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Küsse im Morgenlicht

Küsse im Morgenlicht

Titel: Küsse im Morgenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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würdigen zu können, haben wir heute doch das Glück, in wesentlich aufgeklärteren Zeiten zu leben.«
    Amelia nickte. »Heutzutage gibt es nichts mehr, was noch dagegen spräche, dass nicht auch Damen ihren Horizont erweitern dürften.«
    Keiner der Gentlemen wagte es, Amelias und Miss Parkinsons Unterhaltung zu unterbrechen. Wie lange sie dieses Spiel, mit dem sie ihre männlichen Zuhörer ganz bewusst in eine äußerst unbehagliche Situation brachten, noch hätten fortführen können, sollten die beiden Damen jedoch nicht mehr erfahren. Denn das Orchester hatte offenbar beschlossen, genau in diesem Moment einen Kotillon anzustimmen. Alle drei Herren waren darauf bedacht, die Chance zu nutzen und dieser leidigen Plauderei unter Damen endlich ein Ende zu bereiten. Verführt von den diversen Möglichkeiten, die Amelia und Miss Parkinson in ihrem Gespräch hatten anklingen lassen, bat Lord Cranwell Miss Parkinson um den nächsten Tanz.
    Derweil vollführte Lord Darcy eine tiefe Verbeugung vor Amelia. »Wenn Ihr mir die Ehre erweisen würdet, Miss Cynster?«
    Sie lächelte und reichte ihm die Hand. Dann, unmittelbar bevor sie sich zur Tanzfläche umwandte, schaute sie mit unschuldigem Blick noch einmal zu Luc hinüber. Er war kein großer Freund von Tänzen wie dem Kotillon. Und da sie beide ohnehin nur höchstens zweimal an einem Abend miteinander tanzen durften - zumindest, wenn sie nicht vorzeitig den Klatsch der Londoner Gesellschaft auf sich lenken wollten - wartete Luc lieber auf die Walzer.
    Seine Augen schienen mitternachtsblau, und ganz flüchtig erwiderte er Amelias Blick. Dann bekundete er mit einem knappen Nicken sein Einverständnis, als Darcy sie auf die Tanzfläche führte, um sich in die mit fast schon besorgniserregender Geschwindigkeit formierenden Reihen einzufügen.
    Während Amelia tanzte, umherwirbelte, lächelte und angeregt plauderte, dachte sie im Stillen noch einmal über dieses Nicken nach, mit dem Luc sie mit Darcy hatte davonziehen lassen - oder vielmehr über dessen tiefere Bedeutung. Es war, als hätte sich damit ein neues, vibrierendes Band der Zusammengehörigkeit zwischen ihnen beiden gespannt; ein Gefühl, das zuvor noch nicht da gewesen war. Und als der Kotillon seinem Ende entgegenging, war Amelia zu dem Schluss gekommen, dass ihr diese neue Nuance in ihrem Miteinander durchaus gefiel.
    Darcy war drauf und dran, seine Tanzpartnerin auch für den Rest des Abends in Beschlag zu nehmen. Aber es dauerte nicht lange, bis Luc sich wieder zu ihnen gesellte. Mit eleganter Arroganz - ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen - nahm er Amelias Hand und platzierte sie auf seinem Arm. Darcy hob kurz die Brauen, war jedoch zu klug, um nun eine Erklärung für Lucs wortlose Geste zu fordern. Zumal es Amelia so schien, als ob Luc und sein Freund auch ohne viele Worte miteinander kommunizieren konnten.
    Amelia lächelte und plauderte unterdessen ungehindert weiter, doch nach wenigen Minuten schon entschuldigte Luc sie beide und zog seine Partnerin mit sich fort. Langsamen Schrittes wanderten sie durch die Menge, und verstohlen musterte Amelia sein Profil. Ein selbstzufriedenes Lächeln drohte, sich auf ihren Lippen breitzumachen, doch sie bewahrte eine gelassene Miene und wartete.
    Sie wartete, während Luc und sie eine schier unerschöpfliche Zahl von gemeinsamen Bekannten begrüßten, sie wartete, während er sie durch den ersten Walzer des Abends führte, und sogar das ganze Abendessen hindurch übte sie sich in Geduld. Dann aber, als Luc sie zu ihrem zweiten - und letzten - Walzer in seine Arme zog, war es mit ihrer inneren Ruhe endgültig vorbei.
    »Ich dachte«, erklärte sie leicht verstimmt, als sie quer durch den Saal wirbelten, »wir wären übereingekommen, dass wir den einen oder anderen neuen Ausblick erforschen wollten.«
    Luc hob mit seiner üblichen, langsamen Geste eine Braue. »Nun ja. Leider befinden wir uns hier gerade an einem Ort mit, sagen wir, nur sehr beschränkten Möglichkeiten.«
    So unschuldig aber war Amelia nun auch wieder nicht, dass er sie mit dieser Ausrede bereits hätte abwimmeln können. »Und ich dachte, was so ein echter Experte auf diesem Gebiet ist, der wäre der Herausforderung, die der gegenwärtige Rahmen hier bildet, durchaus gewachsen. Ich meine, es heißt doch allgemein, du wärst ein solcher Experte.«
    Die leicht eindringliche Betonung, die Amelia ihren Worten verliehen hatte, ließ bei Luc sämtliche Alarmglocken schrillen. Zum ersten Mal, seit sie

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