Küsse im Morgenlicht
welche Summen und wie viel Mühe und Aufwand nötig gewesen waren, um die Einführung seiner Schwestern in die Londoner Gesellschaft zu finanzieren. Aber zumindest konnte er die Rechnungen nun endlich alle begleichen.
»Es ist so schade, dass du nicht dabei sein konntest.« Anne ergriff Fionas Hand. »Wirklich gemein von deiner Tante, wie hartnäckig sie darauf bestanden hatte, dass du unbedingt deine Cousinen besuchen musstest, statt zu uns kommen zu dürfen.«
»Na, na, Mädchen«, unterbrach Minerva sie. »Fiona lebt nun einmal bei ihrer Tante, und es ist bereits sehr freundlich von Mrs. Worley, dass sie Fiona so viel Zeit mit uns verbringen lässt.«
Duldsam ließen Anne und Fiona die Zurechtweisung über sich ergehen. Ihre schlechte Meinung über Fionas Tante und darüber, dass diese ihre Nichte ausgerechnet in der besagten Woche mit zu einem Besuch bei Verwandten in Somerset geschleppt hatte, änderte sich dadurch aber natürlich überhaupt nicht - so viel war klar.
»Übermorgen soll im Park eine Ballonfahrt stattfinden, habe ich gehört.«
Emilys Ankündigung riss die Mädchen aus ihren Gedanken über Mrs. Worley. Minerva ließ sich unterdessen wieder auf der Chaiselongue zurücksinken und beobachtete mit liebevollem Ausdruck auf dem Gesicht, wie ihre beiden Töchter und deren Freundin über das bevorstehende Spektakel diskutierten.
Auch Amelia musterte ihre jüngeren Freundinnen mit einem freundlichen Lächeln. Luc dagegen schenkte dem Geplapper der Mädchen nur wenig Aufmerksamkeit; sein Blick ruhte allein auf Amelias goldenem Schopf, und er überlegte im Stillen... »Würdest du dir diese Ballonfahrt gerne ansehen?«
Sie hob den Kopf, schaute ihm in die Augen, erkannte den verschwörerischen Ausdruck darin - und errötete zart. Dann sah sie die Mädchen an: »Vielleicht könnten wir ja alle zusammen gehen?«
Innerlich verzog Luc das Gesicht zu einer missmutigen Grimasse, nickte jedoch höflich, als seine Schwestern auf Amelias Vorschlag hin sofort hoffnungsfroh in seine Richtung sahen. »Sicher, warum nicht?« Nun denn, dies war zwar nicht seine Vorstellung von ungestörter Zweisamkeit, aber immerhin könnte man die Unternehmung auf diese Weise als die erste offizielle Verabredung von Amelia Cynster und Luc Ashford deklarieren - jene bedeutungsschwangere, öffentlich zelebrierte Zusammenführung seiner Angebeteten mit seiner Familie.
Fiona stieß einen Jubelruf aus, Anne lächelte erfreut, und Emily lachte. Sogleich machten sie sich an die Planung ihres gemeinschaftlichen Parkausflugs.
Während die Mädchen wieder in aufgeregtes Geschnatter ausbrachen, schaute Amelia verstohlen zu Luc hoch und erwiderte seinen Blick. Plötzlich blitzte in ihren Agen die Erkenntnis auf, dass...
»Ach, übrigens, bevor ich es vergesse. Wir hatten gerade darüber gesprochen -« Geschickt lenkte Lucs Mutter die Aufmerksamkeit ihres Sohnes von Amelia ab, ehe dieser noch genauer darüber nachdenken konnte, was seine heimliche Verlobte da wohl gerade durchschaut haben mochte. Mit einem freundlichen Lächeln schaute Minerva Luc an und blickte ihm dabei fest in die Augen. »Heute findet doch Lady Carstairs Abendgesellschaft statt. Aber Amanda lebt ja nun oben im Norden und wird diese Saison bestimmt auch nicht wieder zurückkehren. Und ich wiederum muss diese durch nichts zu bändigenden Mädchen unter die Leute bringen - kurz und gut, es wäre doch nur logisch, wenn Amelia sich uns heute anschließen würde. Zumal Louise bereits viele diverse Verpflichtungen hat, dass sie Amelia wohl nirgendwohin wird begleiten können.«
Nur mit äußerster Willensanstrengung schaffte Luc es, einen gleichmütigen Gesichtsausdruck zu bewahren. Er sah Amelia an. Sie schaute flüchtig über den Rand ihrer Tasse, erwiderte seinen Blick, senkte die Lider wieder, und auf ihren Lippen breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. »Ja, aber selbstverständlich gern.«
»Wunderbar. Dann wird Amelia hier also heute Abend zu uns stoßen, und dann gehen wir gemeinsam auf Lady Carstairs Abendgesellschaft.« Mit leicht hochgezogener Braue blickte Minerva ihren Sohn an. »Du hast die Einladung doch wohl hoffentlich nicht vergessen, oder?«
Luc straffte die Schultern. »Nein.«
»Dann bestelle ich die Kutsche also für acht Uhr - ich denke doch, wir passen alle hinein.«
Amelia setzte ihre Tasse ab und wandte sich an Minerva: »Vielen Dank. Ich werde kurz vor acht hier sein.« Sie schenkte zunächst Lucs Mutter und anschließend den Mädchen ein
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