Küsse im Morgenlicht
alle Geräusche in der Ferne.
Stille hüllte Luc und Amelia ein. Sie näherten sich ihrem gemeinsamen Schlafzimmer, und die Welt wich in den Hintergrund zurück.
Dieses Haus war Lucs Eigentum, und sie war die Herrin des Hauses. Tatsächlich war es ihre Festung, ihr Bollwerk gegen die Unbilden der Welt, seine Mauern dazu bestimmt, ihnen Schutz zu gewähren und sie zu behüten. Luc öffnete die Tür ihres Schlafgemachs, zog Amelia in den Raum hinein und schloss die Tür hinter ihnen. Das Einrasten des Türriegels war ein gedämpftes Echo in der Stille, ein Geräusch, das Entschlossenheit signalisierte.
Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen, um die Hitze und die Sonne auszusperren. Sanftes goldenes Licht sickerte durch den Stoff, erhellte einen sicheren Hort der Stille und Abgeschiedenheit. Ihr ganz persönliches kleines Reich.
Amelia ging zum Bett hinüber, hielt dort inne und schaute fragend zurück.
Luc folgte ihr, blieb jedoch einen Meter von ihr entfernt stehen. Er schlüpfte aus seinem Überrock, ließ ihn achtlos auf den Boden fallen und machte sich dann an den Knöpfen seines Hemds zu schaffen.
Die ganze Zeit über sah er Amelia schweigend in die Augen, hielt ihren Blick fest. Kaum merklich eine Braue hochziehend, folgte sie seinem Beispiel und begann sich zu entkleiden.
Als schließlich und endlich ihr Unterhemd auf dem Fußboden landete, war Luc bereits vollkommen nackt und lag lang ausgestreckt auf dem Bett, auf einen Ellenbogen gestützt, während er Amelia zuschaute. Die Decken hatte er bis zum Fußende des Bettes hinuntergezogen, die Kissen zum größten Teil beiseitegeschoben, sodass eine große, freie, nur mit einem seidenen Laken bespannte Fläche übrig geblieben war.
Leichtfüßig trat Amelia um das Bett herum und ließ ihren Blick von seinen nackten Waden Zentimeter für Zentimeter bis zu seinen Schultern hinaufwandern. Ihre Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln; sie hatte den Verdacht, dass Luc sich sehr wohl bewusst war, wie prachtvoll er aussah, so voll erregt, wie er war, so unglaublich männlich in seiner Nacktheit. Sie fühlte seinen Blick auf ihrem Körper, auf ihren Brüsten, ihren Hüften, den Schenkeln, als sie sich auf die Matratze kniete und dann weiter auf das Bett hinaufkletterte.
Noch immer schweigend umfasste er ihre Hüften und zog sie zu sich herab, sodass sie neben ihm lag.
Er erwiderte ihren Blick, schien den Augenblick sorgsam abzuwägen, dann hob er seine Hand und legte seine Fingerspitzen auf ihre Brust. Den Blick tief in ihre Augen gesenkt, streichelte und liebkoste er sie...
Der Nachmittag ging über in goldene Stunden der Glückseligkeit, der unbeschreiblichen sinnlichen Wonnen. Luc hatte wie so oft die Führung übernommen, und Amelia folgte ihm, doch wer von ihnen gerade die Zügel in der Hand hatte, das war etwas, was sich mehrere Male änderte, quasi immer wechselweise.
Es war zu heiß, um Körper an Körper dazuliegen und sich eng aneinanderzuschmiegen, jedenfalls für eine längere Weile. In den langen, ausgedehnten Liebesspielen, bei denen Amelia Luc mit ihren Händen liebkoste, ihn in den Mund nahm und ihm sinnlichen Genuss bereitete, wusste sie zum allerersten Mal in ihrem gemeinsamen Leben, dass sie die Oberhand hatte. Weil er es zuließ. Weil er ihr erlaubt hatte, die Oberhand zu gewinnen, ihn an die Kandare zu nehmen - ihn so zu nehmen, wie sie es wollte.
Und sie revanchierte sich dafür und erwiderte den Gefallen, ohne jeden Vorbehalt, ohne jeden Hintergedanken. Sondern ausschließlich um des Schenkens willen.
Es war auch zu heiß, um nachzudenken, um auf Zeichen, auf Andeutungen zu achten, die erkennen ließen, was dem jeweils anderen durch den Kopf ging, was seine Motive sein mochten. In stillschweigender Übereinkunft - einer Übereinkunft, der Amelia sich ebenso bewusst war wie Luc - schoben sie alle auf die materielle Welt gerichteten Wünsche und Sehnsüchte beiseite, drängten all die alltäglichen Hoffnungen und Befürchtungen, all die Fragen und Probleme und Bedürfnisse, die sie außerhalb der Türen zu diesem Raum beschäftigten, in den Hintergrund zurück. In einer bewussten gemeinsamen Willensanstrengung widmeten sie sich voll und ganz allein dem Augenblick und ihrem Liebesspiel, gaben sich uneingeschränkt den Freuden des Körpers und der Sinne hin und dem, was sich dahinter verbarg.
Die Stunden verstrichen, und wieder und wieder kamen Amelia und Luc zusammen, um reinen, unverfälschten, unbeschreiblich süßen
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