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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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vor mir gesehen, hab den Gen’leman gesehen, der Buxton bis an den Rand der Klippe drängte und ihn dann schließlich hinunterstieß. Und Buxton war ja kein Narr gewesen - so dicht an den Rand der Klippe wär der von allein nie gegangen. Der andere musste ihn richtig mit Gewalt rückwärtsdrängen, und natürlich hat Buxton sich nicht so einfach an den Abgrund schieben lassen... und genau das war der Moment, als mir klar wurde, dass wir da alle irgendwas falsch gedeutet hatten.«
    Martin runzelte die Stirn. »Wie das? Woran genau hast du dich erinnert?«
    »Es war die Reitpeitsche, die der Gen’leman bei sich hatte. Mit der hat er auf Buxton eingeschlagen. Ich hab es genau gesehen. Hab gesehen, wie der Gen’leman mehrmals den Arm gehoben und wieder runtergerissen hat und wie Buxton die Arme hoch hielt, um seinen Kopf zu schützen. Und genau da hat der Gen’leman Buxton bis an den Abgrund gedrängt und ihn über die Klippe gestoßen. Ich hab noch beobachtet, wie der Herr dastand und mit der Peitsche noch immer in der Hand zu Buxton runterspähte.«
    Conlan seufzte. »Damit war klar, dass Ihr es nicht wart. Dass Ihr es nicht gewesen sein konntet.«
    Amanda blickte Martin ins Gesicht und erkannte, wie der düstere Schleier, der - solange sie ihn kannte - immer über seinen Zügen gelegen hatte, sich ein wenig lüftete. Sie wandte sich zu Conlan um. »Und wieso hat ausgerechnet das dich davon überzeugt, dass es nicht Seine Lordschaft gewesen sein konnte, den du da oben auf dem Felsvorsprung gesehen hattest?«
    Conlan blinzelte sie an. »Die Peitsche. Er hat nie eine Peitsche benutzt. Niemals. Noch nicht einmal, als er das erste Mal auf einem Pony gesessen hat. Wir alle kannten ihn doch schon, seit er noch ein kleines Kind gewesen war. Und wir hatten ihn die ganzen Jahre über reiten sehen. Aber er hatte nie eine Peitsche dabeigehabt. Nach dem, was Smithers gesagt hat, also der Erste Stallbursche in dem Herrenhaus, hatte der Master auch nie eine besessen.«
    Damit drehte Conlan sich zu Martin um. »Und da wusste ich es. Und Ihr könnt Euch sicher sein, dass ich das auch allen anderen erzählt hab. Gleich am nächsten Morgen bin ich zum Herrenhaus, aber da wollten sie mich nicht zu Eurem Da’ reinlassen. Ich hab versucht, ihnen das alles zu erklären, aber es war gerade ein ungeheures Tohuwabohu in Eurem Heim. Dann hab ich noch mal mit dem alten Canter geredet - und der hat dann versucht, mit Eurem Da’ zu sprechen, aber es sah ganz so aus, als ob man allen dort verboten hätte, jemals wieder Euren Namen auszusprechen. Canter hatte es wirklich versucht, aber Seine Lordschaft wollte nicht auf ihn hören.
    Letztendlich hab ich mir dann gesagt, dass ich wirklich mein Bestes versucht hatte. Und trotzdem hat mich die Sache nicht mehr losgelassen. Darum bin ich dann irgendwann sogar bis nach Buxton, also in das Dorf Buxton, gelaufen, und hab da mit Sir Francis geredet. Aber der sagte mir dann, dass Euer Vater der Friedensrichter des Bezirks hier wäre und dass er selbst, Sir Francis, darum keinen Weg sähe, wie er in dessen Entscheidung eingreifen sollte. Er sagte mir, dass Euer Da’ zweifellos seine Gründe gehabt haben müsste, und dass ich mich da nicht mehr einmischen sollte.«
    Conlan hielt einen Augenblick lang inne, dann fuhr er fort: »Und dabei war es dann auch geblieben. Zehn Jahre hab ich darauf gewartet, Euch das nun von Angesicht zu Angesicht erzählen zu können. Ich dachte mir, dass Ihr schon irgendwann wieder zurückkehren würdet, dass Euer Vater seine Entscheidung vielleicht doch noch einmal überdenken würde - besonders, als Eure Mutter starb.« Fragend blickte er zu Martin auf.
    »Sie wussten nicht, wo ich mich aufhielt. Sie konnten mich also gar nicht zurückrufen.« Martin klopfte Conlan auf die Schulter. »Danke, dass du mir das alles erzählt hast.«
    Damit erhob er sich; er konnte es plötzlich nicht mehr aushalten in der engen kleinen Kate, hatte das dringende Bedürfnis, hinauszukommen. Irgendwo nach draußen, wo er Luft schöpfen konnte, wo er nachdenken konnte, wo er versuchen konnte, das alles zu verstehen. Sein Lächeln wirkte ein wenig angestrengt, als er sich schließlich von Conlan und Betsy verabschiedete. Amanda spürte seine innere Anspannung; betont unbekümmert plaudernd schritt sie als Erste wieder durch die Tür hinaus.
    Martin winkte Dan noch einmal kurz zu, hielt aber nicht mehr an, sondern marschierte einfach weiter, eilte mit weit ausholenden Schritten die Straße entlang.

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