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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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er mich nur um zwei Sachen gebeten - um das Tintenfässchen und die Parfumflasche. Er sagte, die hätten früher einmal den Großeltern gehört und wären ihm versprochen worden. Sie gehörten ihm also quasi sowieso schon. Und alles, was ich getan habe, war, sie Euch zu bringen, damit Ihr sie wiederum an ihn weiterreichen könnt.« Die junge Dame hob den Kopf und blickte Kirby bittend an. »Und wenn er der Ansicht war, dass diese beiden Dinge ihn eine Weile über Wasser halten könnten, dann müsste er doch mit all den anderen Dingen, die ich Euch damals noch dazugegeben hatte, und natürlich mit denen, die Ihr heute von mir bekommen habt«, sie deutete mit einem knappen Nicken auf Kirbys Taschen, »erst einmal genug haben, um davon ein paar Monate lang leben zu können?«
    Bedauernd, vielleicht ein klein wenig herablassend, doch auch verständnisvoll sah Kirby sie an: »Ich fürchte, meine Liebe, dass Edward sich im Augenblick in einer genauso verzweifelten Lage befindet wie Ihr. Aber er braucht das Geld, das diese Stücke ihm bringen, so dringend, dass er nicht noch großartig über den Preis verhandeln kann - also bekommt er auch nicht viel dafür. So laufen die Dinge nun mal.« Er schwieg einen Moment, dann ergänzte er: »Und wie ich schon gesagt habe, geht es ihm wirklich sehr schlecht. Genau genommen…« Kirby hielt inne, schien seine Worte noch einmal zu überdenken. Dann, nachdem er eine Weile ganz offenbar mit seinem Gewissen gerungen hatte - die junge Dame hatte es an seinem Gesicht ablesen können -, seufzte er und erklärte mit traurigem Blick: »Ich sollte so etwas nicht sagen, und trotzdem fürchte ich, dass ich für nichts mehr garantieren kann, wenn wir ihm nicht bald ein paar wertvollere Stücke schicken.«
    Verzweifelt riss sie die Augen auf. »Ihr meint...?«
    Kirby verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Er wäre schließlich nicht der erste Spross aus aristokratischem Hause, der das Leben in der Gosse, noch dazu in einem fremden Land, auf Dauer einfach nicht aushalten konnte.«
    Entsetzt und den Tränen nahe hob die junge Dame die Hand an den Mund und wandte sich ab. Kirby beobachtete sie unter schweren Lidern hervor und wartete.
    Nach einigen Augenblicken tat sie einen zitternden Atemzug und drehte sich wieder zu ihm um. »Ihr sagtet, dass selbst das kleinste Stück auf Somersham Place bereits ein kleines Vermögen wert sei?«
    Kirby nickte.
    »Und wenn ich dann etwas von dort mitnehme und Euch bringe, dann hat Edward erst einmal genug, um davon leben zu können?«
    Kirby nickte sofort. »Das wird ihn in jedem Fall davor bewahren zu verhungern.«
    »Oder sich womöglich gar das Leben zu …?«
    »Das wiederum liegt wohl allein in der Hand Gottes. Aber zumindest bekäme Edward somit wieder eine gewisse Chance.«
    Die junge Dame blickte starr über den Platz hinweg, atmete abermals tief ein und nickte. »Also gut.« Sie hob das Kinn und erwiderte Kirbys Blick. »Ich werde etwas finden - etwas, das ihm wirklich hilft.«
    Kirby musterte sie einen Moment lang, bis er mit einer angedeuteten Verbeugung erklärte: »Eure Hingabe an Edward ist wirklich bewundernswert.«
    Dann beschrieb er ihr in aller Kürze, wo und wann sie ihn das nächste Mal treffen sollte, um ihm ihren Beitrag zu Edwards Wohlergehen zu übergeben. Sie nickte gefügig. Kirby schaute ihr noch einen Augenblick lang nach, wie sie über den Platz verschwand. Dann ging er in die entgegengesetzte Richtung davon.

    Warum, zum Teufel, hatte er sich bloß auf Mittwoch festlegen lassen?
    Es war Montagnachmittag, Luc kehrte gerade nach Calverton House zurück, marschierte schnurstracks in sein Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann ließ er sich schwer in seinen Lehnsessel sinken und starrte in den leeren Kamin.
    Hätte er doch bloß auf einem - noch - früheren Termin bestanden...
    Aber an dem Tag, als in der Gazette die Heiratsanzeige erschienen war, hatte er die Upper Brook Street geflissentlich gemieden. Denn wie nicht anders zu erwarten, waren sämtliche Mitglieder der Londoner Hautevolee - oder zumindest schien es so - zu den Cynsters gepilgert, hatten Amelia persönlich gratuliert und sich dann schon einmal ein wenig über die bevorstehende Trauung ausgelassen. Selbst hier, in Calverton House, war seine Mutter den gesamten Morgen über von Besuchern belagert worden. Nach dem Mittagessen war sie dann zu dem klugen Entschluss gekommen, dass sie wohl am besten ebenfalls hinüberging zu Amelia und Louise - so könnten die

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