Küsse im Morgenlicht
nicht wahr?«
Amelia riss verwundert die Augen auf. »Aber natürlich.« Dann sah sie verträumt aus dem Fenster. »Aber noch gibt es da nichts mitzuteilen.«
»Noch.« Er ließ ihre Hand nicht los, sondern schloss seine Finger noch enger um die ihren.
Nach einem Moment neigte Amelia den Kopf. »Noch.«
Er musterte ihr Gesicht, ihr Profil. Um ihren Mund lag ein störrischer Zug. »Und du wirst auch ganz bestimmt daran denken, es mir zu sagen, wenn es irgendetwas zu berichten gibt, versprochen?«
Sie sah ihn an. »Sobald es etwas gibt, das du wissen müsstest -«
»Danach habe ich nicht gefragt.«
Mit störrisch vorgerecktem Kinn sah Amelia wieder aus dem Fenster. Nur mühsam konnte Luc einen Seufzer unterdrücken. »Warum wolltest du es mir nicht erzählen?«
Ach, warum musste er denn in dieser Angelegenheit auch unbedingt so genau nachhaken? Seine komplizierten Investitionen hatte er doch prima im Auge - so schlau war er immerhin schon einmal. Also war er auch klug genug, um der einfachen Rechenaufgabe ihres Zyklus folgen zu können. Besonders nun, da sie ihn noch einmal an die entscheidenden Daten erinnert hatte. Und nur weil sie ihn nicht sofort davon unterrichtet hatte, dass sie offenbar noch kein Kind von ihm erwartete... Andererseits machte Luc dies natürlich nachdenklich, und er fragte sich, wie Amelia ihr Verhältnis zu ihrem Ehemann eigentlich definierte.
»Wie ich schon sagte. Es gibt noch nichts zu verkünden. Und wenn es dann irgendwann doch so weit sein sollte, dann werde ich es dir natürlich sagen -«
»Amelia.«
Sie hielt inne, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Ich weiß doch genau, wie du dich dann verändern wirst, wie du dich anstellen wirst. Das hab ich doch bereits bei all den anderen beobachten können. Sogar bei Gabriel. Obwohl der noch der Vernünftigste von der ganzen Horde ist. Aber um nun auf dich zu sprechen zu kommen - ich kenne dich doch. Du wärst noch schlimmer als sie alle. Ich habe doch jahrelang miterlebt, wie du den Wachhund bei deinen Schwestern gespielt hast. Du wirst mich regelrecht einsperren, wirst mich wie in einem goldenen Käfig halten. Du wirst mich nicht mehr ausreiten lassen. Wahrscheinlich darf ich dann noch nicht einmal mehr mit meinem Welpen spielen!« Amelia versuchte, ihm ihre Hand zu entwinden, doch er ließ sie nicht los. Mit aufgebracht funkelnden Augen sah sie ihn an. »Oder willst du das etwa abstreiten?«
Offen erwiderte er ihren Blick. »Also, das Spielen mit deinem Welpen werde ich dir in jedem Fall schon einmal nicht verbieten.«
Amelia kniff die Augen zusammen, doch Luc schaute sie weiterhin starr an, wandte den Blick nicht ab. Nach einem Moment erklärte er: »Aber verstehst du denn nicht, dass ich es einfach gerne wissen würde, wenn du mein Kind in dir trägst? Dass ich mich dann gerne kümmern würde. Und ich meine damit, dass ich mich nicht nur des Kindes wegen um dich kümmern möchte, sondern auch um deinetwillen. Ich kann es dir ja schließlich nicht abnehmen. Aber ich kann und ich werde dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist.«
Amelia spürte, wie etwas in ihrem Inneren sich löste. Es lag eine solche Ernsthaftigkeit in seinem Ton, in seinem Blick, dass sie sich davon berührt fühlte - dass sie gerührt war.
Dennoch musterte sie ihn eindringlich. Unter ihrem prüfenden Blick verzog er das Gesicht zu einer Grimasse, sah ihr aber noch immer fest in die Augen. »Ich weiß, ich werde bestimmt sehr besitzergreifend sein. Oder zumindest wird es dir so erscheinen. Aber du musst auch bedenken, dass, wenn es um schwangere Frauen geht, Männer wie ich sich meistens ziemlich... hilflos fühlen. In unserer Welt sind wir der Herr und können ganz nach eigenem Gutdünken bestimmen. Aber was das Kinderkriegen angeht... da scheint alles, was wir uns wünschen, alles, was wir uns erträumen, ja sogar der eigentliche Sinn unseres Lebens plötzlich allein in den Händen des Schicksals zu liegen. In den Händen eines höchst unbeständigen und wankelmütigen Schicksals. Auf diesem Gebiet sind wir vollkommen machtlos, und wir können noch nicht einmal mehr den geringsten Einfluss nehmen.«
Lucs Worte kamen aus tiefstem Herzen. Es war ein ganz einfaches Eingeständnis, das er ihr soeben gemacht hatte. Ein Eingeständnis, von dem Amelia wusste, dass es uneingeschränkt der Wahrheit entsprach. Und doch waren dies Worte, die Männer wie er nur höchst selten über die Lippen brachten. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher