Küsse im Morgenlicht
Zumindest, bis ich die Gelegenheit hatte, Amelia die Angelegenheit mit eigenen Worten zu erklären.«
Arthur dachte nach, dann nickte er. »Schließlich wollen wir ja Euren Reichtum verbergen und nicht Eure Armut. Außerdem handeln wir ja nur in Amelias Interesse, zumindest, was den Zeitpunkt betrifft. Ich sehe also keinen Grund, warum ich Euch Eure Bitte abschlagen sollte. Das einzige Problem, was sich mir im Augenblick noch aufdrängt, ist die Übertragungsurkunde. Wenn Amelia die unterschreibt, wird sie automatisch sehen, in welchen Vermögensstamm ihre Mitgift einfließt.«
»Richtig, aber was das betrifft, würde ich vorschlagen - Euer Einverständnis natürlich immer vorausgesetzt -, dass ich mein Vermögen nur in dem Sinne in der Urkunde aufführen lasse, dass man die prozentualen jährlichen Erträge aus meinen Gütern und den Anlagen sieht, nicht aber das Gesamtvermögen.«
Arthur grübelte abermals einen kurzen Moment nach, dann nickte er langsam. »Es gibt nichts, was dagegen spricht, dass wir es auf diese Weise versuchen.«
Arthur hörte, wie die Eingangstür hinter Luc ins Schloss fiel. Entspannt sank er in seinem Sessel zurück und ließ den Blick zu der Uhr auf dem Kaminsims schweifen. Es war noch nicht einmal eine Minute verstrichen, als die Tür zur Bibliothek aufging und Louise hereinkam, neugierig und mit großen Augen.
»Nun?« Sie trat um den Tisch herum, setzte sich auf die Ecke der Schreibtischplatte und sah ihren Mann erwartungsvoll an. »Was wollte Luc denn?«
Arthur grinste. »Genau das, was du mir vorausgesagt hattest. Als Datum haben sie allem Anschein nach den kommenden Mittwoch festgesetzt - unsere Zustimmung immer vorausgesetzt.«
»Mittwoch schon?« Louise blinzelte überrascht. »Dieses Mädchen! Aber warum hat sie heute Morgen denn nicht schon mal etwas davon gesagt?«
»Nun, es wäre doch möglich, dass Luc das Überraschungsmoment gerne für sich in Anspruch nehmen wollte.«
»Aber den meisten Männern ist es doch am liebsten, wenn der Weg am besten bereits geebnet ist.«
»Nicht allen Männern. Und Luc schon gar nicht.«
Louise schwieg einen Moment, dann nickte sie. »Du hast Recht. Und das spricht durchaus für ihn.« Forschend schaute sie Arthur an. »Dann ist jetzt also alles besprochen, und die Dinge gehen ihren geordneten Gang. Und du bist zufrieden, dass er der richtige Mann für Amelia ist?«
Arthur ließ den Blick zur Tür hinüberschweifen und lächelte. »Was das betrifft, habe ich absolut keine Vorbehalte.«
Louise musterte sein versonnen lächelndes Gesicht. Dann aber hakte sie nach: »Was ist los? Es gibt doch da irgendetwas, das du mir noch verheimlichst.«
Arthur hob den Blick zu ihrem Gesicht, und sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Nichts, was du wissen müsstest.« Damit streckte er die Hände nach ihr aus, umfasste ihre Taille und zog sie zu sich auf seinen Schoß. »Ich bin bloß glücklich darüber, dass die beiden noch mehr verbindet als bloß das Verlangen - und genauso sollte es ja auch sein.«
»Es gibt noch mehr?« Louise schaute ihm in die Augen, während in den ihren ein feines Lächeln blitzte. »Bist du dir auch wirklich sicher?«
Arthur zog sie sanft an sich und küsste sie. »Nun, du selbst hast mich doch eindringlich auf die Zeichen aufmerksam gemacht. Und ich sage dir, Luc ist bis über beide Ohren verliebt. Aber das Faszinierende daran ist, dass er es auch noch weiß.«
Sobald Luc auf dem Trottoir angelangt war, schaute er auf seine Taschenuhr und machte sich mit leicht mürrischem Gesichtsausdruck auf den Weg zu seiner nächsten Verabredung. Grosvenor Square lag am Ende der Upper Brook Street, und Luc marschierte auf die herrschaftliche Villa in der Mitte der Nordseite des Platzes zu; jenes Haus, vor dem eine geradezu majestätisch wirkende Gestalt wartete.
»Guten Morgen, Webster.«
»Mylord.« Webster verbeugte sich. »Ihre Gnaden erwarten Euch bereits. Wenn Ihr mir bitte hier entlang folgen würdet.«
Webster führte Luc zu Devils Arbeitszimmer und öffnete ihm die Tür. »Lord Calverton, Eure Gnaden.«
Luc trat ein. Devil erhob sich von seinem Platz vor dem Kamin. Obwohl die beiden sich durchaus vertraut waren, so rührte ihre Bekanntschaft miteinander doch hauptsächlich daher, dass ihre Familien eng miteinander verkehrten und sich in denselben Kreisen bewegten. Devil, sein Bruder und seine Cousins - die sechs gehörten einst jener legendären Gruppe an, die allgemein nur als die Bar Cynster , die
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