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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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fragend zu ihm aufblickte.
    Er erwiderte ihren Blick. Ihre Augen waren groß und so blau wie der Himmel, aber in ihnen spiegelten sich stille Bestürzung und ein Meer voller Sorgen. Luc schaute ihr offen ins Gesicht und stieß schließlich mit gepresst klingender Stimme hervor: »Dann ist es also Anne. Und uns Ashfords steht mal wieder ein Skandal ins Haus.«
    Er musterte den kummervollen Ausdruck in Amelias Augen. Plötzlich runzelte sie die Stirn.
    »Nein.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Zieh jetzt keine voreiligen Schlüsse.«
    »Voreilige Schlüsse?« Luc spürte, wie der Zorn in ihm aufwallte. Sicher, er wusste, dass seine Reaktion vollkommen irrational war, und dennoch… »Aber welche Rückschlüsse, zur Hölle noch mal, soll ich denn stattdessen ziehen? Wie würden andere über diese Sache denken?«
    Amelia setzte sich auf und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lösen.
    Sofort hielt er sie nur umso fester. »Nein. Bleib sitzen.«
    Sie fügte sich seinem Wunsch. Wahrscheinlich aber nur - wie er vermutete -, weil ihr auch gar keine andere Wahl blieb. Ihr Ton war angespannt und streng, als sie ihm mit ernster Miene erklärte: »Ich bin mir absolut sicher, dass es nicht Anne ist. Und Emily kann ich mir eigentlich auch nicht als Diebin vorstellen.«
    Luc spürte, wie die eisige Woge in seinem Inneren sich wieder ein wenig zurückzog, wie sie abebbte und auch der eiserne Ring, der sich um sein Herz gelegt hatte, ein klein wenig weiter wurde. »Und warum? Erklär es mir.«
    Amelia zögerte. Schließlich erwiderte sie: »Ich kann ganz bestimmt noch keine Gedanken lesen. Aber ich bin andererseits auch nicht vollkommen blind, wenn es darum geht, andere Menschen und deren Reaktionen zu beurteilen. Anne war ehrlich erstaunt und hatte nicht die geringste Vorstellung, wie das Lorgnon in ihr Retikül gelangt sein könnte. Sie wusste wirklich nicht, dass es darin war. Und ich bin mir sicher, sie hat es auch nicht wiedererkannt. Das heißt, dass sie es tatsächlich noch niemals zuvor gesehen hat. Anne ist doch so schüchtern... Sie hat überhaupt keine Erfahrung darin, anderen Leuten irgendetwas vorzuspielen. Das überzeugendste Argument aber ist, zumindest aus meiner Sicht, dass sie Emily das Retikül doch gar nicht erst hätte geben müssen. Sie hätte mit Leichtigkeit behaupten können, dass das Täschchen gerade nicht in ihrem Schrank wäre oder dass sie es ihr irgendwann später am Tage heraussuchen würde, oder... Ach, sie hätte doch alles Mögliche entgegnen können.«
    Konzentriert hatte Luc sich bemüht, Amelias Argumentation zu folgen, musste dann aber eingestehen: »Ich fürchte, ich hab immer noch nicht so ganz verstanden, was du mir eigentlich sagen willst. Bitte, erklär es mir noch einmal.«
    Abermals erläuterte Amelia ihm geduldig ihren Gedankengang. Sie saß noch immer auf seinem Schoß, eingekuschelt in seine feste Umarmung.
    Als sie geendet hatte, blieb sie ganz ruhig sitzen und wartete...
    Es dauerte einige Augenblicke, bis Luc einmal tief durchatmete und unsicher fragte: »Bist du dir auch wirklich sicher?«
    »Ja.« Amelia schaute ihm ins Gesicht und hielt seinem forschenden Blick stand. »Ich bin mir wirklich sicher, dass es weder Emily noch Anne war, die das Lorgnon an sich genommen hat.«
    Luc forschte in ihren blauen Augen, suchte nach einem Anzeichen dafür, ob sie im Stillen nicht vielleicht doch noch den einen oder anderen Zweifel an ihren eigenen Worten hegte. »Und du sagst das jetzt wirklich nicht bloß, um...?« Er fuhr vage mit der Hand durch die Luft, und obwohl er diese Geste hinter ihrem Rücken machte, verstand Amelia, was er ihr damit sagen wollte.
    Der störrische Zug um ihre Lippen wurde wieder etwas weicher, und sie senkte das leicht vorgereckte Kinn. Sie legte die Hand an seine Wange und entgegnete leise: »Vielleicht...« Dann hielt sie inne, setzte noch einmal an. »Vielleicht würde ich tatsächlich vor dem einen oder anderen die Augen verschließen... wenn ich der Ansicht wäre, dass das in deinem Interesse wäre oder zumindest im Interesse deiner Familie. Aber das hier ist doch eine Geschichte, bei der...« Amelia schüttelte den Kopf, blickte Luc dabei jedoch weiterhin offen ins Gesicht. »Es würde doch überhaupt nichts nützen, wenn ich Anne in Schutz nehmen würde, obwohl sie die Diebin ist. Damit würden die Probleme und der Schmerz für die Familie doch nur noch größer.«
    Langsam sanken die Worte in sein Bewusstsein ein, zwangen den eisernen Ring, der

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