Kuesse niemals deinen Boss
ist Pfarrer“, erklärte sie. Und wunderte sich im selben Moment darüber, warum sie ihm das erzählte.
Interessiert sah er sie an.
„Tatsächlich?“, fragte er. „Das erklärt dann ja einiges.“
Es erklärte im Grunde alles. Aber sie würde es ihm nicht erzählen. Jedenfalls nicht alles.
„Es war nicht gerade leicht, in seinem Haus aufzuwachsen“, gab sie zu. „Er hatte sehr hohe Erwartungen an mich und meine Geschwister. Ich war das schwarze Schaf. Die große Enttäuschung …“
Sie schluckte. Und Renzo griff nach ihrer Hand. Sie ließ ihn gewähren. Die plötzliche Berührung löste ein Kribbeln in ihr aus, das sie ganz nervös machte.
„Alle Kinder denken zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben, sie seien eine Enttäuschung“, sagte Renzo tröstend. „Aber meistens stimmt das gar nicht.“
„Nun, es stimmt definitiv bei mir“, entgegnete Faith resigniert. „Ich habe seit acht Jahren nicht mit meinem Vater gesprochen.“
Er suchte ihren Blick. In seinen Augen sah sie Mitleid.
„Das tut mir wirklich leid, Faith.“
Faith winkte ab. Es tat noch immer weh, auch nach all der Zeit. Sie war so naiv gewesen. Und sie hatte dafür zahlen müssen. Jason nicht.
„Ich … ich möchte auch gar nicht darüber reden. Ich hätte gar nicht erst anfangen sollen mit dem Thema.“
Er zog ihre Hand an seine Lippen und presste einen leichten Kuss darauf. Sein Atem fühlte sich heiß an, als er sprach.
„Dann sprechen wir einfach nicht mehr darüber.“
In ihren Augen standen Tränen. Ein Gefühl von Dankbarkeit und zärtlicher Zuneigung breitete sich plötzlich in ihr aus.
„Danke.“
Bei seinen nächsten Worten klang seine Stimme sehr fest.
„Du bist eine tolle Frau, Faith. Und ein guter Mensch. Lass dir bloß niemals etwas anderes einreden.“
„Du kennst mich doch gar nicht“, entgegnete sie peinlich berührt. „Vielleicht bin ich ja bloß eine gute Schauspielerin.“
Jetzt musste er lachen.
„Das glaube ich nun wirklich nicht. Deine Emotionen kann man dir am Gesicht ablesen. Willst du wissen, was ich jetzt in diesem Moment sehe?“
Sie sah ihn an und hielt seinem Blick stand.
In seinen Augen sah sie das Feuer, das in ihm brannte. Und sie spürte, wie sie auf ihn reagierte. Wie ihre Brustspitzen sich aufrichteten und es in ihr zu pochen begann. Ihr ganzer Körper stand plötzlich unter Hochspannung.
„Was siehst du?“, fragte sie, erstaunt über den heiseren Unterton in ihrer Stimme.
Vorsichtig strich er mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Sie musste ein Stöhnen unterdrücken.
„Ich sehe eine Frau, die verrückt nach mir ist … Und die furchtbare Angst davor hat, es zuzugeben.“
6. KAPITEL
„Du irrst dich, Renzo“, antwortete Faith, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Ihr Herz raste wie verrückt. „Vielleicht solltest du mal mit einem Therapeuten über dein großes Ego sprechen.“
Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen.
„Du bist wirklich lustig, Faith. Aber ich kenne diese Taktik. Sie funktioniert nicht.“
„Taktik? Welche Taktik? Ich sage dir bloß, was ich denke.“
Er beugte sich zu ihr herüber. Seine Augen schienen zu glühen.
„Dann beweis es mir doch, Cara mia . Küss mich und zeige mir, dass es dich nicht berührt.“
Faith versteifte sich. Ihre Finger krampften sich in ihrem Schoß ineinander.
„Das wäre aber sehr unprofessionell, Mr D’Angeli.“
Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und lächelte spöttisch.
„Wieder ein taktischer Zug, meine liebe Faith. Erst beleidigst du mich. Dann versuchst du, durch Förmlichkeit Distanz zu schaffen.“
„Ich bin schließlich deine Assistentin“, verteidigte sie sich.
„Aber bist du denn gar nicht neugierig?“
Als sie das gefährliche Funkeln in seinen Augen sah, schien ihr Herz für einen Moment auszusetzen. Natürlich war sie neugierig.
„Überhaupt nicht“, log sie und strich den Stoff ihres grünen Kleids glatt. „Funktioniert diese Masche eigentlich für dich? Ich hätte gedacht, dass du viel komplexere Methoden anwendest, um Frauen zu verführen.“
Er lachte. Dann lehnte er sich zu ihr herüber. Sie musste sich zwingen, nicht vor ihm zurückzuweichen.
„Du meinst wohl, du könntest mich mit deiner biestigen Art abschrecken. Leider klappt das nicht so, wie du es dir dachtest, meine Liebe.“
Verärgert richtete sie sich auf.
„Ich merke schon, du bist doch nicht so klug wie ich dachte. Eigentlich traurig, wenn man bedenkt, wie viele Menschen auf dich zählen.“
Seine
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