Auf halber Höhe des in einiger Entfernung vor ihnen aufsteigenden Hügels thronte ein Haus - ein riesiges, lang gezogenes Herrenhaus, eingehüllt in die Schatten, die das hinter dem Gebäude aufragende Felsmassiv über das Anwesen warf. Der Fluss vollführte eine leichte Biegung nach Westen, und obwohl die Straße weiter dem Flusslauf folgte, hatte Amanda das unbezwingbare Gefühl, als läge das Ziel ihrer Reise unmittelbar vor ihnen.
    Und sie sollte Recht behalten. Martin lenkte die Kutsche eine mit Unkraut überwucherte Auffahrt hinauf. Ein kleines Stückchen weiter aufwärts passierten sie ein Tor, dessen schwere Flügel weit offen standen. Die Bäume schienen immer dichter an den Weg heranzurücken, riesenhafte Eichen und Ulmen und noch viele andere, die Amanda bei der Düsternis aber nicht benennen konnte. Wie ein schweigendes Wachcorps schienen sie Martins und Amandas Ankunft zu beobachten. Leise raschelten die Blätter der Bäume, ein sanftes Seufzen - nicht beängstigend, sondern eher klagend - streifte zwischen den Wipfeln hindurch.
    Ansonsten aber lag über allem eine fast schon gespenstische Stille.
    Amanda kannte zwar den Anblick diverser Landsitze bei Nacht, war mit den privaten Parkanlagen vertraut, die sich teilweise über mehrere Kilometer hinweg erstreckten. Und doch war die Intensität der Stille, der sie hier begegnete, noch um ein Vielfaches eindringlicher. Wie mit Geisterhänden streifte sie über Amandas Haut. Und abermals schienen sie ihren Gast nicht ängstigen zu wollen, sondern ihn nur leise anzuflehen...
    Martin und Amanda hatten inzwischen das Ende der Auffahrt erreicht. Still und dunkel ragte das Herrenhaus vor ihnen auf, ringsherum waren sämtliche Fensterläden geschlossen - das Anwesen schien verlassen. Amanda konnte es regelrecht fühlen. Vor dem Haus erstreckte sich eine schmale, nur schlecht gepflegte Rasenfläche. Etwas weiter den Hang hinunter standen ein Springbrunnen und Büsche - die Überbleibsel einer kleinen Gartenanlage, die hier einst vor dem Seitentrakt des Hauses gelegen haben musste. Der Blick zurück in das Flusstal hinab verschlug einem hingegen noch immer den Atem. Wild und zerklüftet war alles und fast schon herzzerreißend schön.
    Martin hielt nicht etwa vor der Haupttreppe des Anwesens, sondern folgte der Auffahrt um das Haus herum, wo sie schließlich in einen rückwärtig gelegenen, großen Innenhof mündete. Nur widerstrebend löste Amanda den Blick von dem wundervollen Panorama und steuerte die Karriole weiter hinter der Kutsche her. Schließlich zog sie die Zügel an, und erschöpft, nur einen knappen Meter hinter dem ersten Gefährt, blieben die Tiere stehen und ließen die Köpfe hängen.
    Amanda zog die Bremse an und schlang die Zügel um den Knauf. Erleichtert atmete sie einmal tief durch. Erst dann bemerkte sie, wie kalt ihr war. Ihr Atem bildete kleine weiße Wölkchen vor ihrem Gesicht, und ihre Finger schienen trotz der Handschuhe geradezu abgestorben. Mühsam beugte und streckte sie ein paarmal ihre Finger, dann kletterte sie vom Bock und lief zu der Kutsche hinüber.
    Martin hatte sich bereits davon überzeugt, dass es den beiden Verletzten im Wagen noch den Umständen entsprechend gut ging, und marschierte

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