Küsse im Morgenlicht
Cynster-Clique bekannt war - waren allesamt einige Jahre älter als Luc.
Als Luc auf Devil zutrat, grinste dieser ihn verschwörerisch an. »Ich hoffe, es macht Euch nichts aus, unser Gespräch in Anwesenheit meiner Tochter zu führen?«
Luc schüttelte Devil die Hand und schaute auf das kleine Mädchen hinab, dessen dunkle Locken fröhlich tanzten, während es über den Teppich vor dem Kamin hüpfte. Aus großen, blassgrünen Augen schaute es erst Luc an, blickte dann zu seinem Vater hinüber und sah dann abermals Luc an. Schließlich nahm Lady Louisa Cynster den kleinen Holzwürfel aus dem Mund, auf dem sie gerade herumgekaut hatte, und schenkte Luc ein herzliches Lächeln.
Luc lachte. »Nein, das macht mir gar nichts aus. Man sieht ihr an, dass sie sehr diskret ist.«
Devil hob gelassen eine dunkle Braue. Dann nahm er wieder seinen Platz ein und bedeutete Luc, sich in dem ihm gegenüberstehenden Sessel niederzulassen. »Sollte dieses Gespräch denn diskret behandelt werden?«
»Was gewisse Teile anbelangt, ja.« Er blickte Devil fest in die Augen. »Ich komme gerade aus der Upper Brook Street. Arthur hat der Eheschließung zwischen Amelia und mir zugestimmt.«
Devil nickte kurz. »Meinen Glückwunsch.«
»Vielen Dank.«
Luc zögerte, bis Devil fragte: »Aber ich nehme mal an, das ist nicht der eigentliche Grund, weshalb Ihr hier seid?«
Abermals schaute Luc sein Gegenüber prüfend an. »Nein, das ist nicht der Hauptgrund. Ich bin gekommen, um darum zu bitten, dass weder Ihr noch irgendein anderer von Amelias Cousins ihr gegenüber erwähnt, wie umfangreich mein Vermögen ist.«
Devil war überrascht. »Ich weiß, dass Ihr da kürzlich einen ganz schönen Treffer gelandet habt. Gabriel hat das schon überprüft. Genau genommen hatte er sogar vorgeschlagen, dass - falls die Dinge sich tatsächlich so entwickeln sollten, wie es schon seit einiger Zeit den Anschein hat, und Ihr ein Mitglied unserer Familie würdet - er Euch und Dexter in unser Geschäft mit einbeziehen wollte.«
Luc wusste genau, auf welches Geschäft Devil sich bezog. Die Cynsters verwalteten gemeinsam einen Investmentfond, von dem es hieß, dass er geradezu sagenhafte Gewinne abwerfen würde. Luc neigte den Kopf. »Ich würde mich natürlich nur allzu gerne an dem Geschäft beteiligen. Falls das ernsthaft Gabriels Wunsch sein sollte.«
Devil musterte ihn nachdenklich. »Und nun erzählt mal - wo drückt denn der Schuh?«
Luc erklärte Devil die Situation genauso, wie er sie auch schon Arthur erklärt hatte. Devil allerdings sah die Lage wesentlich weniger entspannt als sein Onkel.
»Wollt Ihr damit etwa sagen, dass Amelia glaubt, Ihr heiratet sie nur wegen ihrer Mitgift?«
Luc schwieg einen Augenblick lang. »Ich denke nicht, dass Amelia meint, ich würde sie nur deswegen heiraten.«
Devil kniff die Augen zusammen. Er ließ sich gegen die Rückenlehne seines Sessels zurücksinken und schaute Luc starr und unerbittlich an. Ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte Luc den Blick.
»Wann wollt Ihr es ihr denn endlich sagen?«
»Nach der Hochzeit. Wenn wir auf Calverton Chase sind und die Dinge wieder ihren halbwegs normalen Gang gehen.«
Devil dachte lange und angestrengt nach. Louisa schien zu spüren, dass ihr Vater mit seinen Gedanken gerade ganz woanders war, krabbelte auf ihn zu, hielt sich an dem mit Borten und Quasten geschmückten Schaft seiner hohen Stiefel fest und zog sich mühsam daran empor. Dann fuchtelte sie mit ihrem kleinen Würfel herum und haute ihn schließlich mehrmals auf Devils Bein. Geistesabwesend hob Devil sie auf seinen Schoß, wo sie sich gegen seine breite Brust lehnte, die grünen Augen weit aufgerissen, und abermals den hölzernen Würfel in den Mund steckte.
Devil rückte noch ein Stück nach hinten. »Ich will mich bereit erklären, Amelia nichts zu verraten. Und ich werde auch die anderen warnen, dass sie Eure Pläne nicht durch irgendeine unbedachte Bemerkung durchkreuzen dürfen. Aber ich verlange dafür, dass Ihr mir versprecht, dass Ihr Amelia noch vor Eurer Rückkehr in die Stadt alles erzählt - dass Ihr ihr also bis zum Herbst und von Angesicht zu Angesicht die Wahrheit gesteht.«
Luc hob die Brauen. »Von Angesicht zu Angesicht…« Im Geiste, und mit jener speziellen Betonung, die auch Devil benutzt hatte, wiederholte er den Satz noch einmal. Dann endlich begriff er, was Devil damit gemeint hatte. Lucs Gesichtsausdruck wurde hart. »Ihr meint also...«, erwiderte er leise, doch sehr
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