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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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er eine der Tassen an Onslow weiter, der sogleich die Finger darum legte. »Wie geht es denn dem Arm?«
    »Er pocht, aber ich denke, das ist ein gutes Zeichen.« Onslow schlürfte ein wenig von dem heißen Getränk »So einen Durchschuss hab ich vor ein paar Jahren schon einmal abbekommen. Und wie man sieht, leb ich ja noch.«
    Die nächste Tasse reichte Martin an Amanda. Den Blick fest auf Reggie gerichtet, schüttelte sie den Kopf. »Nein - die ist für ihn.«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass Reggie heute Nacht schon wieder aufwachen wird. Dazu hat er einfach zu viel Blut verloren.«
    Amanda blickte erschrocken drein; Martin zog sie an sich und legte einen Arm um sie. »Na, irgendwann wird er mit Sicherheit wieder zu sich kommen - nur eben jetzt noch nicht. Aber dir würde das hier nun ganz gut tun.« Martin schloss ihre Finger um die Tasse. Zitternd nahm Amanda sie entgegen, legte beide Hände darum und nahm einen kleinen Schluck, ohne jedoch auch nur ein einziges Mal den Blick von Reggie abzuwenden.
    In diesem Moment kehrte Colly zurück; Martin reichte ihm die vierte der Tassen, und gemeinsam standen sie eine Weile lang schweigend vor dem Herd und nippten an ihrem Tee.
    »Sind die Pferde ordentlich versorgt?« fragte Colly.
    »So gut, wie das unter den gegebenen Umständen möglich war.« Martin senkte den Blick in seine Tasse und ließ den Tee sachte darin kreisen. »Wo sind denn eigentlich die ganzen anderen Pferde - die Jagdpferde meines Vaters, die Kutschpferde? Was ist mit denen passiert?«
    »Verkauft. Schon vor Jahren.«
    Martin runzelte die Stirn. Sein Vater war doch erst vor einem Jahr gestorben, aber in den Ställen hatten schon wesentlich länger keine Tiere mehr gestanden.
    Schließlich setzte Colly seine leere Tasse wieder ab und nahm auch die von Onslow entgegen. »Komm, dann wollen wir dich mal ins Bett bringen.«
    Gemeinsam stiegen die beiden die schmale Treppe hinauf. Martin zog den Stuhl, auf dem eben noch Onslow gesessen hatte, etwas näher an das langsam wieder herunterbrennende Feuer und drückte Amanda sanft auf den Stuhl hinunter. Schwer ließ sie sich niedersinken; ihr sorgenvoller Blick blieb jedoch auf die reglose Gestalt auf dem Tisch gerichtet.
    Als Colly noch einmal zurückkehrte, deutete Martin mit einem knappen Nicken auf Reggie. »Oben sollte es jetzt warm genug sein. Komm, tragen wir ihn besser hoch.«
    Allerdings stellte sich dies als ziemlich beschwerliche Aufgabe heraus. Denn Reggie war zwar von sehr schlanker Statur, aber keineswegs ein Leichtgewicht, und Martin wollte Colly nicht um Hilfe bitten; der alte Mann war einfach schon zu gebrechlich. Reggie auf seinen Armen balancierend, musste Martin also zunächst in der Eingangshalle eine kurze Pause einlegen und dann noch einmal am oberen Treppenabsatz, um wieder zu Atem zu kommen. Schließlich aber erreichten sie ohne Zwischenfälle sein ehemaliges Zimmer. Hinter ihnen kam auch Amanda in den Raum geeilt. Sie schlug die Bettdecke zurück und nahm die Wärmpfanne heraus, die Colly dort vorsorglich platziert hatte.
    Martin legte Reggie in das Bett, Amanda deckte ihn zu, streckte seine Arme aus und strich ihm behutsam das Haar aus der Stirn. Dann wandte Martin sich wieder Colly zu: »Wir brauchen noch ein paar Ziegelsteine.«
    »Ich hab unten schon ein paar anwärmen lassen. Ich hol sie herauf.«
    Martin hockte sich vor den Kamin, legte noch ein paar Holzscheite nach und registrierte zufrieden, dass sowohl der Kohleneimer als auch die Brennholzkiste gut gefüllt waren; mittlerweile hatte auch der letzte kühle Hauch das Zimmer verlassen. Schließlich richtete er sich wieder auf - und starrte unablässig in die Flammen. Versuchte, den Blick nicht durch das Zimmer schweifen zu lassen, bemühte sich, sich nicht umzublicken, wollte nicht sehen, wollte sich nicht erinnern.
    Er missgönnte Reggie das Zimmer nicht, nein, ganz bestimmt nicht. Und überhaupt bezweifelte Martin, ob er jemals wieder in diesem Raum schlafen könnte. Und mal ganz abgesehen davon war er jetzt ja auch nicht mehr der Erbe, sondern er war jetzt der Graf - und damit lag sein rechtmäßiges Zimmer nun am Ende des Korridors.
    Colly kehrte mit den heißen, in Decken eingewickelten Ziegelsteinen zurück. Gemeinsam ließen er, Martin und Amanda sie zwischen die Laken gleiten und schichteten somit eine Art wärmender Mauer um Reggies reglosen Körper herum auf. Die Lippen fest zusammengepresst und die Augen weit aufgerissen, war Amanda fast ebenso bleich wie Reggie.

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