Küsse im Morgenlicht
verriegeln.«
»Ich werde es mir merken«, erwiderte sie mit einem leisen Lachen und so einem gewissen, verheißungsvollen Unterton in der Stimme. »Hast du vielleicht noch weitere Empfehlungen?«
»Falls dir mal wieder nach einem exotischen Ort zu Mute sein sollte, wäre es klug, ihn vorher gründlich zu erkunden.«
Amelia seufzte. »Woher sollte ich denn wissen, dass in deinen Gewächshäusern eine solch drangvolle Enge herrscht?« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu. »Außerdem ist es dort sowieso viel zu heiß.«
»Und trotzdem hast du mir noch immer nicht verraten, weshalb du mich überhaupt verführen möchtest.«
Amelia bemerkte den leicht drohenden Unterton in seiner Stimme und wusste, dass sie um eine Antwort nun nicht mehr herumkommen würde. »Weil ich dachte, dass es dir gefällt.« Das entsprach zumindest teilweise der Wahrheit. »Ist es denn etwa nicht so?«
»Doch, ich mag es. Und du?«
Sie blinzelte. »Aber natürlich.«
»Was magst du am liebsten?«
Als sie nicht sofort antwortete, führte Luc seine Frage noch ein wenig näher aus: »Wenn ich deine Brüste streichle, wenn ich an ihnen sauge, wenn ich dich zwischen den Schenkeln berühre -«
»Wenn du in mich gleitest.« Amelias Erregung, ohnehin schon entfacht, wuchs von Minute zu Minute. »Wenn du tief in mir bist und ich dich dort festhalten kann.«
Diese Bemerkung wurde erst einmal mit Schweigen aufgenommen, bis Luc nach einem langen Moment schließlich erwiderte: »Interessant.«
Amelia war nicht gewillt, sich die Chance, die sich ihr hier bot, entgehen zu lassen. »Und was magst du am liebsten?«
Nach einer kaum wahrnehmbaren Pause antwortete er: »Dich zu nehmen.«
»Ja, aber wie? Magst du es lieber, wenn ich dabei bekleidet bin oder wenn ich nackt bin?«
Er stieß ein kurzes, kehliges Lachen aus. »Nackt.«
»Und du? Angezogen oder nackt?«
Es schien so, als müsste Luc erst überlegen. Schließlich erklärte er: »Mal so, mal so. Das kommt ganz darauf an. Aber möchtest du wissen, was ich am allerliebsten mag?«
»Ja.« Amelias Antwort klang sehr entschieden.
»Wenn wir beide nackt sind und in unserem Bett liegen.«
Bevor sie ihre nächste Frage stellen konnte, beugte Luc den Kopf; behutsam liebkosten seine Lippen ihr Ohr, dann glitten sie langsam tiefer hinab.
»Jederzeit und immer, ganz gleich, ob Nacht... oder Tag.«
Die Worte schienen um sie herum im Raum zu schweben. Der Nachmittag war ruhig und still, die Luft vollkommen unbewegt und durchdrungen von der Wärme der Sonne, die Atmosphäre spannungsgeladen und voller unausgesprochener sinnlicher Verheißungen.
Amelia hatte plötzlich Mühe zu atmen; und zwar nicht nur deshalb, weil Lucs Hände schwer um ihre Taille lagen, und auch nicht allein deshalb, weil sie seine Kraft spüren konnte und jene überwältigende sexuelle Macht, über die er verfügte, und von der sie bereits ganz und gar umgeben war. In dieser Hinsicht war sie ja bereits seine Gefangene. Die Herausforderung war ausgesprochen worden, doch es ging nun nicht mehr darum, eine Entscheidung zu treffen. Denn die war längst gefallen - sie musste ganz einfach auf seine letzte Bemerkung antworten, konnte gar nicht mehr anders, als Luc aus tiefstem Herzen beipflichten.
»Ja.« Das Wort kam als ein kaum wahrnehmbares Flüstern über ihre Lippen, und sie spürte, wie sich seine Hände, seine Finger, einen flüchtigen Moment lang fester um sie schlossen.
Da hob er den Kopf, löste seinen Griff um ihre Taille und trat von ihr zurück. Als Amelia sich zu ihm umwandte, nahm er ihre Hand in die seine. Sein Blick, so dunkel wie die Nacht, berührte kurz ihre Augen, wanderte hinab zu ihren Lippen, dann schaute Luc zum Haus hinüber.
»Komm.«
Er führte Amelia die Steinstufen hinunter, den zur Auffahrt führenden Pfad entlang und schließlich um das Haus herum zum Vordereingang. Und zwar in aller Gemächlichkeit. Statt beruhigend auf ihre unerklärlich stark angespannten Nerven zu wirken, machte sie seine scheinbare Gelassenheit, sein offensichtlicher Mangel an Eile nur noch nervöser. Er benahm sich ganz so wie ein Mann, der das Recht - und den ganzen Nachmittag - hatte, um mit ihr zu tun, was immer er auch wollte.
Und dem war ja auch in der Tat so.
Sie betraten die Eingangshalle des Hauses und hörten von fern Stimmen - Dienstboten, die irgendwo in den kühlen Tiefen des Hauses ihrer Arbeit nachgingen, geschäftig und vergnügt -, doch als sie die Treppe zum Obergeschoss hinaufschritten, verloren sich
Weitere Kostenlose Bücher