Kuesse sich, wer kann
folgte Connie.
»He«, sagte Lula. »Wohin gehst du? Wir sind schließlich Partner. Wie oft habe ich dir schon beigestanden. Jetzt geht es auf große Abenteuerfahrt, und du willst dieses einmalige Erlebnis nicht mit mir teilen? Wie kannst du nur? Es könnte uns auf ewig miteinander verbinden.«
»Ich halte das für keine gute Idee.«
»Und ob das eine gute Idee ist. Das macht Laune. Heb deine zuckersüßen Pobacken auf den Beifahrersitz. Ich bin eine erstklassige Busschaffnerin. Ich könnte mir sogar vorstellen, das zum Beruf zu machen.«
Lula legte den Rückwärtsgang ein, trat aufs Gaspedal und krachte mit dem Heck gegen den Wagen der Spurensicherung.
»Hast du gerade auch so was Komisches gehört?«, fragte sie.
»Ja, du hast die Stoßstange vom Auto hinter uns gerammt.«
»Nur angetippt. Ich gleite ganz sanft ein Stück vorwärts.«
Sie schaltete in den ersten Gang und rollte aus der Parklücke. »Die Karre zieht nicht gut an.«
Mit großen Augen und offenem Mund verfolgten die Männer von der Spurensicherung das Geschehen. Ein Blick in den Rückspiegel, und ich sah, dass wir ihren Van im Schlepptau hatten.
»Der Motor braucht mehr Saft«, sagte Lula.
Sie trat das Gaspedal durch, der Bus löste sich von dem Van und machte einen Satz nach vorn, die angetippte Stoßstange blieb auf der Straße liegen.
»Fahr lieber wieder rechts ran«, sagte ich.
»Wo denkst du hin? Ich bin doch gerade erst auf den Dreh gekommen.«
Lula rollte die Hamilton entlang und streifte dabei einige parkende Autos.
»Du hast zwei Stoßstangen und einen Rückspiegel mitgenommen!«
»Die Karre ist breiter, als ich dachte. Kein Problem. Ich werde es ab jetzt berücksichtigen.«
Sie bog rechts ab, hüpfte über die Bordsteinkante und riss einen Briefkasten aus der Verankerung.
»Oh, öffentliches Eigentum«, sagte ich.
»Wer schreibt denn heutzutage noch Briefe? Das läuft doch sowieso alles elektronisch. Wann hast du das letzte Mal eine Briefmarke auf einen Umschlag geklebt? Früher musste man die Rückseite anlecken, weißt du noch? War das eklig!«
Ich sah in den Rückspiegel, ob uns schon die Polizei verfolgte. »Wir hinterlassen eine wahre Spur des Verbrechens.«
»Ja, aber es sind keine Schwerverbrechen. Eigentlich fallen sie gar nicht ins Gewicht.«
Lula schlingerte die Perry Street hinunter und entdeckte Vinnie schon von Weitem vor dem Gerichtsgebäude. »Was ist denn das für ein Brocken neben Vinnie? Hat er nicht was von einem Paket gesagt? Das ist doch kein Paket. Das ist ein riesiger behaarter Typ an einer Leine. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich könnte schwören, es ist ein Bär.«
Der Brocken neben Vinnie war groß und braun und trug einen roten Kragen mit Fliege.
Vinnie führte den Bären zum Bus und machte die Tür auf.
»Entschuldige mal«, sagte Lula, »aber das sieht ja aus wie ein Bär.«
»Darf ich vorstellen? Bruce, der Tanzbär«, sagte Vinnie. »Ich habe seinen Besitzer gegen Kaution freigekriegt, und das hier war das Einzige, was er mir als Sicherheit bieten konnte.«
»Und was hast du mit dem Bären nun vor? Lass dir ja nicht einfallen, damit in meinen Bus einzusteigen. Bären sind in Bussen nicht erlaubt.«
»Mal zur Klarstellung: Der Bus gehört nicht dir.«
»Wenn ich am Steuer sitze, doch. Oder siehst du hier jemand anders sitzen?«
»Nur eine arbeitslose Bürohelferin«, sagte Vinnie. »Raus da. Schaff deinen Hintern weg. Ich fahre den Bus.«
»Wenn du mir kündigst, macht Connie einen Riesenaufstand. Und den Bus kannst du von mir aus gerne fahren. Ich hatte sowieso keinen Bock mehr. Er lässt sich nicht gut lenken.«
Lula und ich zwängten uns durch die Tür, an dem Bären vorbei, und Vinnie stieg mit seinem pelzigen Freund ein.
Lula spähte in den Bus. »Ach, ich brauch ja eine Mitfahrgelegenheit.«
Ein Brummen war zu hören, ich glaube, es kam von Vinnie.
»Steig ein«, sagte er. »Aber komm dem Bären nicht zu nah.« Vinnie sah mich an. »Und du? Willst du auch mitfahren?«
»Nein. Kein Bedarf.«
Eine Busfahrt mit einem Bären als Sitznachbar, ob mit oder ohne Fliege, wäre mir doch zu unbequem. Ich sah zu, wie sich die Tür schloss, und winkte Lula zum Abschied hinterher.
12
Wie eine Gestrandete stand ich vor dem Gerichtsgebäude und überlegte, welche Möglichkeiten ich hatte. Ich konnte meinen Dad anrufen oder Morelli, oder ich konnte mir ein Taxi bestellen. Ich hielt mein Handy schon in der Hand, da schnurrte sanft ein schwarzer Porsche 911 Turbo heran.
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