Küsse im Mondschein
Blick, hielt ihn einen langen, intensiven Moment lang fest. Dann hob er plötzlich die Hand und strich ihr mit dem Rücken seiner gekrümmten Finger hauchzart über die Wange.
Amanda unterdrückte gewaltsam den Schauer, der sie bei seiner Liebkosung überlief, um Dexter nicht merken zu lassen, wie sehr seine Berührung sie erregte. Doch sie wusste, dass er ihre Reaktion dennoch spürte. Seine Lippen, lang und schmal und bis eben noch zu einer geraden, mürrisch wirkenden Linie zusammengepresst, entspannten sich. Sein Blick wurde durchdringend. »Wenn Ihr unbedingt etwas Aufregendes erleben wollt, dann könnt Ihr das auch hier finden. Es ist wirklich nicht notwendig, dafür extra nach Richmond zu fahren.«
Seine Stimme war tiefer, kehliger geworden. Amanda hatte mit einem Mal das Gefühl, als wäre er noch ein ganzes Stück dichter an sie herangerückt, obgleich er sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Seine Kraft und Erregtheit waren geradezu greifbar, schlugen ihr wie eine Woge entgegen. Sein Blick hielt den ihren gefangen. Sie wagte es nicht wegzuschauen. Wagte es noch nicht einmal zu blinzeln.
Dann beugte er sich noch ein klein wenig näher zu ihr vor und neigte den Kopf. Amanda konnte seine Augen nicht mehr erkennen, heftete ihren Blick stattdessen auf seinen Mund.
Hinter sich fühlte sie die harte Kante des Fensterrahmens, und sie war wahrlich dankbar für die unerschütterliche Festigkeit und den Halt, den dieser ihr bot.
Dexter senkte den Kopf, berührte mit seinen Lippen zuerst nur ganz zart die ihren und streifte behutsam darüber, als wollte er ihren Geschmack kosten. Dann - nicht abrupt und angriffsartig, sondern mit der ruhigen Gelassenheit eines Menschen, der sich sicher ist, dass man ihn willkommen heißen wird - umschloss er mit seinen Lippen die ihren.
Amanda spürte diesen ersten Kuss bis ganz hinunter in ihre Zehenspitzen. Wie als Antwort darauf breitete sich ein süßes, prickelndes Gefühl der Erregung in ihrem Körper aus, eine köstliche Wärme, die von ihren Fußsohlen geradewegs bis zu ihrem Herzen hinaufwallte. Ihr Atem stockte. Sie schwankte, schwindelig vor Erregung - hob eine Hand, grub ihre Finger Halt suchend in den stahlharten Arm neben ihr.
Fühlte, wie sich seine andere Hand um ihr Kinn legte und ihr Gesicht zu dem seinen emporhob.
In Martins Kopf läuteten die Alarmglocken, schrillten mit geradezu gespenstischer Lautstärke. Doch er verdrängte sie energisch aus seinem Bewusstsein. Schließlich wusste er ja, was er da tat, wusste, dass - in dieser Arena - er die absolute Macht ausübte. Statt also schleunigst den Rückzug anzutreten, verwandte er seine beachtlichen Talente darauf, Amandas weiche, sinnliche Lippen noch weiter zu erkunden und sie schließlich dazu zu bringen, sich ihm zu öffnen.
Binnen Sekunden erkannte er, dass Amanda - obgleich dies bei weitem nicht der erste Kuss ihres Lebens war, obgleich sie durchaus schon von anderen geküsst worden war - ihren Mund doch noch keinem Mann jemals vollkommen überlassen hatte. Und Martin wollte ihren Mund, wollte derjenige sein, der ihn eroberte. Unerbittlich, aber noch immer sanft und behutsam, verlagerte er seine Finger auf ihrem Kinn, drückte - und ihre Lippen öffneten sich. Forsch ließ er seine Zunge in ihren Mund gleiten - spürte, wie sie jäh aufkeuchte, fühlte, wie sie sich plötzlich verkrampfte und den Rücken steif machte.
Er ließ seinen Arm sinken und legte seine Hand stattdessen an ihre Taille, um sie zu stützen, die Finger gegen ihr Rückgrat gedrückt. Dann massierte er mit seinen Fingerspitzen sanft die schlanken Muskeln zu beiden Seiten ihrer Wirbelsäule, um Amanda abzulenken, um ihre Nervosität zu beschwichtigen. Um ihr zu helfen, sich zu entspannen und seine Zärtlichkeiten zu genießen.
Nicht lange, und sie erwiderte seinen Kuss, lockte seine Zunge tiefer in ihren Mund hinein, erwiderte jede seiner Liebkosungen unbeholfen, aber voller Inbrunst. Wurde mit jeder Minute, die verging, noch ein bisschen wagemutiger.
Martin legte den Kopf schräg und vertiefte den Kuss.
Sie schmeckte süß. Unendlich köstlich. Verletzlich.
Er wollte mehr, konnte gar nicht genug bekommen, um sein plötzliches dringendes Bedürfnis zu stillen.
Alles in ihm drängte danach, Amanda an sich zu ziehen, sie ganz fest an sich zu pressen. Doch er widerstand dem Drang, indem er sich noch einmal in Erinnerung zurückrief, dass er ihr in Wahrheit doch nur die Gefahren veranschaulichen wollte, die ihre Suche nach
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