Küsse im Morgenlicht
wachsen, wie es will.«
Und die Pflanzen wuchsen tatsächlich, wie sie wollten. Immer wieder mussten Luc und Amelia sich ducken und widerspenstige Ranken zur Seite schieben, um dem mit Steinplatten ausgelegten Pfad durch das Gewächshaus folgen zu können. Fast hätte ihnen der dichte Wald den Weg zur zweiten, rückwärtigen Tür des Gebäudes versperrt. Im Stillen hatte Amelia zwar bereits mit dem Gedanken gespielt, Luc hier zu einem weiteren kleinen Intermezzo zu verführen... doch alles war so dicht bewachsen, dass man kaum einen Platz fand, um aufrecht zu stehen. Amelia ging auf den Ausgang zu, Luc ihr dicht auf den Fersen.
Sie traten hinaus auf einen kleinen, mit Steinen gepflasterten Hof, der von einer niedrigen Mauer umschlossen war. Im Schatten einiger riesiger Bäume gelegen, war es hier merklich kühler als in dem Gewächshaus. Zudem bot der Platz überraschenderweise einen wunderbaren Ausblick auf die sanfte Talsenke, die sich vor Lucs Landsitz erstreckte. Amelia sah sich um, versuchte, sich zu orientieren und den Platz ungefähr in die kleine Landkarte einzupassen, die sie im Geiste bereits von ihrem neuen Zuhause gezeichnet hatte. In der Ferne, hinter einigen weiteren, Schatten spendenden Bäumen, war der landwirtschaftliche Betrieb von Calverton Chase zu erkennen. Rechts davon befanden sich die Hundezwinger, und ganz am äußeren Rand des Geländes lagen schließlich die Stallungen. Links von Lucs Anwesen erstreckte sich das Tal, das wie ermattet in der Mittagshitze zu schlummern schien.
Amelia trat an die niedrige steinerne Mauer. Dahinter fiel der Boden leicht ab und senkte sich bis zum Vorgarten vor Calverton Chase hinab. Dicht bei den Gewächshäusern führten einige Stufen zu einem Pfad, über den man wiederum zur Hauptauffahrt des Herrensitzes gelangen konnte. »Ich dachte, ich hätte den Großteil deines Anwesens bereits kennen gelernt. Aber die Gewächshäuser waren mir neu, und den Teil hier habe ich auch noch nie gesehen.«
Luc zog die Tür des Gewächshauses hinter sich zu und sah Amelia aufmerksam an. Dann ging er langsam über das Steinpflaster und stellte sich unmittelbar hinter sie. Über ihren Kopf hinweg ließ auch er den Blick über das Tal schweifen. Das Panorama war ihm so vertraut wie das Gesicht seiner Mutter. »Du wirst noch reichlich genug Zeit haben, um jede Facette unseres Anwesens kennen zu lernen.«
Ein prickelnder Schauer überlief Amelia, denn erst jetzt spürte sie, wie dicht Luc hinter ihr stand. Sie wollte sich umdrehen, aber Luc rückte noch ein Stückchen näher an sie heran, sodass sie zwischen ihm und der etwa bis zum Oberschenkel reichenden Mauer gefangen war.
Sie hielt den Atem an, verharrte vollkommen reglos.
Luc umfasste ihre Schultern und beugte den Kopf zu ihr hinab. Denn er mochte zwar nach ihrer Pfeife tanzen müssen, doch das bedeutete noch lange nicht, dass er nicht die Führung übernehmen konnte.
Zart berührte er sie mit den Lippen an jener empfindsamen Stelle, wo die Schulterlinie an den Hals grenzte. Wieder rieselte ein leiser Schauer der Erregung über Amelias Rücken. Sie hob den Kopf, neigte ihn etwas zur Seite und erlaubte Luc, sie noch ein wenig dichter am Hals zu küssen. Nach einem Moment ließ sie sich rückwärts gegen ihn sinken, doch sie war alles andere als entspannt.
Schließlich ließ Luc ihre Schultern wieder los, strich mit den Händen über ihre Arme, schob sie dann leicht darunter, umfasste Amelias Taille und zog sie an sich. Einen Moment lang blieb er reglos so stehen, genoss das Gefühl ihres Körpers, der sich weich und mit allen seinen verführerischen weiblichen Rundungen an den seinen schmiegte. Dann, mit dem Mund dicht an ihrer Schläfe, fragte er leise: »Warum?«
Nach einem kurzen Augenblick erwiderte Amelia: »Warum - was?«
»Warum versuchst du immer und immer wieder, mich... wie soll ich es sagen... mich zu verführen?«
Amelia schien nachzudenken. »Magst du das denn nicht?« Sie legte ihre Hände auf die seinen, die noch immer ihre Taille umschlossen hielten.
»Doch. Und ich will mich auch ganz bestimmt nicht beschweren. Aber du könntest noch die eine oder andere Lehrstunde gebrauchen. Eine Lehrstunde von einem Experten.«
Amelia lachte und verschränkte ihre Finger mit Lucs. »Nenn mir mal ein Beispiel.«
»Nun, nehmen wir mal an, du willst jemanden verführen und betrittst gerade den Raum, in dem dein Opfer sich befindet. Dann wäre es eine gute Idee, erst einmal die Tür hinter dir zu
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