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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sie gezwungen, hat ihr Gewalt angetan. Ich habe die blauen Flecken gesehen. Ja, und ich hab auch gesehen, wie sie sich veränderte. Vorher hat sie so viel gelacht und war immer fröhlich gewesen. Dann, einen Tag später, konnte ich sie kaum mehr dazu bewegen, mich auch nur anzusehen. Die ganze Nacht über hat sie geweint. Aber damals habe ich ja noch nicht gewusst, was passiert war. Außerdem hat sie ja auch nie viel Aufhebens um irgendetwas gemacht, meine Sarah. Und mit so einem Vater, wie sie ihn hatte, war das ja wohl auch kein Wunder, oder?«
    Sie schaukelte immer heftiger und warf Martin einen stechenden Blick zu. »Wenn Ihr nur hier gewesen wärt, dann hätte ich Euch Bescheid geben können. Vielleicht hättet Ihr sie ja dazu bewegen können zu erzählen, was passiert war. Aber mir wollte sie ja nichts sagen, ganz unabhängig davon, was ich ohnehin schon wusste.«
    »Man hat sie gezwungen.« Martins Stimme klang überraschend ruhig und beherrscht. »Seid Ihr Euch da auch wirklich sicher?«
    Mrs. Crockett nickte. »So wahr ich hier sitze. Es war am zweiten Januar, zwei Tage nach dem Ball im Herrenhaus.«
    Schweigen senkte sich über das Zimmer. Schließlich fragte Amanda: »Ihr sagtet, Ihr wärt Euch sicher, dass es nicht Martin gewesen sein könnte.«
    Mrs. Crockett blickte sie unverwandt an. »Das liegt doch klar auf der Hand, oder etwa nicht? Wenn er« - damit nickte sie zu Martin hinüber - »Sarah gewollt hätte, dann hätte er es bloß zu sagen brauchen. Er hätte sie nicht zwingen müssen.« Eindringlich schaute sie Martin an, und ihre Lippen bebten. »Aber selbst wenn Sarah ihn nicht gewollt hätte, hätte er ihr ganz sicher keine Gewalt angetan - zumal es hier ja noch genug andere junge Mädchen gab, die sich nur allzu gerne mit ihm eingelassen hätten. Das könnt Ihr mir glauben. Aber meine Sarah hatte überall blaue Flecken, dicke, schwarzblaue Blutergüsse, den ganzen Rücken runter. Dieser Lump hatte sie auf die Felsen geworfen, um sich an ihr vergehen zu können.« Mrs. Crockett deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf Martin. »Er war’s jedenfalls nicht.«
    Martin rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. Amanda spürte, dass er seine Wut nur noch schwer unter Kontrolle halten konnte; es schien so, als ob sie jeden Augenblick aus ihm herausbrechen könnte. Dennoch sprach er mit ruhiger Stimme, als er fragte: »Und hat sie irgendetwas gesagt? Vielleicht irgendeine Andeutung darüber fallen lassen, wer es war?«
    Mrs. Crockett schüttelte den Kopf. » Nie. Denn das hätte ich sicher nicht vergessen, wenn sie irgendetwas gesagt hätte. Das könnt Ihr mir glauben.« Einen Moment später fuhr sie, den Blick in die Flammen gerichtet, fort: »Ich weiß noch, wie sie irgendwann, als es sich nicht mehr umgehen ließ, all ihren Mut zusammennahm und vor ihren Vater trat. Sie hat versucht, ihm das alles zu erklären. Aber er?« Mrs. Crockett schnaubte verächtlich. »Er hat sie in ihrem Zimmer eingesperrt. Ja, genau das hat er getan. Und dann ging es los mit den Schlägen und den Litaneien.«
    Schwer lastete die Stille über ihnen. Abermals war Amanda es, die als Erste wieder das Wort ergriff: »Hat er sie denn wirklich gezwungen, sich das Leben zu nehmen?«
    »Er hat sie sogar quasi selbst umgebracht - sicherlich, den Knoten in ihrem Strick hat er wohl nicht eigenhändig geknüpft. Aber er hat schon Sorge dafür getragen, dass sie es tat! Er hat ihr überhaupt keine andere Wahl gelassen - keine.« Mrs. Crockett schlang die Arme um sich und schaukelte unentwegt vor und zurück, vor und zurück. »Wenn sie doch bloß ein Tagebuch geführt hätte... Aber das hat sie nie getan.«
    Amanda und Martin verließen die alte Frau, die unentwegt weiter in ihrem Stuhl schaukelte, und traten hinaus in die Gegenwart, in die Sonne und das Licht.

    Amanda schwieg, während sie gemeinsam zum Haus zurückritten. Allie brauchte nur einen einzigen Blick in Martins Gesicht zu werfen, um zu erahnen, was ihn bewegte. Rasch wies sie die beiden an, dass sie sich auch ebenso gut bereits zum Mittagessen fertigmachen könnten. Sie servierte ihnen die Mahlzeit im Salon, der nun wieder tipptopp hergerichtet war. Mehrere Male sah sie Amanda forschend an, doch sie beherrschte sich und stellte keinerlei Fragen.
    Allerdings berichtete sie ihnen, dass Reggie seine Mahlzeit schon etwas eher eingenommen habe und nun in seinem Zimmer ein Schläfchen hielte. »Sieht schon wesentlich besser aus, und von Fieber gibt es auch keine

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